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Von der Natur erfunden

  • Sa, 09. Dezember 2017
    Neues für Kinder

Viele Techniken haben wir uns von Tieren und Pflanzen abgeschaut, zum Beispiel den Klettverschluss.

Wasser bildet auf der Oberfläche des Lotosblatts eine Perle – perlt also ab. Foto: H. Zell (Wikipedia)
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Der Klettverschluss – wir haben ihn an den Schuhen, der Jacke, am Rucksack. Wir öffnen ihn täglich dutzende Male und er hält jedes Mal aufs Neue. Ganz schön praktisch, diese Technik. Und die hat sich der Erfinder nicht allein ausgedacht, sondern von der Natur abgeguckt.

George de Mestral heißt der Mann, der 1941 den Klettverschluss erfunden hat. Und das kam so: Der Schweizer durchstreift an einem Spätsommertag mit seinem Hund die Wiesen in der Nähe seines Hauses. Gräser und andere Pflanzen stehen hoch, unzählige Kletten bleiben im wuscheligen Fell des Hundes haften. Zuhause muss de Mestral eine Menge davon aus dem Hundefell entfernen. Und da wird seine Neugier geweckt. Warum haften die Kletten so gut? Lassen sie sich nach dem Entfernen wieder ins Hundefell setzen? Und halten sie von neuem? Das will George de Mestral genauer untersuchen. Da er Ingenieur ist, also ein Fachmann auf dem Gebiet der Technik, hat er zu Hause, was er gleich braucht: ein Mikroskop. Als er die Klette damit betrachtet, erkennt er die winzigen Haken an ihrer Oberfläche. Sie sind so beweglich, dass sie nicht abbrechen, auch wenn man die Klette wieder und wieder auf ein Stück Stoff klebt und entfernt. Dass man diese Technik nutzen könnte, war dem Forscher gleich klar. Er baute die Klette nach – und erfand so den Klettverschluss, der auf der einen Seite die feinen Haken und auf der anderen kleine Schlaufen hat, die sich in den Häkchen verankern.

Wenn Menschen eine Technik aus der Natur übernehmen und nachbauen, nennt man dies Bionik. Das Wort setzt sich aus den beiden Teilen Biologie und Technik zusammen. Biologie ist die Wissenschaft von den Lebewesen. Lebewesen – egal ob Tiere oder Pflanzen – ahmt der Mensch bei ganz vielen Gebrauchsgegenständen nach. Die Schwimmflossen zum Beispiel haben wir uns bei den Schwimmhäuten der Frösche und Enten abgeschaut, die Saugnäpfe beim Tintenfisch, den Fallschirm bei der Pusteblume.

Und auch von einer anderen Pflanze hat sich die Technik etwas abgeguckt – von der Lotosblume. Das Besondere an ihr: Ihre Blätter verschmutzen nicht, weil die Oberfläche von winzigen Noppen übersät ist, die mit wasserabweisendem Wachs überzogen sind. Wasser, das auf diese wächserne Oberfläche trifft, kann sie nicht nass machen, sondern bildet kugelförmige Tropfen, die vom schrägen Blatt herunterrollen und dabei Schmutz einfach mitreißen. Sehr praktisch: Man erhält eine Oberfläche, die sich sozusagen selbst reinigt. Verwendet wird dieser Lotoseffekt heute an vielen stellen: Wird Farbe mit Lotoseffekt auf Hauswände aufgetragen, können keine Schmierereien mehr daran haften. Von Jacken perlt das Wasser einfach ab. Ihr könnt den Lotoseffekt auch selbst beobachten. Nehmt euch verschiedene Blätter von Pflanzen, träufelt Wasser darüber und schaut, was passiert. Probiert das Ganze dann mit einem Kohlblatt – Kohl gibt es zurzeit auf jedem Markt zu kaufen. Ihr werdet merken, dass auf dem Kohlblatt das Wasser abperlt und dabei Staub oder Erde einfach mitnimmt.

Ressort: Neues für Kinder

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Sa, 09. Dezember 2017: PDF-Version herunterladen

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