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Bei Mobbing bitte nicht wegsehen

  • Mara Truisi, Klasse 9a, Scheffel-Gymnasium (Lahr)

  • Mi, 10. Juli 2019
    Schülertexte

Viele Jugendliche erfahren heute Ausgrenzung / Schuld daran ist auch die digitale Technik samt sozialer Netzwerke.

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Wenn das Smartphone zum Feind wird.Mspoint (stock.adobe.com)

"An allem Unfug, der geschieht, sind nicht nur die schuld, die ihn begehen, sondern auch diejenigen, die ihn nicht verhindern", so schrieb der deutsche Autor Erich Kästner in seinem Klassiker "Das fliegende Klassenzimmer". Dieser Satz lässt sich auch auf ein wichtiges Thema unserer Zeit übertragen – auf Mobbing im Netz.

In unserer heutigen Gesellschaft sind Smartphones, Tablets und PCs allgegenwärtig. Und soziale Netzwerke, wie zum Beispiel Instagram, Twitter oder Youtube, sind für jedermann zugänglich. Das ist praktisch, birgt aber auch viele Gefahren. In den sozialen Netzwerken wird es Mobbing-Tätern leicht gemacht, ihre unschuldigen Opfer bloßzustellen – zum Beispiel durch falsche Aussagen, oder indem Bilder, die heimlich gemacht wurden, in Umlauf gebracht werden. Auch andere Schikanen sind im digitalen Raum schnell passiert.

Wenn im Netz gemobbt wird, reagieren Jugendliche häufig mit Sätzen wie, dass das doch nicht ernst gemeint oder nur ein Scherz gewesen sei. Ihnen ist nicht klar, dass ihr Tun im Netz katastrophale Folgen haben kann – wie zum Beispiel psychische Krankheiten, Depressionen, Selbsthass und im schlimmsten Fall Suizidgedanken. Täter wie Opfer sind oft noch jung.

Ein Leben voller Angst, Schmerz und fehlender Freude

Ausschlaggebend ist, dass genau in diesem Lebensabschnitt die Pubertät liegt: Für viele Jugendliche ist das die Zeit der eigenen Charakterbildung und der Selbstfindung. Mobbing greift in dieser Phase Jugendliche besonders an. Viele Betroffene führen ein Leben voller Angst, Schmerz und fehlender Freude. Kommentare wie "Du wirst in dieser Welt einfach nicht gebraucht" oder "Bring dich doch einfach um, du wirst eh von niemandem geliebt" werden von fiesen Tätern mit ein paar Klicks für alle sichtbar gepostet. Offensichtlich adressiert an das Opfer werden diese Kommentare dennoch von anderen geteilt und aus Angst davor, selbst zum Opfer zu werden, belächelt.

Mehr als ein Drittel der Jugendlichen im Alter von 12 bis 19 Jahren gaben 2018 im Rahmen der jährlichen JIM-Studie an, jemanden in ihrem Bekanntenkreis zu haben, der schon mal im Internet oder über das Handy fertig gemacht wurde. Zum Täter werden häufig Jugendliche, die selbst nicht im Reinen mit sich sind. Wer andere mobbt, will sich in der Regel selbst überlegen fühlen, also Macht ausüben und so das eigene Ansehen in der Gruppe stärken. Mobbing kann aber auch das Ergebnis von Langeweile sein, oder der Täter wurde selbst mal gemobbt und gibt seine Erfahrungen weiter. Opfer von Cybermobbing kann jeder werden, der in den sozialen Netzwerken unterwegs ist. Mitunter suchen sich die Täter Jugendliche aus, die sich von der Masse abheben, zum Beispiel durch einen persönlichen Kleidungsstil, ihre Figur oder weil sie anderer Meinung sind. Auch die Herkunft eines Menschen kann ein gefundenes Fressen für die Täter sein.

Jeder könnte zum Opfer von Mobbing werden

Die Opfer sind oft auf sich alleine gestellt. Ihre Mitschüler unterstützen das Mobbing entweder oder versuchen, sich möglichst aus dem, was da passiert, herauszuhalten. Viele haben Angst davor, zum nächsten Opfer zu werden. Werden Lehrer über die Vorfälle informiert, erkennen diese den Ernst der Lage nicht immer. Doch allein der Gang zur nötigen Hilfe stellt schon das größte Problem dar. Denn auch Täter haben Angst, gestellt und bestraft zu werden. Daher entwickeln sie automatisch ein System, um ihr Opfer einzuschüchtern oder zum Schweigen zu bewegen. Dabei wird den Opfern häufig damit gedroht, private Bilder zu veröffentlichen.

Sollte man selbst von Cybermobbing betroffen sein, ist es besonders wichtig, sich selbst den Ernst der Lage und die Aussichtslosigkeit klarzumachen – und sich schließlich erwachsenen Bezugspersonen anzuvertrauen. Weil aber meist die Offenbarung gegenüber den Eltern und anderen wichtigen Bezugspersonen am schwersten fällt, gibt es Beratungsstellen, die Behandlungsstrategien entwickelt haben und weiterhelfen können.

Aber auch Menschen, die nicht unmittelbar betroffen sind, können etwas tun. Sollten sich Betroffene ihnen persönlich anvertrauen, darf man unter gar keinen Umständen wegsehen. Denn jeder könnte in diese Situation kommen und jeder benötigt in dieser schlimmen Phase Hilfe. Denn nur durch Unterstützung gelingt es, den Ausweg zu finden und Cybermobbing nicht nur einzuschränken, sondern auch aktiv zu stoppen.

Ressort: Schülertexte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Mi, 10. Juli 2019: PDF-Version herunterladen

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