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Zisch-Interview

"Mein Ziel ist, erfolgreich Fußball zu spielen"

  • Aaron Boeddrich

  • Mi, 19. November 2014, 14:25 Uhr
    Neues für Kinder

Zisch-Reporter Aaron Boeddrich hat den Torwart Daniel Davari vom Schweizer Fußball-Erstligisten Grasshopper-Club Zürich getroffen. Der 26-Jährige erzählt im Interview, wie er jetzt zu seinem Ex-Club Eintracht Braunschweig steht und wie es ihm aktuell in Zürich geht.

Daniel Davari   | Foto: DPA
Daniel Davari Foto: DPA
Zisch: Lars Unnerstall – damals vom FC Schalke 04 an den FC Aarau ausgeliehen – und Ottmar Hitzfeld haben mir gesagt, man würde in der Schweiz auf der Straße nicht so schnell angesprochen wie in Deutschland. Können Sie dem zustimmen?
Davari: Ja, kann ich bestätigen. Der Unterschied zwischen Deutschland und der Schweiz ist natürlich relativ groß. Wenn du mal in Deutschland in der ersten oder zweiten Liga gespielt hast, wirst du schon öfter angesprochen. Aber die Anzahl der Leute ist natürlich in Deutschland auch höher, es gibt mehr Einwohner, es gibt mehr Leute, die sich für Fußball interessieren. Definitiv ist es so, dass du hier nicht so oft angesprochen wirst.

Zisch: Sind die Fans von Braunschweig damals anders mit Ihnen umgegangen als jetzt die vom GC?

Davari: Nein, im Endeffekt unterstützen sie natürlich ihre Mannschaft. Und die Leute sind glücklich, wenn man gewinnt, und unzufrieden, wenn man verliert, das ist ganz normal, das ist bei jedem Verein fast das Gleiche.

Zisch: Gibt es zwischen der deutschen Bundesliga und der Schweizer Raiffeisen Super League große Unterschiede?
Davari: Ja, es ist ja auch kein Geheimnis, dass in der Bundesliga mittlerweile Weltstars spielen, mit Bayern München, Dortmund oder Schalke und ein paar andere Mannschaften, die in der Champions League spielen. Das ist mit Sicherheit ein Unterschied, auch finanziell. Auch von der Tradition und den Spielergehältern her ist das sicher ein Unterschied, aber die Schweiz ist im Kommen und Mannschaften wie Basel oder der FC Zürich sind Mannschaften, die sich jetzt auch in Europa zeigen. Es gab auch in den letzten Jahren immer wieder Spieler, die groß herausgekommen sind.

Zisch: Was hat Sie zu einem Wechsel zum GC Zürich bewegt? Generell ist die Super League als Ausbildungsliga bekannt, aber nicht als Sprungbrett in die großen europäischen Ligen ...
Davari: Ich glaube, die letzten zwei Torhüter, die in die Bundesliga gewechselt sind (Roman Bürki zum SC Freiburg und Yann Sommer zu Borussia Mönchengladbach, d. Red.), haben auch hier gespielt, insofern glaube ich schon, dass es immer wieder Spieler gibt, die hier rauskommen. Aber darum geht es für mich auch gar nicht, es geht darum, dass ich mich wohlfühle, dass ich mich weiterentwickeln möchte. Das waren Gründe, warum ich hierher gekommen bin, und nicht, dass ich hier so schnell wie möglich wieder wegkomme, sondern, dass ich versuche, die Zeit hier zu genießen und erfolgreich Fußball zu spielen.

Zisch: Sie haben gerade Roman Bürki angesprochen, der zum SC Freiburg gewechselt ist. Er war hier Stammspieler, jetzt sind Sie es. Das ist ein schweres Erbe, weil er Publikumsliebling war. Ist das jetzt ein Unterschied zu Braunschweig, wo Sie Marjan Petkovic abgelöst haben, und hier sind Sie jetzt gekommen, weil Bürki gegangen ist?
Davari: Es ist meistens so, dass man irgendwo hingeht, weil jemand den Verein verlässt. Das ist ganz normal, das ist Teil des Geschäfts. Aber wer jetzt vor mir hier war, damit kann ich mich nicht mehr befassen. Ich versuche, mein Bestes zu geben.

