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Kompetenzstreitigkeit

Die Rote Koralle im Mittelmeer ist in Gefahr

Reiner Wandler
  • Fr, 18. Mai 2018, 08:06 Uhr
    Panorama

Die katalonische Regierung und Umweltorganisationen kritisieren, dass Madrid neue Lizenzen zum Fang der seltenen Korallenart vergibt.

Die lichtscheue Edelkoralle wächst in einer Tiefe von 40 bis 100 Metern. Die Kolonien werden zwischen fünf und 30 Zentimeter groß und sind unregelmäßig und spärlich verzweigt. Foto: GŽry Parent
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Die Rote Koralle, auch Edelkoralle genannt, ist eine der am stärksten bedrohten Spezies im Mittelmeer. Nun droht sie einer Kompetenzstreitigkeit zum Opfer zu fallen. Während die Regierung Kataloniens sie schützen will, erlaubt die Zentralregierung in Madrid den Fang der Blumentiere.

Eine der größten Kolonien der Roten Korallen befindet sich an der Costa Brava, vor Katalonien. Während die Regierung Kataloniens, die Generalitat, die Rote Koralle zehn Jahre lang vor dem Abernten schützen will, damit sich die Bestände erholen, vergibt das Landwirtschafts- und Fischereiministerium in Madrid zwölf neue Lizenzen an Korallenfischer.

Außerdem dürfen die Korallenfischer neuerdings das gesamte Jahr über nach der wertvollen Edelkoralle suchen, die sich zu Schmuck verarbeiten lässt. Bisher waren nur sechs Monate pro Jahr erlaubt. "Es ist alarmierend, dass die Regierung die Fischerei ausweitet, anstatt diese sinnbildliche und ökologisch wertvolle Spezies zu schützen", heißt es bei den Ecologistas en Acción (Ökologen in Aktion). Die Umweltschutzorganisation und 70 weitere Gruppen haben einen Beschwerdebrief an die Regierung in Madrid verschickt – unter ihnen bekannte Organisationen wie Greenpeace, SEO-Birdlife oder WWF.

Ende 2007 verbat die Generalitat für einen Zeitraum von zehn Jahren, Korallen zu fischen. Sie folgte damit einer Empfehlung der Allgemeinen Kommission für Fischerei im Mittelmeer, der auch Spanien angehört. Das Problem: Die katalanische Regierung in Barcelona ist nur für die nahegelegenen Küstengewässer zuständig. Der Bereich der spanischen Hoheitsgewässer vor der katalanischen Küste untersteht hingegen der Regierung in Madrid. Und genau hier wurden die Lizenzen vergeben. In einer Stellungnahme erklärt Madrid, dass die Lizenzen außerhalb der Gewässer vergeben worden seien, die vom Ernteverbot betroffen sind. Deshalb erfülle sie die Regelungen der Allgemeine Kommission für Fischerei im Mittelmeer. Lydia Chaparro, Biologin von Ecologistas en Acción, kritisiert diese Haltung. Sie fordert, dass die Verbote für die gesamten Gewässer gelten müssen. Küstennahe und küstenferne Gewässer zu unterscheiden, sei völlig willkürlich.

Die Edelkoralle steht auf der Roten Liste der Internationale Union zur Bewahrung der Natur und natürlicher Ressourcen. Eine Studie im Auftrag der Generalitat ergab, dass sich 90 Prozent der Bestände entlang der Costa Brava in "einem kritischen Zustand befinden". Wurden vor Jahren noch riesige Korallenfächer geerntet, bringen die Taucher heute nur noch spärliche Ästchen an die Wasseroberfläche. Vielerorts erreichen die Edelkorallen nicht einmal die sieben Zentimeter Mindestlänge, um abgeerntet zu werden. Mehrere katalanische Parteien haben mittlerweile die EU-Kommission angerufen. Sie wollen erreichen, dass Brüssel gegen die Lizenzvergabe durch Madrid vorgeht.
Schutz für Korallen

Um ihren Bestand zu schützen, hat die Konferenz über den internationalen Handel mit gefährdeten Arten beschlossen, dass die Rote Koralle nur unter Kontrollen gehandelt werden darf. Die Rote Koralle ist in allen warmen Meeren beheimatet. Die Bestände Italiens, Frankreichs und Spaniens sind nach WWF-Angaben zwischen 1985 und 2001 um 66 Prozent gesunken.

Ressort: Panorama

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 18. Mai 2018: PDF-Version herunterladen

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