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Unicef-Report

Zu wenig Wasser für Millionen Kinder

  • kna

  • Mi, 22. März 2017, 09:58 Uhr
    Panorama

Heute ist "Weltwassertag". Wegen des Klimawandels haben immer mehr Menschen keinen Zugang zu Trinkwasser. Deswegen drohen Epidemien. Kinder leiden besonders.

Ein Kind in Pakistan holt Wasser aus einem Fluss.  | Foto: dpa
Ein Kind in Pakistan holt Wasser aus einem Fluss. Foto: dpa
Für Kinder in Deutschland ist kaum vorstellbar, an irgendeinem Tag nicht genug zu trinken zu haben. Für Hunderte Millionen Kinder weltweit ist dies aber eine reale Gefahr – die in den kommenden Jahrzehnten noch zunehmen wird. "Bis 2040 werden fast 600 Millionen Kinder in Regionen mit extrem begrenzten Wasserressourcen leben. Das ist jedes vierte Kind weltweit", betont die UN-Kinderschutzorganisation Unicef in einem neuen Bericht. Er wurde am Dienstag zum heutigen Weltwassertag in New York veröffentlicht.

200 Millionen Stunden verbringen Frauen und Mädchen weltweit jeden Tag mit Wasserholen

Unicef prognostiziert eine "anhaltende Wasserkrise", da sich der Klimawandel in den kommenden 20 Jahren verschärfen werde. Bereits heute herrsche in 36 Ländern der Erde eine "extreme" Wasserknappheit mit "schrecklichen Auswirkungen". Nirgends sei die Lage "dramatischer als in Teilen von Äthiopien, Nigeria, Somalia, Südsudan und Jemen, wo Dürren und gewaltsame Konflikte in ihrer Kombination tödlich wirken", so Unicef-Direktor Anthony Lake. Es sei damit zu rechnen, dass allein in Äthiopien im laufenden Jahr mehr als neun Millionen Menschen ohne sauberes Trinkwasser sein werden. Fast 1,4 Millionen Kinder seien dort aufgrund immer schlimmerer Hungersnöte akuter Lebensgefahr durch schwere Mangelernährung ausgesetzt.

Frauen und Mädchen verbringen weltweit laut Unicef täglich 200 Millionen Stunden nur damit, Wasser zu sammeln. Aber es sind nicht nur Dürren, die den Zugang zu Trinkwasser extrem erschweren. Unicef nennt weitere Faktoren, die der Klimawandel mit sich bringt, den die UN-Organisation unter Verweis auf zahlreiche wissenschaftliche Daten für erwiesen hält. Im Zuge der Erderwärmung stiegen die Meeresspiegel, was dazu führe, dass Süßwasserquellen – also das Grundwasser – versalzen. "Tiefliegende Küstengebiete und kleine Inseln machen immerhin die Heimat von mindestens 25 Prozent der Weltbevölkerung aus", heißt es in dem Report.

Zudem nähmen im Zuge des Klimawandels Wetterextreme zu, und zwar nicht nur Hitzewellen. Auch Überflutungen könnten verheerend für die Wasserversorgung in armen Ländern sein. Starkregen könne schlecht geschützte Toiletten oder Latrinen überschwemmen, so die Trinkwasserversorgung kontaminieren und Cholera oder andere mörderische Krankheiten mitbringen. "Wasser zu trinken, wird dann zu einer tödlichen Angelegenheit."

Cholera zum Beispiel breite sich durch verunreinigtes Wasser aus und könne "Kinder binnen Stunden töten, wenn sie nicht ärztlich behandelt werden". Außerdem stürben jeden Tag auf der Welt 800 Kinder unter fünf Jahren wegen Durchfalls – aufgrund von unsauberem Wasser, schlechter sanitärer Anlagen oder miserabler hygienischer Verhältnisse. Steigende Temperaturen lassen Bakterien und Krankheitserreger gedeihen.

Ein Menschenrecht auf sauberes Wasser

Die Kombination von Wasserknappheit und Klimawandel erzeuge "tödliche Aussichten" für Millionen Kinder in den betroffenen Ländern, so die UN-Organisation. "Niemand leidet mehr an einer Veränderung des Klimas als ein Kind." Der kleine Körper eines Kindes sei "besonders anfällig für die Veränderungen in der Luft, die es atmet, im Wasser, das es trinkt, und in den Lebensmitteln, die es isst".

Der Unicef-Report ist schon der dritte UN-Bericht dazu, wie der Klimawandel das Leben und die Zukunft von Kindern gefährdet. Das Fazit der Autoren: "Der Klimawandel ist nicht nur eine Umweltkrise, sondern auch eine Krise für Kinder." Der Zugang zu sauberem Wasser sei aber "ein Menschenrecht". Es sei Zeit für die Regierungen, "kollektiv zu handeln" und die Prioritäten ihrer Politik neu zu setzen – nach dem Motto: Kinder zuerst. Das drohende Massensterben von Kindern wegen Wassermangels sei jedenfalls "nicht unvermeidlich".

Ressort: Panorama

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