Zisch: Sie haben einen aktuellen Marktwert von 1,25 Millionen Euro. Achten Sie als Spieler auf Marktwertentwicklungen oder ist Ihnen das egal?
Davari: Das ist mir eher egal, das kann ich nicht beeinflussen. Ich kann mir das nicht aussuchen, sondern muss meine Leistung auf dem Platz und im Training bringen. Als man 16, 17, 18 war, hat man sich das öfter angeschaut, aber mittlerweile nicht mehr.

Zisch: Am 15.11.2013 haben Sie für die Nationalmannschaft des Iran debütiert, waren bei der WM 2014 dabei. Welche Emotionen hat das in Ihnen hervorgerufen?
Davari: Das war eine tolle Erfahrung und eine große Ehre, das Debüt war sehr emotional, weil ich mein erstes Länderspiel gemacht habe. Das ist ein großer Meilenstein für mich gewesen. Es war immer ein Traum von mir, mal für die Nationalmannschaft zu spielen. Bei der WM dabei zu sein, war auch ein tolles Erlebnis, das kann mir keiner mehr nehmen. Die sechs, sieben Wochen mit der Mannschaft haben großen Spaß gemacht.

Zisch: Haben Sie einen Traumklub, für den Sie gerne mal spielen würden?
Davari: Nein.

Zisch: Verfolgen Sie die Bundesliga und Braunschweig noch in der Zweiten Bundesliga?
Davari: Ja, klar, da sind viele alte Teamkollegen, mit denen ich Jahre lang gespielt habe. Und es ist ganz normal, dass ich mich informiere und ich fiebere immer mit und drücke Ihnen die Daumen, dass sie relativ schnell wieder auf die ersten Plätze kommen.

Zisch: Können Sie sich vorstellen, in einigen Jahren nochmal für die Eintracht zu spielen?
Davari: Ich würde niemals etwas ausschließen, weil du im Fußball die Dinge nie vorhersehen kannst. Ich habe dem Verein viel zu verdanken und würde nie sagen, dass ich dort nie mehr spielen möchte, im Gegenteil: Man weiß nie was passiert, wieso nicht?

Zisch: Anfang August haben Sie sich einen Bruch der Augenhöhle zugezogen. Als Sie wieder fit waren, hat Ihr Trainer Michael Skibbe gesagt:,Davari steht im Tor. Wir wollen ihm nach seiner Verletzung zeigen, dass wir auf ihn setzen.’ Wie wichtig war das für Sie?
Davari: Sehr wichtig, ich habe das Vertrauen des Trainerteams gespürt, aber das bedeutet nicht, dass ich einen Freifahrtsschein habe. Ich muss mich immer wieder neu beweisen, weil ich hier zwei sehr gute Torwartkollegen habe und wir treiben uns im Training immer hoch. Trotzdem hat mich diese tolle Geste natürlich sehr gefreut.

Zisch: Skibbe war bis jetzt in Deutschland, der Türkei und jetzt in der Schweiz tätig. Kann man das an seinen Trainingsmethoden merken?
Davari: Auf jeden Fall merkt man das. Er hat sehr viel Erfahrung, er hat viele Vereine trainiert, sehr erfolgreich trainiert, und auch mal Niederlagen einstecken müssen, aber man merkt, dass er schon viel erlebt, dass er viele Spieler schon herausgebracht und geformt hat. Er ist ein sehr sympathischer und zielstrebiger Mensch, mit dem man immer über alles reden kann, über private Dinge, über Fußball. Er hat eine ganz klare Sicht von seinem Stil, und es macht sehr viel Spaß, unter ihm zu trainieren. Ich kann sehr viel von seinen Trainingsmethoden und seiner Art lernen.

Ressort: Neues für Kinder

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