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Zu viele Freiheiten tun Kindern nicht gut

Paul Bonengel, Klasse 8b, Goethe-Gymnasium, Freiburg

Von Paul Bonengel, Klasse 8b, Goethe-Gymnasium & Freiburg

Di, 19. Juni 2018

Schreibwettbewerb Zischup

Erziehen ohne Regeln? / Schwierig, sagen Erziehungsexperten.

  | Foto: xtock - Fotolia
Foto: xtock - Fotolia
Regeln nerven total, aber ohne geht es eben auch nicht. Doch wie war das noch vor einigen Jahren? In den 70er-Jahren gab es eine große Bewegung der sogenannten "antiautoritären Erziehung". Viele Eltern erzogen ihre Kinder quasi "ohne Zwang". Dabei gab es unterschiedliche Formen. Einige setzten wenige Grenzen, andere gaben überhaupt keine Regeln vor. Die Grundidee war, die Kinder selbst entscheiden zu lassen, was sie möchten und was nicht. Diese Erziehungsform entstand aus der Ablehnung der damals praktizierten autoritären Erziehung. In dieser ging es vor allem um Gehorsam. Bei ihren eigenen Kindern wollten es viele junge Eltern von damals anders machen und wendeten einen gegenteiligen Erziehungsstil an.

Die neue Erziehungsmethode setzte auf die freie Entfaltung des Kindes. Es existierte quasi kein "Nein". Die Kinder durften selbst entscheiden, was sie tun und lassen wollen. Auf Zwang, Drohungen und Strafen wurde verzichtet. Durch den gewährten Freiraum sollten die Kinder ihre eigenen Fähigkeiten und Interessen selbst entdecken.

Laut vieler Experten birgt der antiautoritäre Erziehungsstil zwar einige Vorteile, aber auch viele Nachteile. Vorteile sind zum Beispiel, dass die Kinder Selbstbewusstsein und Kreativität entwickeln und auch unabhängiger sind. Zudem lernen sie oft schneller, Verantwortung zu übernehmen und kennen ihre Stärken und Schwächen.

"So ziehen wir freche Rotzlöffel heran, die ein völlig falsches Bild von ihren eigenen Fähigkeiten mit auf den Weg bekommen", kritisiert dagegen der schwedische Psychiater David Eberhard liberale Erziehungsmethoden in einem Interview mit der Wochenzeitung Die Zeit. Nachteile sind, dass diese Kinder oft egoistisch werden und keine Rücksicht nehmen. Einfach, weil sie es nicht gelernt haben. Viele antiautoritär erzogene Kinder können sich nur schwer unterordnen und schlecht mit Kritik umgehen. Außerdem verrichten sie teilweise ihre Pflichten nicht, wenn sie keine Lust dazu haben.

"Die schwedischen Schüler sind laut Pisa-Studie Spitzenreiter im Schuleschwänzen, Beschimpfen von Lehrern und in Vandalismus. Und nicht zu vergessen: in Sachen Selbstbewusstsein", kritisiert Eberhard die besonders liberalen Erziehungsmethoden in seiner Heimat Schweden. Oft fällt es antiautoritär Erzogenen schwer, soziale Kontakte zu knüpfen, da sie im Mittelpunkt stehen wollen.

Insgesamt birgt der antiautoritäre Erziehungsstil oft das Risiko einer Überforderung des Kindes. Viele Experten bezeichnen diesen Erziehungsstil mittlerweile eher als eine Vernachlässigung der Kinder.

Ressort: Schreibwettbewerb Zischup

  • Veröffentlicht in der gedruckten Ausgabe der BZ vom Di, 19. Juni 2018:
  • Zeitungsartikel im Zeitungslayout: PDF-Version herunterladen

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