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England

Wütende Vögel: Wenn Möwen Menschen angreifen

  • dpa

  • Fr, 31. Juli 2015, 00:00 Uhr
    Panorama

Aggressive Krähen und Bussarde kennt man. Doch in Großbritannien werden immer mehr Angriffe von Vögeln gemeldet, die man bislang eher mit Urlaub in Verbindung brachte: Möwen.

Möwen sehen  elegant aus, können  aber auch ganz schön aggressiv  werden.   | Foto: dpa
Möwen sehen elegant aus, können aber auch ganz schön aggressiv werden. Foto: dpa

Die Tiere werden dort immer forscher und scheinen keine Angst vor Menschen und Haustieren zu haben. Sogar Premierminister David Cameron fordert nun, hart durchzugreifen.

Wie in einer Szene des Hitchcock-Klassikers "Die Vögel" sei es gewesen, sagt Sue Atkinson. Ein Foto zeigt ihre Kopfwunde. Die Rentnerin aus Cornwall, das für beschauliche Landschaften à la Rosamunde Pilcher bekannt ist, wurde Opfer einer Möwenattacke. Ebenso der vierjährige James, der eine Fingerverletzung davontrug. "Killermöwen" hätten eine Schildkröte namens Stig getötet, berichtete die Times neulich. Yorkshire Terrier "Roo" musste nach einem Angriff eingeschläfert werden.

Premierminister David Cameron hat eine "große Debatte" über das Problem gefordert. Seine eigenen Erfahrungen klingen erträglich: "Ich erinnere mich, dass vor langer Zeit ein paar Möwen versucht haben, den Schinken aus meinem Sandwich zu nehmen. Aber ich habe das seitdem nicht dem gesamten Möwenbestand angekreidet." Im Frühjahr hatte die Regierung eine Viertelmillion Pfund für Möwen-Aggressionsforschung zugesagt – nach der Wahl wurde aber nichts daraus.

Ein verhängnisvoller Fehler? Eine sogenannte Möwen-Aufklärungsgruppe mit ihrem Sprecher warnt in verschiedenen Medien, dass unbewachte Babys die nächsten Opfer sein könnten. Er sei gerade vom Supermarkt zu einem Schnellrestaurant gegangen, berichtete ein aufgebrachter Anrufer aus Bristol der Polizei, "und eine der Möwen hat versucht, mir das Sandwich aus der Hand zu reißen!" Das Opfer des Überfalls wusste sich nur mit einem Notruf zu helfen.

Die erregte Debatte hat die Königliche Gesellschaft zum Schutz von Vögeln (RSPB) auf den Plan gerufen. Die Sache sei kompliziert, denn an den Küsten gingen die Möwenbestände zurück, während es in der Stadt immer mehr würden, erklärt ein Sprecher. Sein Tipp: Nicht füttern, sonst betrachteten die Tiere Menschen am Ende als Nahrungsquelle. Pommes und Eis sei für die Möwen außerdem nicht gerade gesund.

Das sieht auch die Deutsche Ornithologen-Gesellschaft so. Von den Küsten der Bundesrepublik sei so ein Möwenverhalten auch bekannt, sagt Generalsekretär Ommo Hüppop. In aller Regel handele es sich bei den aggressiven Flattermännern um Silbermöwen.

Ein Fütterverbot mag nach einer guten Lösung klingen. Doch kaum denkt die Stadtverwaltung des malerischen walisischen Seebads Llandudno über eine Strafen für hartnäckige Möwenfütterer nach, kommt Einspruch aus unerwarteter Ecke: "Wir haben über Bußgelder nachgedacht, aber man hat uns gesagt, es sei in manchen Religionen ein Recht, Vögel zu füttern!", twittert der Tourismusbeauftragte Jim Jones.

Vielleicht könnte stattdessen die Idee einer Londoner Anwaltskammer Schule machen: Um der Lage Herr zu werden, ist dort seit drei Jahren Wüstenbussard Sally im Einsatz und soll die Möwen vom Nisten abschrecken – das funktioniere prima, sagt eine Sprecherin.

Ressort: Panorama

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 31. Juli 2015: PDF-Version herunterladen

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