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Fußball

Saisonvorbereitung der SC-Frauen in Elbigenalp

Andreas Strepenick

Von

Do, 30. Juli 2015

Frauenfussball

Spiel, Sport, Spaß und harte Arbeit: Wie die Erstliga-Fußballerinnen des SC Freiburg sich in Elbigenalp auf die neue Saison vorbereiten.

SC-Fußballerinnen im Trainingslager Elbigenalb  | Foto: Felix Scharte
SC-Fußballerinnen im Trainingslager Elbigenalb Foto: Felix Scharte 
Das "Duarf", wie die Tiroler Elbigenalp nennen, ist auf der Karte leicht zu finden. Es liegt keine 20 Kilometer südöstlich von Oberstdorf. Zwischen Deutschland und Österreich hat die Natur aber die Allgäuer Hochalpen aufgetürmt, und direkt an der Staatsgrenze den Großen Krottenkopf mit seinen 2656 Metern über dem Meer. Elbigenalp ist daher nur schwer zu erreichen, entweder von Bregenz oder von Reutte her – und in jedem Fall durch eine lange Fahrt den Lech entlang von Ost nach West oder von West nach Ost. Dort, wo der Fluss noch jung und wild ist.

Eine Woche lang trainieren die Erstliga-Fußballerinnen des SC Freiburg in der Gemeinde, die zwar nur 869 Einwohner hat, aber dafür das Hotel Alpenrose, ein veritables Viersternehotel, und darüber hinaus einen Kickplatz, der erstaunlich gepflegt ist, wenn man bedenkt, dass der dortige (Männer)-Klub in der zweituntersten österreichischen Liga spielt. Hier also bittet Jens Scheuer, der ebenso junge wie engagierte neue Coach der SC-Frauen, zweimal am Tag um vollzähliges Erscheinen. Die Mädels radeln mit Mountainbikes vom Hotel zum Trainingsgelände, was noch nicht die eigentliche Anstrengung ist, denn die Distanz, ein knapper Kilometer, ist überschaubar. "Extrem intensiv und fordernd" sei das, was Trainer Scheuer den Spielerinnen sieben Tage lang dann auf dem Platz abverlange, urteilt SC-Sprecher Felix Scharte, der das Ganze vom Spielfeldrand aus ebenso akribisch beobachtet wie SC-Managerin Birgit Bauer und außerdem noch ein Einheimischer aus Elbigenalp, der das Vereinsgebäude auf- und zuschließt.

Ansonsten ist man unter sich. Die deutsch-österreichische Medienlandschaft war noch nie vor Ort in all den Jahren, dabei wären schon die spektakulären Bergketten im Norden und Süden des Dorfs eine Reise entschieden wert. Hier also, auf dem idyllischen Platz, rennen und kicken die Freiburgerinnen, dribbeln und tricksen, und am Ende der anderthalb Stunden morgens und abends auf dem Rasen stellt der Coach seinem Ensemble gern noch eine Spezialaufgabe – etwa die, mit dem Ball vom Elfmeterpunkt erst die Torlatte zu treffen und ihn dann volley im Nachschuss doch noch zu versenken. Eigentlich soll man das ja nicht üben, einen Ball an die Latte zu schießen, aber Scheuer, der 36-Jährige, probiert gern einmal etwas Neues aus. Die Frauen sollen auch vor dem Tor blitzschnell reagieren lernen. Im Basketball spräche man davon, den Offensivrebound zu holen.

Dass Scheuer zum ersten Mal in seinem Leben ein Frauenteam trainiert, macht für ihn keinen großen Unterschied. Der Frauenfußball habe sich sehr positiv entwickelt, sagt der Coach. Taktik, Technik – die erste Liga in Deutschland spiele auf hohem Niveau. "Wir wollen hier in Elbigenalp viele Themen anreißen", erklärt Scheuer, "vom Defensivspiel über die Offensive. Natürlich trainieren wir Passformen und andere Dinge, ich will die Mannschaft aber auch noch besser kennenlernen." Auf und neben dem Platz. Am Dienstagabend etwa war es im Hotel nicht das Trainerteam, das Aufnahmen von einer früheren Partie der SC-Frauen analysierte, wie man es eben normalerweise so macht – es waren die Spielerinnen selbst, die das Geschehen auf dem Platz interpretierten.

Auf Klettertouren, Wildwasserrafting und dergleichen verzichtet das Trainerteam des SCF. Das sogenannte Teambuilding findet fast nur auf dem Platz statt. Allenfalls dürfen die Frauen am Ende eines langen Trainingstages noch die Füße im Dorfbach kühlen, der vom Bernhardtal hinab fließt – fürsorglich begleitet vom Co-Trainer Maik Schutzbach, einem ehemaligen SC-Profi des Männerteams.

Den Frauen gefällt’s. "Wir fühlen uns hier sehr wohl", sagt Lena Petermann, die 21 Jahre junge Senkrechtstarterin beim SCF auf der Stürmerposition. Gerade erst ist Petermann mit dem Nationalteam von der WM in Kanada heimgekehrt, nun genießt sie die Abgeschiedenheit der Alpen. "Schöne Landschaft hier", sagt sie. "Das sieht man nicht immer." Auch Managerin Bauer schwärmt von Elbigenalp. "Es gibt hier alles, was wir brauchen." Ruhe, Abgeschiedenheit, Landschaft, Tradition. "Alle geben sich große Mühe, um uns hier gute Gastgeber zu sein."

Die SC-Frauen bleiben noch bis Samstag. Die neue Saison beginnt am Sonntag, 30. August, daheim gegen Hoffenheim.

Ressort: Frauenfussball

  • Veröffentlicht in der gedruckten Ausgabe der BZ vom Do, 30. Juli 2015:
  • Zeitungsartikel im Zeitungslayout: PDF-Version herunterladen

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