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Landwirtschaft

Wurmplage auf Afrikas Maisfeldern

  • dpa

  • Mi, 15. Februar 2017
    Panorama

Der Herbst-Heerwurm stellt derzeit eine Bedrohung für die afrikanischen Landwirte dar – vor allem, weil er sich rasend verbreitet.

Ein Heerwurm  hat eine Maispflanze befallen.   | Foto: dpa
Ein Heerwurm hat eine Maispflanze befallen. Foto: dpa

JOHANNESBURG (dpa). Landwirte in Amerika kämpfen seit Jahrzehnten gegen den zerstörerischen Heerwurm. Jetzt hat der Schädling erstmals Afrika erreicht. Es drohen heftige Ernteausfälle – und die Zeit drängt.

Einer der schlimmsten Schädlinge Nord- und Südamerikas hat erstmals Afrika erreicht und bedroht dort die Maisernte. Experten warnen, dass sich der Herbst-Heerwurm (Spodoptera frugiperda), die Raupe eines Falters, bald von Afrika bis in den europäischen Mittelmeerraum verbreiten könnte. "Es wird wahrscheinlich dazu kommen, und wir können den Heerwurm nicht ausrotten", erklärt Matthew Cock, der leitende Forscher des Zentrums für Landwirtschaft und Biowissenschaften (CABI) im englischen Egham.

Afrika ist auf die Invasion nicht vorbereitet. Die bis zu vier Zentimeter langen Raupen des Herbst-Heerwurms – der Name leitet sich vom englischen Begriff "fall armyworm" ab – fressen sich durch Maisfelder: Tausende Raupen stürzen sich auf ein Feld, grasen es ab und ziehen dann geschlossen weiter. "Sie bewegen sich zusammen, es ist wirklich wie ein Heer", erklärt David Phiri, Koordinator fürs südliche Afrika der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO).

In Sambia sind 130 000 Hektar Mais betroffen, in Simbabwe neun von zehn Provinzen. "Wenn die Lage sich nicht ändert, werden wir hungern", sagt ein betroffener Landwirt aus Simbabwe. Auch Südafrika, der größte Maisproduzent der Region, hat den Wurm inzwischen auf Feldern entdeckt.

Die Invasion des Herbst-Heerwurms ist eine große Bedrohung für Afrika. Mais ist das wichtigste Grundnahrungsmittel der Region, das etwa 70 Prozent der Ackerflächen belegt. Generell könnte der Schädling 70 Prozent einer Ernte vernichten, warnt die FAO. Die Organisation hat die betroffenen Länder deshalb nun zu einer Krisensitzung nach Harare, der Hauptstadt Simbabwes, eingeladen. Die Zeit drängt.

Die Raupen fressen sich in rund drei Wochen satt, dann verwandeln sie sich in einen Eulenfalter. Diese können sich bei günstigem Wind rasch über Hunderte Kilometer verbreiten und legen bis zu 1000 Eier. Der Herbst-Heerwurm wurde Anfang 2016 erstmals in Nigeria festgestellt, ein Jahr später ist er bereits rund 5000 Kilometer weiter südlich aktiv. Wegen des milden Klimas sterben die Schädlinge nicht an Frost, daher könnte es pro Jahr bis zu zwölf Generationen geben.

"In Afrika weiß niemand, wie man den neuen Schädling am besten bekämpft", erklärt Forscher Cock. In Amerika arbeite man seit Jahrzehnten an Strategien zu seiner Bekämpfung. Cock vermutet, dass der Herbst-Heerwurm versehentlich per Luftfracht nach Afrika eingeschleppt wurde.

Die Raupen fressen zwar am liebsten Mais, machen aber vor anderem Getreide und Gemüse nicht halt. Das südliche Afrika erholt sich noch von einer Dürre, von der 2016 nach UN-Angaben 40 Millionen Menschen betroffen waren. Nun sollte es endlich wieder gute Ernten geben.

Der Heerwurm lässt sich am besten gezielt als junge Raupe mit Pestiziden bekämpfen. Hat sich der Schädling aber in den Mais hineingefressen, ist nichts mehr zu machen. Als natürliche Feinde gelten Vögel. Sie fressen die Raupen, wenn sie sich sichtbar in offenem Gelände bewegen. In Amerika gelten auch Ameisen als natürliche Feinde, weil sie die Eier der Heerwürmer fressen, erklärt Cock.

Neben Pestiziden helfen auch Gräben um ein betroffenes Feld auszuheben. Dann sind die Raupen leicht zu töten, wenn sie versuchen, auf ein Nachbarfeld zu gelangen, erklärt UN-Koordinator Phiri. Landwirte haben so bereits einen in Afrika heimischen und weniger gefährlichen Cousin des Heerwurms, den Afrikanischen Heerwurm in Schach gehalten.

In Ländern wie Sambia, Malawi und Simbabwe lebt ein Großteil der Bevölkerung von der Landwirtschaft. Für die Bauern dort kann ein Schädlingsbefall verheerend sein, denn viele betreiben vor allem Subsistenzwirtschaft. Ohne Ernte können sie ihre Familie nur schwer ernähren. In den betroffenen Ländern gibt es in der Regel keine Versicherung gegen Ernteausfälle, weder als kommerzielles Produkt noch durch den Staat. Das einzige Sicherheitsnetz für die meisten Kleinbauern sind Verwandte – sofern deren Felder nicht auch vom Heerwurm vernichtet wurden.

In Amerika sind genetisch modifizierte Maissorten eine Lösung im Kampf gegen den Heerwurm, sagt Cock. Diese gibt es jedoch bislang nicht in Afrika. Die Suche nach Lösungen beginnt dort erst.

Ressort: Panorama

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Mi, 15. Februar 2017: PDF-Version herunterladen

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