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Schätze in tiefer See

  • Christoph Müller

  • Di, 18. September 2018
    Wirtschaft

Das neue Abkommen für die internationalen Gewässer soll auch die Nutzung von Rohstoffen und Genen aus den Ozeanen regeln.

Manganknollen vom Meeresgrund (hier ei...schnittene) enthalten  viele Metalle.   | Foto: dpa
Manganknollen vom Meeresgrund (hier eine auf-geschnittene) enthalten viele Metalle. Foto: dpa
Die Bismarcksee vor Papua-Neuguinea könnte in die Geschichte des Bergbaus eingehen. Die kanadische Firma Nautilus Minerals will dort die erste kommerzielle Unterwassermine der Welt eröffnen. Probebohrungen haben ergeben, dass der Meeresboden dort in 1600 Meter Tiefe zu sieben Prozent aus Kupfer besteht. In Minen an Land beträgt der Kupferanteil im Schnitt hingegen nur 0,6 Prozent.

Doch der Abbau des Vorkommens ist umstritten, weil dort heißes, mineralhaltiges Wasser aus dem Meeresboden strömt. Die Mineralquellen sind die Grundlage von Ökosystemen mit einzigartigen Lebewesen. 60 Prozent der Arten rund um Tiefsee-Thermalquellen kommen nur in einem einzigen Gebiet vor. Die Tiefseebiologin Cindy Van Dover von der US-Universität Duke sagt daher: "Wir sollten aktive Tiefsee-Thermalquellen schützen."

Im Fall der Bismarcksee liegt diese Entscheidung bei Papua-Neuguinea. Doch Thermalquellen gibt es auch in internationalen Gewässern außerhalb der 200-Meilen-Grenze. Wer diese ausbeuten will, muss bei der Internationalen Meeresbodenbehörde (ISA) eine Lizenz beantragen. Dies haben bereits 29 Unternehmen und Institutionen getan. Dabei mischt Deutschland mit. Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, die dem Wirtschaftsministerium unterstellt ist, besitzt zwei Explorationslizenzen. Der eine deutsche Claim liegt im Gebiet zwischen den Clarion- und Clipperton-Bruchlinien im Pazifik, wo die ISA 15 weitere Gebiete für die Suche nach Rohstoffen freigegeben hat.

Aus Sicht vieler Wissenschaftler ist das zu viel. Sie fordern, dass in einem Drittel des Gebiets kein Bergbau zugelassen wird, da noch unklar sei, ob sich die Tiefseebiotope vom Rohstoffabbau erholen können. Im Hinblick auf die Verhandlungen über den Schutz der Artenvielfalt in der Hochsee fordert Julie Hunter von der Universität British Columbia: "Die Regierungen sollten die Regeln für den Meeresboden reformieren und das Vorsorgeprinzip vollständig umsetzen."

Der Schutz von Tiefseearten ist dabei kein Selbstzweck. Auch die Gene dieser Arten sind wertvoll. "Viele Tiefseeorganismen haben sich an ein Leben unter extremen Bedingungen angepasst und haben daher ungewöhnliche, molekulare Merkmale", schreibt Marjo Vierros von der UN-Universität in einer Studie. "Weil viele Meereslebewesen aus Sicht der Evolution uralt sind, ist der Anteil an potentiell nützlichen Molekülen wohl höher bei Organismen im Meer als bei solchen an Land." Das gilt insbesondere für die Arten rund um Tiefsee-Thermalquellen.

Das hat auch die Industrie entdeckt – vorneweg ein Konzern aus Deutschland. Eine Studie zeigt, dass der Chemie- und Pharmakonzern BASF 47 Prozent aller Patente auf Tiefsee-Gensequenzen hält. Die Rechtsabteilung des Konzerns wird die Verhandlungen über das neue Abkommen daher gespannt verfolgen. Denn neben Fisch und Bodenschätzen soll dieser auch die Nutzung des dritten Schatzes der Meere regeln: Gene.

Ressort: Wirtschaft

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