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Umwerfend kreativ

  • Mo, 02. März 2015
    Freiburg

Neue Reihe für Kinder am Freiburger Stadttheater.

Bevor es überhaupt losgeht, gibt’s schon richtig viel zu gucken auf der Bühne des Werkraums im Stadttheater. Wände und Boden sind mit Alufolie bespannt, zwischen Monitoren und alten Fernsehern ist ein gemütlich-chaotisches Labor mit jeder Menge kuriosem Krimskrams aufgebaut (Ausstattung: Caroline Stauch). Nicht alles, aber vieles davon wie Wurstsuppendose oder Staubbläser werden zum Einsatz kommen bei der ersten Folge von "Schau ins Unsichtbare", einer Art Lecture-Performance-Reihe des Theaters Freiburg für Kinder ab acht Jahren (Konzept, Regie und Performance: Gesa Bering, Benedikt Grubel).
Das Format hat seinen Reiz: Infotainment – die Verbindung von Wissen und Unterhaltung – gibt es mittlerweile in vielen Disziplinen, man denke nur an Science-Slams. Die gute, alte "Sendung mit der Maus" macht seit Jahrzehnten nichts anderes. Wie die beiden Nachwuchswissenschaftler Petra und Achim in der folgenden Stunde Fakten rund um den Weltraum multimedial und theatral in Szene setzen, erinnert auch an das WDR-Kindermagazin "Wissen macht Ah!": Anekdoten, Filme und Expertenstimmen, eingebunden in frech-verspielte, szenische Momente mit viel Slapstick.

Viel Stoff für Achtjährige

Die beiden auf der Bühne sind sympathische Schlaumeier: Natürlich versucht jeder den anderen im Klugscheißen zu übertrumpfen, in punkto Schnüffelleidenschaft sind sie aber ein Team, das sich auch gleich in eine philosophische Diskussion über das Universum stürzt. Dazu wirft der Diaprojektor krisselige Schwarz- Weiß-Gebilde an die Wand, kurz darauf explodiert die Konfettikanone als Goldregen-Big-Bang, und der griechische Philosoph Anaxagoras wird live zugeschaltet. Und weil das All sich seit dem Urknall immer weiter ausbreitet, gibt’s um die Demonstrationsobjekte Luftpumpe und Luftballon ein lustiges Gezerre. Wenig später sitzt man romantisch bei Milky Way unterm Sternenhimmel...

Von der Unendlichkeit über die Milchstraße bis zur ersten Mondlandung, von Meteoriten zu möglichen Außerirdischen – die Performer haben viel Stoff zusammengetragen und verdichtet. Den vermitteln sie umwerfend kreativ: Petra und Achim schalten fiktive Live-Übertragungen, interviewen einen Mars-One-Teilnehmer per Dosentelefon, suchen mit ihrem selbstgebauten Radioteleskop nach Aliens, essen Butterbrezeln in der Schwerelosigkeit und starten ihre Rakete mit viel Theaternebel. Das Problem daran: Mit dieser Überfülle an Material und Ideen wird das Format auf Kosten des Publikumskontakts überstrapaziert. Im Turbotempo gibt es Neues zu sehen und zu kapieren, Textmenge und Fremdwörterquote sind gewaltig. Dazu kommt noch der hohe Abstraktionsgehalt des Themas. Für Neunmalkluge kein Problem – normale Achtjährige kommen an ihre Grenzen. Die Lösung ist schmerzlich, aber schlicht: Rotstift!
– Theater Freiburg, Werkraum, "Schau ins Unsichtbare": Folge 1 – "Der Weltraum, heute, Montag um 10 Uhr. Folge 2 – "Das Geld" am 21., 22. und 23. März, Folge 3 – "Gespenstisches" am 18., 19. und 20. April, wochenends jeweils um 16 Uhr, montags 10 Uhr für Schulklassen.

Ressort: Freiburg

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Mo, 02. März 2015: PDF-Version herunterladen

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