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Aikido – mehr als nur ein Kampfsport?

"Aikido nutzen, um ein besserer Mensch zu werden"

  • Aaron Rotermund, Klasse 8 & Integrative Waldorfschule Emmendingen

  • Do, 13. Dezember 2012, 09:28 Uhr
    Schülertexte

Sven Kleeblatt ist der Leiter der Aikidokruppe in Emmendingen. Zischup-Reporter Aaron Rotermund hat mit ihm gesprochen.

Seven Kleeblatt  | Foto: privat
Seven Kleeblatt Foto: privat
Zischup: Was ist Aikido?
Sven Kleeblatt: Aikido ist eine relativ neue Kampfkunst, bei der die friedliche Auseinandersetzung mit dem Angreifer im Vordergrund steht. Deshalb sprechen wir im Aikido auch von Partnern und nicht von Gegnern. Aikido ist kein Kampfsport wie Judo oder Karate. Es gibt bei uns auch keine Wettkämpfe. Die Frage ist sehr schwer zu beantworten. Für jeden Übenden kann Aikido etwas ganz anderes sein.

Zischup: Wer hat Aikido erfunden?
Kleeblatt: Die Techniken des Aikido haben ihre Wurzeln in den alten japanischen Kampfkünsten. Diese wurden von dem Japaner Morihei Ueshiba intensiv studiert und er hat daraus dann Aikido entwickelt.

Zischup: Was versucht Aikido zu erreichen?
Kleeblatt: Der Angriffsenergie des Partners auszuweichen oder umzulenken ohne ihn oder sich selbst dabei zu verletzen – das ist die Grundidee beim Aikido. Man benutzt die Kraft und den Schwung des Partners um einen Angriff abzuwehren. Es ist dabei sehr wichtig, auf die Bewegungen des Partners einzugehen.

Zischup: Wofür kann man Aikido nutzen?
Kleeblatt: Man kann den Weg des Aikido nutzen, um ein besserer Mensch zu werden. Ausgeglichenheit und Friedfertigkeit zu erlangen aber auch sich selbst verteidigen zu können, wenn es einmal erforderlich sein sollte. Kurzum seine geistigen und körperlichen Fähigkeiten zu verbessern.

Zischup: Was bedeuten die Gürtelfarben?
Kleeblatt: Die Gürtelfarben zeigen den Fortschrittsgrad des Übenden an. Es gibt sieben Gürtelfarben: Weiß, Gelb, Orange, Grün, Blau, Braun und Schwarz. Am Anfang ist der Gürtel noch Weiß, der Übende weiß noch nicht sehr viel über seine Kampfkunst. Im Laufe der Zeit wird die Farbe des Gürtels immer dunkler und sein Wissen über Aikido wächst. Der schwarze Gürtel wird bei uns fälschlicherweise oft als Meistergrad interpretiert. In Japan wird ein Übender, der die erste Schwarzgurt-Stufe erreicht hat, erst als Schüler einer Kampfkunst angesehen. Es gibt sechs Schülergrade (farbige Gürtel) und zehn Schwarzgurt-Stufen. Ab der fünften Schwarzgurt-Stufe (5. Dan) spricht man von Meistern der Kampfkunst. Bis zum Alter von 14 Jahren gibt es bei uns auch noch separate Kindergürtel, deren Farben etwas von denen der Erwachsenen abweichen. Bei Kindern werden keine Hebel-Techniken unterrichtet, um die sich noch in der Entwicklung befindlichen Gelenke zu schonen.

Zischup: Wie kommt man zu einem "höherem" Gürtel?
Kleeblatt: Zunächst muss man fleißig üben, um die für die nächste Stufe erforderlichen Techniken und Prinzipien zu erlernen und die bereits gelernten Techniken der vorherigen Stufen verbessern. Wenn man dann soweit ist, meldet man sich für eine Prüfung an. Während dieser Prüfung präsentiert man dann sein bestes Aikido. Wenn dies den Ansprüchen für die nächste Stufe genügt, darf man den nächsthöheren Gürtel tragen. Danach geht es wieder von vorn los. "Nach der Prüfung ist vor der Prüfung" – wie meine Aikido-Lehrerin immer so schön sagt.

Zischup: Wie ist der Ablauf einer Aikido-Trainingsstunde?
Kleeblatt: Vor dem Training gibt es eine kurze Meditation, um zur Ruhe zu kommen und den Alltag hinter sich zu lassen. Dann geht man in leichte Aufwärmübungen über, um den Körper zu dehnen und zu lockern. Im nächsten Teil widmen sich alle den im Aikido wichtigen Roll- und Fallübungen. Dann kommt der technische Teil. Der Trainer führt eine Technik vor, welche die Schüler dann üben, bis eine andere gezeigt wird. Am Ende gibt es wieder eine Verabschiedungsmeditation, um sich wieder auf den Alltag vorzubereiten.

Zischup: Was muss ich machen, damit ich mit Aikido beginnen kann?
Kleeblatt: Du musst dich informieren, wo und wann Aikido angeboten wird und dann einfach nur zum Training gehen. Manchmal werden spezielle Anfängerkurse angeboten. Meist kann man aber jederzeit einsteigen. Körperliche Voraussetzungen für Aikido gibt es keine. Jeder kann mit Aikido anfangen, egal in welchem Alter (in der Regel ab acht Jahren).

Zischup: Wo kann man in der Umgebung Aikido trainieren?
Kleeblatt: In der Regio gibt es Aikido-Gruppen in Emmendingen, Freiburg, Denzlingen und Waldkirch. Die genauen Trainingsorte und Zeiten erfährt man im Internet.

Zischup:Wie lange machen Sie schon Aikido?
Kleeblatt: Ich habe im Jahr 2005 mit Aikido begonnen.

Zischup: Wofür machen sie Aikido?
Kleeblatt: Aikido ist für mich ein idealer Ausgleich. Ohne Leistungsdruck und Wettbewerb, sondern gemeinsam mit gleichgesinnten Menschen diese interessante Kampfkunst zu studieren, gibt mir sehr viel Energie für den Alltag.

Zischup: Welchen Gürtel/Grad haben Sie?
Kleeblatt: Aktuell habe ich die erste Schwarzgurt-Stufe (1. Dan) erreicht und ein langer Weg des Lernens liegt noch vor mir.

Zischup: Wie anspruchsvoll finden Sie Aikido?
Kleeblatt: Ich finde, Aikido ist eine der anspruchsvollsten Kampfkünste überhaupt. Im Aikido habe ich immer das Gefühl aus einem Ozean zu schöpfen und entdecke immer wieder interessante neue Aspekte. Man kann seine Sensibilität immer weiter schärfen und das Lernen hört nie auf.

Zischup: Hat Ihnen Aikido schon etwas gebracht?
Kleeblatt: Gebracht inwiefern? Zur Selbstverteidigung bisher noch nicht, aber ich bin ruhiger und ausgeglichener geworden. Ich habe das Gefühl, bessere Entscheidungen zu treffen, ein besseres Verständnis für mein Gegenüber zu haben und mich selbst nicht so wichtig zu nehmen. (lacht)

Ressort: Schülertexte

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