Account/Login

Spanien

Mallorca will ein Stierkampfverbot einführen

  • dpa

  • Fr, 09. Oktober 2015, 00:00 Uhr
    Panorama

Auf den Kanaren und in Katalonien sind Stierkämpfe schon verboten. Mallorca und die anderen Baleareninseln wollen als dritte Region in Spanien das blutige Spektakel für illegal erklären lassen.

Tradition oder Perversion? Der Stierkampf bleibt umstritten.  | Foto: dpa
Tradition oder Perversion? Der Stierkampf bleibt umstritten. Foto: dpa

PALMA DE MALLORCA (dpa). Stierkämpfe in Spanien haben eine lange Tradition und eine ungewisse Zukunft. Immer mehr Regionen auf der iberischen Halbinsel gehen auf Distanz zu dem blutigen Spektakel. Auf den Kanaren und in Katalonien sind Stierkämpfe schon verboten. Mallorca und die anderen Baleareninseln wollen sie als dritte Region in Spanien für illegal erklären lassen. Die Fiesta steht vor schweren Zeiten.

Die Initiative "Mallorca ohne Blut" freut sich schon: Stierkämpfe soll es auf der Urlaubsinsel vom kommenden Jahr an nicht mehr geben. Die drei regierenden Linksparteien auf den Balearen unternahmen am Mittwoch einen ersten Schritt, um das blutige Spektakel durch eine Änderung des Tierschutzgesetzes auf der Inselgruppe für illegal zu erklären. Tierschützer feiern die Einleitung der Initiative als "historischen Moment".

Der Stierkampf hatte auf Mallorca in letzter Zeit stark an Bedeutung verloren. In diesem Jahr fanden auf der Insel nur drei Corridas statt. Vier Städte – Palma de Mallorca, Alcúdia, Inca und Muro – unterhalten noch Arenen. "Die Tage des Stierkampfs auf Mallorca sind gezählt", frohlockte der Zusammenschluss Mallorca Sense Sang (Mallorca ohne Blut). Die Organisation hatte über 130 000 Unterschriften für ein Stierkampfverbot gesammelt und erreicht, dass fast die Hälfte der 53 Inselgemeinden sich zu "stierkampffreien Zonen" erklärte.

Bei einem Verbot wären die Balearen nach den Kanaren und Katalonien die dritte spanische Region, in der die Kämpfe untersagt sind.

Die Fiesta steht auch in anderen Teilen Spaniens vor schweren Zeiten. Die Branche hat nicht nur Tierschützer, sondern auch linke Politiker gegen sich, die bei den Regional- und Kommunalwahlen im Mai dieses Jahres Erfolge errungen haben – und die in den Stierkämpfen ein abgestandenes Relikt vergangener Zeiten sehen. In Madrid verzichtete die linke Bürgermeisterin Manuela Carmena auf ihren Ehrenplatz in der Arena Las Ventas und ließ der Torero-Schule der Hauptstadt die Subventionen streichen.

Steht der Stierkampf nun vor dem Ende? Jorge Campos vom Stierkampf-Komitee der Balearen hält den Gegnern vor, "aus rein politischen Motiven" die Fiesta zu bekämpfen. Unter ihnen seien viele Separatisten, die den Stierkampf als ein Symbol Spaniens betrachteten, sagte er der Zeitung La Gaceta. "Die Kampfstiere haben ein gutes Leben wie kaum ein anderes Tier und sterben einen würdigen Tod. Die Gegner sollten lieber gegen Hühnerfarmen protestieren."

Allerdings gibt es für die Fans des Spektakels auch Lichtblicke. Die konservative spanische Zentralregierung erklärte die Fiesta Ende 2013 zu einem Kulturgut, das geschützt werden müsse. 2014 nahm die Zahl der Zuschauer nach mehreren Jahren des Rückgangs wieder leicht zu. Zudem steht noch die Entscheidung des Verfassungsgerichts über die Klage gegen das Stierkampfverbot in Katalonien an. Nach Informationen der Zeitung El País stehen die Chancen der Branche nicht schlecht, dass das Verbot gekippt wird.

Ressort: Panorama

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 09. Oktober 2015: PDF-Version herunterladen

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare


Weitere Artikel