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Nockhof

Besuch auf einem der größten Geflügelhöfe der Region

Max Schuler

Von

So, 02. August 2015 um 16:18 Uhr

Vörstetten

14 500 Hühner leben auf dem Nockhof in Vörstetten. Durchschnittlich 285 Eier legt jedes Tier pro Jahr. Ortstermin auf einem der größten Geflügelhöfe der Region.

Bis zu 14500 Hühner legen Eier auf dem Hof der Familie Nock in Vörstetten-Schupfholz. Später enden die Tiere als Suppenhuhn. Foto: Max Schuler 
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Welchen Preis muss ein Ei im Supermarkt erzielen, damit eine Bäuerin und ihre Hühner gut davon leben können? Eine Frage, die sich auch Tanja Nock stellen musste, bevor sie ihren elterlichen Hof umkrempelte. Jetzt besitzt sie Vörstettens größten Hühnerhof. Bis zu 14 500 Tiere leben dort.

Hinter einem kleinen Wäldchen bei Vörstetten-Schupfholz, wo früher Salate, Blumenkohl, Kohlrabi und Erdbeeren gewachsen sind, legen jetzt Hühner jeden Tag tausende Eier. Der erste Eindruck, wenn die Tür zum hinteren Teil des Stalls aufgeht: Es ist eng. Braun gefiederte Hühner drängen sich ans Gitter. "Die sind eben neugierig", sagt die 45-jährige Nock. Über Bretter gelangen die Tiere in einen mit Kokosmatte ausgekleideten Legebereich, unter dem ein Förderband Eier abtransportiert.

Rund 285 Eier legt jedes Huhn pro Jahr

Draußen stapeln sich Paletten voller Eier mit weißer und brauner Schale: Alle tragen den Aufdruck 1DE0812691. Mit dem Zahlencode verlassen sie den Hof und landen über den Vermarkter Zapf als Freilandeier in den Regalen von Supermärkten oder werden auf dem Freiburger Münsterplatz verkauft.

Ein Huhn auf dem Nockhof legt im Durchschnitt 285 Eier im Jahr. Die Tiere kommen mit sechs Monaten von einer Aufzucht aus dem Örtchen Wald am Bodensee. Ungefähr ein Jahr lang können sie ihre Legeleistung erbringen, bevor sie zu einem Schlachter gebracht werden und als Suppenhühner im Kochtopf landen.

Tanja Nock öffnet die Tür zum zweiten Teil des Stalls. Dort ist es wesentlich luftiger. Die Hühner wirken entspannt, ihr Gefieder ist dicht, sie tippeln um die Beine der fremden Besucher. An den Wänden des überdachten Freiluftbereichs gibt es jede Menge Schlitze, die ins Freie führen. Draußen warten Kies, Sand und saftig grüne Wiesen auf die Tiere. Jedes Tier könne entscheiden, in welchem der drei Bereiche es sich aufhalte, so die Bäuerin. Platz unter der Sonne ist an diesem Mittag noch mehr als genug vorhanden.

Der neue Stall war eine Millionen-Investition

Sechs Hektar Freilauffläche muss die Bäuerin für die Hühner vorhalten. Eine Million Euro hat sie vor zwei Jahren in den Umbau des Hofs investiert. Zusammen mit ihren Eltern, einem Landwirt und einer Vierhundert-Euro-Kraft bewirtschaftet sie den Hof. "Ich bin froh, dass ich es gemacht habe. Jetzt geht es hier viel lebendiger zu", sagt die Bäuerin. Jeden Abend, wenn sie den Stall verlässt, wünsche sie den Tieren eine gute Nacht. "Zu einem Salatkopf sagt man das nicht."

Nur wenige Hühner wagen sich weit vom Stall weg. Unter den kniehohen Schutzdächern draußen im Gras ist gar kein Tier zu sehen. "Hühner sind nicht dumm", sagt Nock. Sie hätten Angst vor Greifvögeln, wie dem Habicht, der den Tieren schwere Verletzungen zufügen könne. "Im Stall finden sie Futter, Wasser und Sicherheit vor", sagt Nock. Doch auch dort lauern Gefahren. Manche Tiere attackieren sich gegenseitig. Wenn ein Tier blute, komme es schon vor, dass sich die anderen darauf stürzen. "Hühner können zum Kannibalen werden", sagt die Bäuerin. Darum sind die Schnäbel mit einem Laser gestutzt. Ein Verfahren, das bei Tierschützern allerdings äußerst kritisch gesehen wird. Niedersachsen hat das Schnabelkürzen ab 2017 verboten.

