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Prêt-à-porter-Schauen in Paris

Revolution auf dem Laufsteg

Axel Veiel
  • Fr, 06. März 2015
    Panorama

Vom Catwalk in den Schrank: Die Modebranche verändert sich durch Blogger und Online-Shopping.

Mal bunt und wild, mal clean und chic:...d Mouret auf der Pariser Fashion-Week   | Foto: AFP
Mal bunt und wild, mal clean und chic: Entwürfe von Manish Arora (links) und Roland Mouret auf der Pariser Fashion-Week Foto: AFP

PARIS. Noch bis Mittwoch laufen die Pariser Prêt-à-porter-Schauen. Sie haben sich von Grund auf gewandelt. Der Trend? Immer schneller, immer mehr, immer spektakulärer.

Models führen vor, was man ein halbes Jahr später kaufen und tragen kann – das war einmal. Vorbei die Zeiten, da bei Prêt-à-porter-Schauen alles seinen geordneten Gang ging. Während Models im für den nächsten Winter erdachten Outfit über den Laufsteg spazieren, kann der das Spektakel im Livestream verfolgende Zuschauer auch schon hochladen, was ihm gefällt, es aus der Nähe betrachten und auf "Bestellen" klicken. Oder er schaut mal schnell in seiner Lieblingsboutique vorbei. Womöglich hängt dort bereits das Gesuchte – oder etwas, das genauso aussieht. Schließlich wird in der Branche gehörig abgekupfert.

Die vom Internet geschaffene Öffentlichkeit verführt dazu. Die Plagiatsvorwürfe häufen sich. Ohne es an die große Glocke zu hängen, hat etwa Zara Schuhe aus den Regalen genommen, die Chloé-Modellen vom elastischen Band auf Fußgelenkshöhe bis zur Holzabsatzspitze täuschend ähnlich sahen. Gewiss, wie eh und je trifft das auf dem Catwalk Vorgeführte sechs Monate später in den Geschäften ein. Dort läuft es allerdings Gefahr, links liegengelassen zu werden.

So mancher modebewusste Verbraucher mag des auf unzähligen Fotos und Videos Herumgereichten in der Zwischenzeit überdrüssig geworden sein. Auch gibt es nicht etwa nur einen Laufsteg, sondern viele, so wie in Paris. Eine "Hyperbeschleunigung und eine unendliche Multiplikation der Kollektionen" hat Lydia Bacrie in der Modewelt ausgemacht, Chefredakteurin des Magazins L’Express Styles.

Um bei so viel Vergänglichkeit und Vielfalt bleibenden Eindruck zu hinterlassen, setzen die Modehäuser auf immer spektakulärere Schauen. Unvergessliche Momente wollen sie dem Publikum bescheren und vor allem den für das Geschäft so wichtigen Meinungsmachern des Modejournalismus. Chanel und der Stardesigner des Hauses, Karl Lagerfeld, haben bei den vergangenen Pariser Prêt-à-porter-Schauen im Grand Palais Models zur Demonstration aufmarschieren lassen. Auf Plakaten prangten Sprüche wie "Wählt Coco (Chanel)!" oder "Tweed ist besser als Tweet". Großes Theater. Teuer war es vermutlich auch. Sophie Conti, ehemalige Leiterin der Pariser Filiale des Service-Unternehmens Fashion GPS, glaubt, dass Modeschauen rein kommerziell betrachtet uninteressant geworden seien. Contis Ansicht nach dienen sie nur noch dazu, "das Image einer Marke zu pflegen und den Gästen ein Gefühl der Zugehörigkeit zum Haus zu vermitteln".

Der Wandel geht noch weiter. Gut möglich scheint, dass New York, London, Mailand und Paris irgendwann ihren Exklusivitätsanspruch einbüßen. Der Modewanderzirkus, der in den vier Metropolen Station zu machen pflegt, sieht die Dinge jedenfalls nicht mehr so eng. So hat der Designer Tom Ford seine Kollektion während der Londoner Fashion Week im fernen Hollywood präsentiert – gewissermaßen als Aperitif zur Oscar-Verleihung.

Ressort: Panorama

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 06. März 2015: PDF-Version herunterladen

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