Account/Login

Zischup-Interview

"Großer Druck macht die Leistung nicht besser"

  • Simon Jessl, Lina Müller, Klasse 8a, Kolleg St. Sebastian & Stegen

  • Do, 10. August 2017, 14:56 Uhr
    Schülertexte

Tobias Simon ist Spitzensportler. Seine Sportarten: Langlauf und Sprunglauf. Simon Jessl und Lina Müller, beide aus der Klasse 8a des Kollegs St. Sebastian in Stegen, haben den 25-jährigen Kombinierer interviewt.

Tobias Simon   | Foto: privat
Tobias Simon Foto: privat
Zischup: Seit wann üben Sie Ihren Sport aus und wie kamen Sie dazu?
Tobias Simon: Ich mache schon ziemlich lange Langlauf, eigentlich seit ich drei oder vier bin. Mit sechs Jahren hab ich dann angefangen mit Skispringen. In Breitnau hat immer Skispringen stattgefunden, da hab ich oft zugeschaut. Und ich bin auch immer selbst gerne Ski gefahren. Und dann wollte ich es einfach mal ausprobieren.
Zischup: Sie sind ja sehr erfolgreich und nehmen bei wichtigen Rennen teil. Was ist für Sie der Schlüssel zum Erfolg?
Simon: Ich denke, dass man als Wintersportler im Sommer viel trainieren muss. Das ist sozusagen das Haupttraining. Wenn man im Sommer ehrgeizig und diszipliniert trainiert, ist man für die Wettbewerbe im Winter gut vorbereitet.

Zischup: Wie bereiten sie sich auf ein Rennen vor? Haben Sie bestimmte Rituale?
Simon: Ich denke, dass jeder so seine bestimmten Abläufe und Rituale hat, die er vor einem Rennen macht und die ihm gut tun. Die helfen dann natürlich einem, seine Leistung abrufen zu können. Da habe ich natürlich auch so meine Sachen.
Zischup: Wie fühlt es sich an, wenn man ein wichtiges Rennen gewinnt?
Simon: Es ist natürlich ein tolles Gefühl, wenn man merkt, dass sich das viele Training auszahlt und man weiß, für was man die ganze Zeit trainiert hat. Das Training ist ja auch nicht immer angenehm, sondern auch anstrengend.
Zischup: Wie gehen Sie mit dem Leistungsdruck um und woher kommt er überhaupt?
Simon: Also einerseits macht man sich selbst relativ viel Druck, weil man ja die Rennen gewinnen will, und man will ja auch nicht umsonst trainieren. Andererseits kommt da natürlich auch der Druck von außen. Vor allem in der Kombination in Deutschland ist der Leistungsdruck natürlich groß, da die Konkurrenz im eigenen Team extrem groß ist. Und wenn man nicht gut genug ist, ist man natürlich auch nicht mehr im Team. Außerdem lernt man in diesen Situationen den Druck auszublenden.

Zischup: Bei Sportarten wie dieser ist der Leistungsdruck ja auch schon bei den Jüngeren vorhanden. Was sagen sie dazu?
Simon: Eigentlich würde ich sagen, dass es vor allem bei Jüngeren von Vorteil ist, wenn der Spaß im Vordergrund steht. Es ist nicht unbedingt so, wenn der Druck hoch ist, dass dann die Leistung besser wird, sondern ich bin der Meinung, dass, wenn der Spaß im Vordergrund steht, dann die Leistung auch besser wird.

Zischup: Es gab ja in den letzten Monaten immer wieder Doping-Vorfälle. Denken Sie, dass das von dem hohen Leistungsdruck kommt?
Simon: Ja, das ist bestimmt ein Faktor, dass der Leistungsdruck relativ groß ist. Vielleicht liegt es auch am übermäßigen Ehrgeiz. Und was bestimmt auch eine Rolle spielt, ist, dass man in einigen Sportarten ziemlich viel Geld verdienen kann, und das ist dann bestimmt auch eine Motivation.
Zischup: Wie stehen Sie zu Doping?
Simon: Eine gute Lösung ist es auf jeden Fall nicht. Ich selbst bin strikt dagegen, und ich muss auch sagen, dass bis jetzt in der Nordischen Kombination noch kein einziger Dopingfall bekannt ist, und ich hoffe, dass das auch so bleibt.

Zischup: Wenn Sie sich nochmal entscheiden dürften, welche Sportart Sie ausüben wollen, würden sie nochmal Nordische Kombination wählen und wenn ja, warum?
Simon: Ich denke, ich würde mich wieder für die Kombination entscheiden, weil das eigentlich genau das ist, was mir von Klein auf Spaß gemacht hat. Und ich glaube, dass mich keine andere Sportart so erfüllen könnte wie die Kombination.
Zischup: Haben Sie viel Zeit für Freunde, Familie und Freizeit?
Simon: Man muss sich schon im Klaren sein, dass wenn man richtigen Leistungssport macht, ziemlich viel Zeit beansprucht wird. Dadurch bleibt dann natürlich weniger Zeit für Freunde und Freizeit. Es ist jetzt aber nicht so, dass einem gar keine Zeit mehr bleibt.
Zischup: Reicht der Sport zum Leben oder machen sie noch einen Nebenjob?
Simon: Ich denke, hier in Deutschland sind wir ganz gut aufgestellt, weil man, wenn man relativ erfolgreich ist und eine bestimmte Kaderstufe erreicht hat, bei einer Behörde angestellt werden kann, zum Beispiel bei der Bundeswehr, der Bundespolizei oder beim Zoll. Dort wird man quasi als Sportler angestellt und den Hauptteil der Zeit freigestellt, um trainieren zu können. So kann man dann auch ganz gut vom Sport leben.



Ressort: Schülertexte

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare


Weitere Artikel