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Mittelmeer

Vor Israels Küste schwimmen massenhaft Haie

  • dpa

  • Mi, 06. Februar 2019, 15:38 Uhr
    Panorama

Seit Ende November werden Dutzende Haie vor der Küste Israels gesichtet. Angezogen werden sie von einem unnatürlichen Phänomen.

Die Haie kommen sehr nah an die Küste.  | Foto: dpa
Die Haie kommen sehr nah an die Küste. Foto: dpa
Vor der Küste von Israel sind in den vergangenen Monaten ungewöhnlich viele Haie gesichtet worden. Sie sammeln sich im flachen Wasser vor dem Küstenort Chadera, rund 50 Kilometer nördlich von Tel Aviv. "Hier tummeln sich manchmal 50 bis 100 Haie", sagt Meeresforscher Ejal Bigal. Eine derart große Population an Sandbank- und Schwarzhaien sehe man selten. Angezogen würden sie offenbar von warmem Wasser, das aus einem nahe gelegenen Kraftwerk ins Meer gepumpt wird.

In den letzten 100 Jahren seien 95 Prozent der Mittelmeer-Haie ausgerottet worden. Da sie flaches Wasser nahe der Küste bevorzugten, werden sie schneller von Fischern gefangen worden, erzählt er. Zudem würden sich Sandbankhaie (Carcharhinus plumbeus) spät fortpflanzen – oft erst nach 20 Jahren. Umso erstaunlicher sei es, so viele Exemplare der gefährdeten Art an einem Ort zu sehen.

Der Wissenschaftler der Universität Haifa untersucht seit vier Jahren, was die Tiere ins östliche Mittelmeer treibt. Er und seine Kollegen sehen das nahe gelegene Kraftwerk als Grund für die Anwesenheit der vielen Haie. Es leitet warmes Wasser ins Meer, genau dort sammeln sich die Tiere. "Mitten im Jacuzzi", scherzt Bigal. Möglicherweise locke auch Fischreichtum die Jäger in die Gegend.

Bigal hat bereits 41 der Tiere mit Sensoren versehen, um ihre Wege zu verfolgen und weiß daher, dass jedes Jahr andere Haie kommen. Allein zwei Sandbankhaie seien bereits vor zwei Jahren in Chadera gesichtet worden, die übrigen seien Neulinge.

Für Bigal ist Chadera ein einzigartiger Ort – im guten wie im schlechten Sinn: Zwar sind die Bedingungen durch das Kraftwerk künstlich, doch das flache Wasser vor dem Küstenort sei ein "Labor mitten in der Natur". Man müsse die Tiere nicht aus dem Wasser ziehen, um sie zu untersuchen. Vor Kurzem haben die Wissenschaftler angefangen, neben Blut- und Gewebeproben auch Ultraschallbilder von den Tieren zu sammeln. Allerdings fragt sich Bigal, ob die Nähe zum Menschen ideal sei. Taucher tummeln sich gern zwischen den Tieren, vom Strand aus sind die Haie mit bloßem Auge erkennbar. "Man wird ’Shark Watching’ nicht verhindern können", meint Bigal.

Er sieht darin eine Chance, Menschen aufzuklären. Denn Haie seien enorm wichtig für das Ökosystem, da sie kranke Meerestiere fressen und Populationen anderer Spezies kontrollieren. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Haie noch bis Mai bleiben. Dann wandern die Tiere erfahrungsgemäß wieder in kühlere Gewässer.

Ressort: Panorama

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Do, 07. Februar 2019: PDF-Version herunterladen

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