Raubtiere
Wolfsberatungszentrum nimmt in Görlitz Arbeit auf
Seit 15 Jahren ist der Wolf wieder in Deutschland unterwegs – aber nicht überall willkommen. Ein Beratungszentrum soll die wachsende Population beobachten und bei Konflikten helfen.
"Derzeit sammeln wir alles rund um den Wolf für die Datenbank, Ende des Jahres geht sie online." Dazu gehören Daten darüber, wo sich der Wolf angesiedelt hat und wer in den Ländern zuständig ist für Beobachtung und Überwachung. "Damit bekommen Informationen kürzere Wege", sagt Ansorge.
Unter dem Dach des Wolfskompetenzzentrums arbeiten das Institut für Wolfsforschung "Lupus", das Berliner Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung und das Senckenberg Forschungsinstitut für Wildtiergenetik mit dem Senckenberg Museum in Görlitz zusammen.
Ziel ist nicht nur, die bundesweiten Daten zur Ausbreitung des Wolfs zu sammeln. Die Einrichtung solle die Länder auch bei Fragen rund um den Rückkehrer beraten, sagte Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) im Februar über das auf drei Jahre ausgelegte Projekt.
Die Bewährungsprobe kam wenige Wochen nach dem Startschuss: In Niedersachsen suchte im April ein junger Wolfsrüde immer wieder die Nähe zu Menschen. Daraufhin wurde Hilfe aus Görlitz gefordert. "Unsere Partner von ‚Lupus’ waren vor Ort. Es wurde versucht, das Tier zu vergrämen", sagt Ansorge.
Es half nichts: Der Rüde näherte sich wiederholt Menschen mit Hunden und zeigte keine Scheu. Am Ende entschieden die Experten gemeinsam mit dem niedersächsischen Umweltministerium, das Tier abzuschießen. "Das war keine leichte Entscheidung", sagt Ansorge. Der Wolf ist eine in Deutschland streng geschützte Tierart.
Die Experten geben aber auch Einschätzungen bei Gesetzesänderungen oder stellen Informationsmaterial zusammen. Die Länder hatten immer wieder gefordert, die Kompetenzen zum Thema zu bündeln.
Auch Markus Bathen vom Naturschutzbund Deutschland begrüßt die neue Einrichtung. "Bisher war eine Schwachstelle des Wolfsmanagements, dass jedes Bundesland seinen eigenen Plan aufzog. Dabei könnte man gegenseitig von Erfahrungen profitieren." Das zeige ein anderes Beispiel aus Niedersachsen.
Dort, so Bathen, habe man zwar die Wölfe gezählt, jedoch keinen Schutz für Schafherden installiert. Die Aufregung der Landwirte war groß. Dabei gebe es gute Erfahrungen mit Herdenschutzhunden. "Bis jetzt gibt es viele lokale Initiativen. Wir brauchen eine bundesweite Vernetzung", sagt der Wolfsexperte.
Für das Dokumentations- und Beratungszentrum stellt das Umweltministerium bis 2018 425 000 Euro zur Verfügung. "Nach dem dreijährigen Pilotprojekt wird sich zeigen, ob das Zentrum akzeptiert wird", sagt Ansorge. In der Datenbank sind für das Vorjahr bundesweit 36 Rudel, sieben Paare und zwei Einzeltiere mit verlässlichen Daten registriert.
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