Zehn Prozent: Mit so vielen toten Tieren rechnet Nock im Jahr. "Schlimm war es bei der ersten Einstallung. Da standen noch Reparaturarbeiten im Stall an, was bei vielen Tieren Stress auslöste und zur Bauchwassersucht führte", sagt die Bäuerin. Damals lag die Todesquote über der vorgesehenen Schwelle. "Das war hart, vor allem, weil wir da gerade erst angefangen hatten", sagt Nock. Dem jetzigen Bestand gehe es gut. Behutsam streicht sie durch das Gefieder einer Henne, ohne dabei die Sorgenfalten auf der Stirn zu verlieren.

Welcher Preis für ein Ei ist fair?

25 bis 30 Cent pro Ei: Das hält Martin Zapf von der gleichnamigen bäuerlichen Erzeugergemeinschaft für einen fairen Preis. Davon könnten Tiere, Bauern und Händler gut leben. "Wir haben bei uns im Süden eine Insel der Glückseligen", sagt Zapf, im Bezug auf die Absatzpreise, die man bei den Verbrauchern erzielen könne. Er registriert aber ein zunehmendes Ungleichgewicht. "Da sind höhere Forderungen aus der Gesellschaft, was das Tierwohl angeht, auf der anderen Seite wird das aber finanziell nicht honoriert", so der Geflügelbauer. Den Nockhof stuft er als mittelgroß ein. "In Deutschland sind die Betriebe im Durchschnitt mit 70 000 Tieren weit größer", sagt Zapf. Die Tierhaltung sei eher ein Problem im Norden Deutschlands, bestätigt Axel Meyer vom BUND Freiburg. In Baden-Württemberg halte sich die landwirtschaftliche Produktion in überschaubareren Maßen. "Man muss auch die Position der Landwirte verstehen, die sich in einem globalen Wettbewerb befinden", sagt Meyer.

Nock romantisiert das bäuerliche Leben nicht, scheint durch die Arbeit auf dem Hof auch nicht abgestumpft zu sein. Darum besuche sie stets die "Krankenstation" in einem Nebengebäude. Zerzauste Hühner sitzen dort in einem Stall, ein Tier hat ein geschientes Bein. "Die Tiere sind zu schwach, um sich im großen Stall behaupten zu können", sagt Nock. Sie wollte sie nicht schlachten lassen oder warten, bis das die Artgenossen übernehmen. Die Tiere danken es ihr mit Eiern. "Die Legeleistung liegt bei hundert Prozent", sagt Nock nüchtern, schließt die Tür und macht sich wieder an die Arbeit.
Kategorien von Eiern

Eier vom Nockhof werden über die bäuerliche Erzeugergemeinschaft "Zapf-Hof" vertrieben. Die "1" am Anfang des aufgedruckten Zahlencodes steht für Freilandhaltung. Im Stall dürfen pro Quadratmeter maximal neun Hühner stehen. Zusätzlich müssen im Außenbereich für jedes Tier vier Quadratmeter vorgehalten werden.

Eier aus Biohaltung erkennt man an der "0" am Anfang der Kennung. Im Gegensatz zur Freilandhaltung dürfen hier nur sechs Hühner auf einen Quadratmeter Stall fallen und nicht neun. Es darf auch nur ökologisches Futter verwendet werden. Für die Außenfläche gelten die gleichen Bestimmungen.

Eier aus Bodenhaltung erkennt man an der "2". Die Hennen leben in einem geschlossenen Stall, in dem sie sich frei bewegen können. Die Zahl von neun Hennen auf einem Quadratmeter darf nicht überschritten werden.

Die Ziffer "3" steht für die alte Käfighaltung, die in Deutschland seit 2010 verboten ist. Eine Kleingruppenhaltung ist erlaubt. Hierbei hat ein Huhn 800 Quadratzentimeter Platz zur Verfügung. Die Hennen leben in Gruppen von bis zu 60 Tieren.

Ressort: Vörstetten

  • Zum Artikel aus der gedruckten BZ vom Fr, 31. Juli 2015:
  • Zeitungsartikel im Zeitungslayout: PDF-Version herunterladen

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