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Vorsicht vor der Baba Jaga

Elke Windisch
  • Sa, 31. Oktober 2015
    Panorama

In Russland lauern die Hexe, der einäugige Werlioka und das Gerippe Unsterblich auf Opfer.

MOSKAU. Nicht nur zu Halloween spukt’s im russischen Märchenwald. Auch unterm Jahr hausen dort unheimliche Gestalten. Etwa die Hexe Baba Jaga. Sie wohnt in einer Rundhütte, die auf einem Hühnerbein steht und sich in rasender Geschwindigkeit um die eigene Achse dreht. Die Baba Jaga reitet auf einem Reisigbesen. Ihr Terminkalender ist so voll wie der von Popstars: Die schwarze Katze füttern, Kräutertränke brauen, das Vieh verhexen. Treffen mit anderen Finsterlingen. Oft mit Werlioka, einem einäugigen, einbeinigen Riesen, der in Holzstiefeln daherkommt und zu den Menschen ein ähnlich gestörtes Verhältnis hat wie die Baba Jaga. Ausgeschrieben zur Fahndung im russischen Märchenwald ist der Unhold vor allem wegen Mordes. Durch Kraft ist er nicht zu besiegen, nur durch List.

Werlioka, vor allem aber die Baba Jaga, sind bis heute oft das vorletzte Argument entnervter russischer Mütter im Umgang mit erziehungsresistentem Nachwuchs. Das allerletzte Argument ist Gerippe Unsterblich. Ein spindeldürrer urböser Alter, der jungen Mädchen nachstellt. Er ist so hässlich, dass ihn sogar Baba Jaga und ihre Tochter abblitzen lassen. Er ist noch schwerer zu besiegen als der einäugige Werlioka. Das klappt nur, wenn man die Nadel zerbricht, in die er seine Seele eingesperrt hat. Der Vogel steckt in einem Hasen, dieser in einer Eisenkiste, die unter einer Eiche vergraben ist. Sie steht, weit draußen im Meer, auf dem Eiland Bujan, das nach Belieben auftaucht und wieder verschwindet.

Zu Halloween haben die russischen Kinder also die große Wahl: Baba Jaga-, Werlioka- oder lieber Gerippe-Unsterblich-Maske?

Ressort: Panorama

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Sa, 31. Oktober 2015: PDF-Version herunterladen

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