Auch wenn Nachbarn irritiert sind oder Post vom Ordnungsamt kommt, gilt für immer mehr Gartenbesitzer: zurück zur mitunter chaotischen Natur. Sie wollen bedrohten Arten Zuflucht gewähren.
Frühling bald ohne Singvögel. Insektensterben. Dramatischer Rückgang der Arten. Bereits in der Einfahrt zu Jürgen Schneiders’ Grundstück am Rande der westfälischen Noch-Bergbaustadt Ibbenbüren scheinen dem Besucher derartige Meldungen weltfremd. Vögel zwitschern in allen Tonlagen. Es summt und brummt wie auf einer Formel-1-Rennstrecke. In den Sandfugen zwischen den Platten aus Waschbeton blühen Felsennelke, Hasenklee, Natternkopf, Weinberglauch und unzählige andere einheimische Arten.
Einen Teil der grauen Platten hat der 55-Jährige zudem entfernt, um auf dem darunter liegenden, sandigen Boden noch mehr Raum für Blühpflanzen zu schaffen, die magere Standorte lieben. So wächst bereits auf den ersten Metern seines 2000 Quadratmeter großen Grundstücks mehr Vielfalt als woanders in ganzen Regionen. Wie viele Pflanzenarten es sind? Jürgen Schneider bläst die Backen auf. "Das müsste sich so im vierstelligen Bereich bewegen." ...