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Rote Karte für Fanschminke

Sophie Aschenbrenner
  • Fr, 27. Juni 2014
    Südwest

In Schminkstiften für Fans wurden schädliche Substanzen gefunden / Behörden raten von der Verwendung der Produkte ab.

Schön anzusehen, aber nicht ungefährlich: Fanschminke.   | Foto: dpa
Schön anzusehen, aber nicht ungefährlich: Fanschminke. Foto: dpa
Schwarz-rot-gold geschminkte Wangen gehören beim Public Viewing für viele selbstverständlich zum Outfit. Jetzt fanden die Kosmetiklabore des CVUA (Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt) Freiburg und Karlsruhe giftige Inhaltsstoffe in einigen Schminkstiften. Die Produkte wurden vom Markt genommen.

Insgesamt wurden in 14 von 14 Stichproben aus unterschiedlichen Märkten schädliche oder nicht deklarierte Stoffe festgestellt. In neun Produkten fanden die Spezialisten den Farbstoff Lackrot, der im Verdacht steht, Krebs zu erregen und dessen Verwendung seit 1993 EU-weit verboten ist. Bei fünf der Proben war Lackrot sogar der einzig verwendete Farbstoff. Zudem war bei 12 Produkten die Kennzeichnung in Bezug auf die Bestandteile nicht vollständig. In fünf Proben wurde ein gelber, nicht identifizierbarer Farbstoff nachgewiesen. Neun der Proben stammen aus China, zwei aus Polen, bei drei Produkten wurde das Ursprungsland nicht gekennzeichnet.

Insgesamt sind wohl noch mehr Schminkstifte betroffen als die 14 getesteten Produkte. "Es ist davon auszugehen, dass der Farbstoff Lackrot auch in anderen Fanstiften auftreten kann", sagt Jürgen Amman, der im Verbraucherschutzministerium des Landes im Bereich der Lebensmittelkontrolle arbeitet. Die Spezialisten werden nun weitere Schminkstifte überprüfen. Da der komplizierte Vorgang etwa vierzehn Tage dauert und daher keine schnellen Ergebnisse zu erwarten sind, rät Amman insgesamt davon ab, die Fertig-Schminkstifte zu verwenden. Wie gefährlich der Gebrauch konkret sein kann, sei schwer zu sagen. Lackrot stehe zwar im Verdacht krebserregend zu sein, mit Sicherheit könne man dies jedoch nicht sagen. Bis die Namen der Hersteller und Filialen, die die Stifte vertrieben haben, genannt werden dürfen, kann es allerdings bis zum Ende der WM dauern. "Wir müssen den betroffenen Firmen die Möglichkeit geben, gerichtlich gegen die Namensnennung vorzugehen", sagt Amman. Und das könne dauern.

Evamaria Kratz, Lebensmittelchemikerin aus Karlsruhe, war direkt an der Kontrolle der Farbstoffe beteiligt. Die Probe sei eine routinemäßige Stichprobe gewesen, sagt sie. Bereits bei vergangenen Meisterschaften in den Jahren 2010 und 2012 seien belastete Schminkstifte gefunden worden. Deren Verbreitung habe "auf jeden Fall nicht abgenommen", wie Kratz es ausdrückt. Die Prozedur, der die Stifte unterzogen wurden, ist kompliziert. Zuerst wird das Produkt in die einzelnen Farbstoffe aufgelöst. Diese werden nun in einer Lösung aufgetrennt und anschließend mit einer langen Liste bekannter Stoffen abgeglichen. "Die Schwachstelle ist, dass man nie alle Farbstoffe auf seiner Liste haben kann", sagt Kratz. Auch bei den 14 untersuchten Stiften seien bislang unbekannte Stoffe gefunden worden. Diese müssen die Hersteller nun offenlegen, "die müssen ihre Produkte ja kennen", so Kratz.

Wer nicht auf die geschminkte Flagge verzichten möchte, dem bleibt der Griff in den Kinderschminkkasten. Dies dauert zwar etwas länger, ist dafür aber unbedenklich.

Ressort: Südwest

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 27. Juni 2014: PDF-Version herunterladen

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