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Kometen-Landung

Minilabor Philae legt holprige Landung hin

  • dpa

  • Fr, 14. November 2014
    Panorama

Das Aufsetzen der Sonde Philae auf dem Kometen lief nicht ganz nach Plan, die Raumfahrtexperten sind dennoch zufrieden.

Nachricht aus dem All: Das erste Bild,...ist ein Fuß des Landemoduls zu sehen.   | Foto: dpa
Nachricht aus dem All: Das erste Bild, das Philae vom Kometen Tschurigeschickt hat. Unten links ist ein Fuß des Landemoduls zu sehen. Foto: dpa

DARMSTADT (dpa). Botschaften aus dem Universum: Nach einer abenteuerlichen Landung – mit zwei Hopsern – auf einem Kometen hat das Minilabor Philae wieder Daten geliefert. Experten waren begeistert von den Nahaufnahmen des Himmelskörpers 67P/Tschurjumow-Gerassimenko. Auch andere Untersuchungen der ehrgeizigen Mission gelangen.

Allerdings habe eines der drei spinnenartigen Beine des Labors keinen Kontakt zur Oberfläche von Tschuri. Die Befestigung sei "nicht ideal, aber der Lander ist stabil", sagte der Chef für den Flugbetrieb der europäischen Weltraumorganisation Esa, Paolo Ferri, am Donnerstag in Darmstadt. Das Labor funktioniere problemlos. "Es tut alles, was es tun sollte. Philae ist happy da oben", meinte Ferri. Der Esa-Kometenexperte Gerhard Schwehm verglich Philaes Neigung "mit einem Auto, das in einem Straßengraben liegt".

Das Labor war nach einer mehr als zehnjährigen Reise – mit der Sonde Rosetta als Taxi – auf dem Kometen gelandet. Experten sprechen von einem Meilenstein der Raumfahrt. Philae-Projektleiter Stephan Ulamec vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln berichtete, dass Philae nach dem Aufsetzen am Mittwoch nicht nur einen, sondern gleich zwei Hopser hinlegte. "Der erste Sprung dauerte etwa zwei Stunden, der zweite rund sieben Minuten. Wir sind immer noch dabei zu analysieren, wie wir nun auf 67P/Tschurjumow-Gerassimenko draufstehen."

Der Brocken gehört mit einem Volumen von etwa 25 Kubikkilometern zu den kleineren Kometen. Auf ihm ist es finster wie in einem Kohlekeller und es müffelt unter anderem nach Pferdestall. Den Experten gelang es am Donnerstag, erneut Kontakt zu dem kühlschrankgroßen Labor aufzunehmen, das etwas mehr als eine halbe Milliarde Kilometer von der Erde entfernt ist. "Es wurden große Mengen an Daten geliefert", sagte ein Esa-Sprecher. "Die Verbindung läuft gut." In der Nacht hatte es wie erwartet eine Pause wegen eines Funklochs gegeben.

Mission soll bis Ende 2015 dauern

Der Komet hat nur eine geringe Anziehungskraft. Beim Landen auf Tschuri waren zwei Harpunen zum Verankern von Philae nicht ausgelöst worden, eine Düse zum Aufdrücken des Labors auf dem Kometen funktionierte nicht. Ob doch noch versucht werden soll, die Harpunen in den Boden zu rammen, war noch unklar.

Flugbetriebschef Ferri ging davon aus, dass Philae trotzdem auf dem Kometen bleiben wird. "Dass das Minilabor wieder abhebt, bezweifle ich sehr. Es ist zur Ruhe gekommen." In den ersten Stunden nach der Landung hätten bereits wichtige Daten gesammelt werden können, sagte Ferri. Es sei auch gelungen, das Tomographie-Projekt Consert zu starten. Dabei durchleuchten Philae und Rosetta den Kometen in Teamarbeit.

Wissenschaftler wollen mit der Mission einen Blick in die Kinderstube des Sonnensystems werfen, das vor 4,6 Milliarden Jahren entstand. Kometen sollen weitgehend unveränderte Materie aus dieser Zeit enthalten. Gesucht wird auch nach Hinweisen darauf, wie Leben auf der Erde entstand. Rosetta und Philae haben zusammen etwa 20 Instrumente an Bord, um Tschuri zu untersuchen.

Die Mission ist bis Ende 2015 geplant. Philae arbeitet aber nicht so lange. Die Wissenschaftler hofften am Tag der Landung, dass das Labor etwa zweieinhalb Tage besonders fleißig sein könnte. Das hängt nach DLR-Angaben von der Kapazität der Batterien ab – aber auch davon, wie wild der Ritt auf Tschuri ist.

Ein Fotoalbum von der Landung auf http://mehr.bz/tschuri

Ressort: Panorama

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 14. November 2014: PDF-Version herunterladen

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