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Es geht um gemeinsame Erfahrungen

AFP

Von AFP

Fr, 18. Oktober 2019

Computer & Medien

Alte Fernsehserien werden von den Streaming-Diensten für horrende Summen eingekauft.

Die Protagonisten von „Friends“  | Foto: ANGELA WEISS (AFP)
Die Protagonisten von „Friends“ Foto: ANGELA WEISS (AFP)
Die Sitcom "Friends" aus den 90er Jahren ist ein alter Hut. Doch für Kult-TV-Serien wie diese zahlen Streamingdienste derzeit Höchstpreise. "Da herrscht gerade ein Kaufrausch", sagt der Kommunikationswissenschaftler Dominic Caristi von der Ball State-Universität in Indiana. 2018 brachte Netflix 140 eigene Produktionen heraus. Die meisten Zuschauer bei dem Streamingdienst hatte jedoch laut dem US-Marktanalysten Nielsen "The Office" – eine alte NBC-Serie, die der Fernsehsender bis vor sechs Jahren ausstrahlte – gefolgt von "Friends". 2021 verliert Netflix die Rechte an "The Office" an den neuen Streamingdienst von NBC Universal. Rund 500 Millionen Dollar kostet die Lizenz für fünf Jahre.

Bereits nächstes Jahr verliert Netflix "Friends". Die Serie zieht um auf die Plattform HBO Max von WarnerMedia. Der Preis: 425 Millionen Dollar für fünf Jahre. Berichten zufolge will sich HBO Max auch die Rechte an den Sitcoms "The Big Bang Theory" und "Two and a Half Men" sichern – für schwindelerregende 1,5 Milliarden Dollar.

Experte Caristi erklärt die Beliebtheit der alten Fernsehserien mit dem Wunsch des Publikums nach gemeinsamen Erfahrungen. Früher hätten sich Menschen in der Kaffeepause im Büro über das Fernsehprogramm des Vorabends unterhalten. Das sei heute nur noch mit Serien wie "Friends" möglich, deren Publikum über die Jahrzehnte gewachsenen ist. "Da sind die Leute, die sie in den 90er Jahren bei der ersten Ausstrahlung gesehen haben, jene, die die Wiederholungen geschaut haben und diejenigen, die sich die Serie jetzt angucken", sagt Caristi. "Und dadurch kann man die Erfahrung mit vielen Menschen teilen."

Als der Streamingdienst Netflix 2010 startete, nutzten Fernsehsender und Produktionsfirmen die Plattform, um mit ihren Filmen und Serien nach der Erstausstrahlung weiter Geld zu verdienen. Heute hat Netflix weltweit 160 Millionen Abonnenten, und die traditionellen Fernsehanstalten sehen den Anbieter als bedrohlichen Konkurrenten, gegen den sie sich zur Wehr zu setzen versuchen. Ab November wollen Apple und Disney mit eigenen Streamingdiensten auf dem Markt mitmischen, die Plattformen von WarnerMedia und NBC Universal sollen innerhalb der nächsten zwölf Monate an den Start gehen. Die Unternehmen stecken Milliarden Dollar in eigene Produktionen und den Erwerb von Rechten, um Netflix Kunden abzuluchsen. Sie wollen Filme und Serien exklusiv anbieten.

Produktionen von Marvel und Pixar oder die "Star Wars"-Filme werden in den USA künftig ausschließlich bei Disney+ zu sehen sein. "Zuschauerträchtige Produktionen mit anderen zu teilen, ist kein gutes Modell", sagte Kevin Reilly von HBO Max im Februar zum Kauf der Rechte an "Friends".

Die klassischen Fernsehserien allein werden nicht ausreichen, Netflix Konkurrenz zu machen, "aber sie stellen schon mal sicher, dass es genügend interessante Inhalte gibt", sagt Kommunikationswissenschaftler Caristi. "Man muss sie nicht in der richtigen Reihenfolge schauen, sondern kann sich, wann man will, eine beliebige Folge ansehen."

"Die Menschen wollen einfach lachen", erklärt James Michael Tyler, der in "Friends" den ewig leidenden Cafékellner Gunther spielte, die andauernde Beliebtheit der Serie. "Heutzutage mehr denn je."

Ressort: Computer & Medien

  • Veröffentlicht in der gedruckten Ausgabe der BZ vom Fr, 18. Oktober 2019:
  • Zeitungsartikel im Zeitungslayout: PDF-Version herunterladen

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