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"Ich wünschte, es wäre jeden Tag Opferfest"

  • Hatice Eldiven, Klasse 9b &

  • Fr, 19. Dezember 2014
    Schülertexte

Zischup-Reporterin Hadice Eldiven beschreibt, wie ihr jüngerer Bruder den wichtigsten islamischen Feiertag erlebt.

Ein Festschmaus  | Foto: Privat
Ein Festschmaus Foto: Privat
Es ist früh am Morgen. Lahr liegt schläfrig unter dem dunklen Himmel. Es ist ein Oktobertag wie jeder andere – und doch für weltweit 1,5 Milliarden Muslime ein ganz besonderer. Wir sind mit Mehmet Eldiven zum Opferfest unterwegs.

Der elfjährige Sechstklässler Mehmet wacht um 5.30 Uhr auf und bereitet sich für die Moschee vor. Er putzt die Zähne, kämmt seine Haare und zieht seine neuen und schönen, am Tag davor von seiner Mutter sorgfältig gebügelten, Kleider an.

Mit seinem Opa und seinem Vater fährt er in die Moschee. Dort erzählt der Redner, der Imam, wie es zum Opferfest kam, und wie es verlaufen sollte. Ungefähr 250 bis 300 Leute haben sich in der kleinen Moschee versammelt. Sie ist überfüllt mit jungen und alten männlichen Muslimen. "Ich mag es, wenn die Moschee so voll und überfüllt ist, und wünsche mir, dass es immer so bleibt." Wie jeder andere hört Mehmet aufmerksam und genau zu.

Der Lautsprecher knackt. Es ist Zeit zum Beten, alle richten sich auf. Mehmet stellt sich zu den Männern, die vor dem Imam gerade Reihen gebildet haben. "Allah ist größer, es gibt keinen Gott außer Allah", klingt es auf Arabisch aus seinem Mund. Gemeinsam mit den anderen betet er den Refrain nach. Wichtig ist die Ausrichtung, nämlich immer nach Mekka. Nach dem Gebet wird gratuliert und jeder wünscht jedem ein frohes Opferfest.

Das Opferfest ist der wichtigste Feiertag im Islam. Das viertägige Fest erinnert an die Bereitschaft Abrahams (Arabisch: Ibrahim), seinen Sohn zu opfern. Es ist zugleich der Dank von Pilgern und Daheimgebliebenen für eine erfolgreiche Wallfahrt nach Mekka. Am ersten Tag des Opferfests ist das gemeinsame Gebet Pflicht für jeden Muslim. An den restlichen drei Tagen besuchen sich dann Freunde und Familie zu Hause.

Jetzt geht es zu einem Schlachthof. Dort wird ein Bulle geschlachtet, der später auf sieben Leute aufgeteilt wird. Am Ende bekommt jede Person 50 Kilogramm Fleisch. Nach zwei Stunden geht es endlich nach Hause. Mehmet geht sehr aufgeregt und gespannt durch die Tür und fängt beim ältesten Familienmitglied an, seinem Opa, und gratuliert ihm zum Opferfest. Dann gratuliert er seiner Oma, seiner Tante, seinem Vater, seiner Mutter und zuallerletzt seiner älteren Schwester.
Von seinem Opa und seiner Oma bekommt er 100 Euro, von seinem Vater 50 Euro, von seiner Tante auch 50, und von seiner Mutter bekommt er 20 Euro. Insgesamt bekommt er 220 Euro, mit denen er sich etwas nach seiner Wahl kaufen will. Seine Augen leuchten auf, als er den Frühstückstisch sieht. Er ist ausgestattet mit Brötchen, herrlich duftendem Tee, mit einer Vielfalt von Aufstrichen und Fleischwaren und vielem mehr.

Nach dem Frühstück mit seiner Familie verteilt er mit seinen Eltern ein Drittel des Fleisches an die Nachbarn und Freunde, die nichts geschlachtet haben. Als Nächstes geht Mehmet mit seinen Eltern und seiner Schwester zu den muslimischen Freunden zu Besuch, um ihnen zum Opferfest zu gratulieren. Dort bekommt man viel Verschiedenes angeboten. Das Hauptgericht ist das frische Fleisch, dazu serviert man zum Beispiel Reis, Gebäck und türkische Spezialitäten. Und nicht zu vergessen eine Nachspeise.

Dieses Fest verläuft vier Tage lang mit viel Spaß und Freude. Abends legt sich Mehmet friedlich und fröhlich ins Bett und ist auf den nächsten Tag gespannt. "Ich wünschte, es wäre jeden Tag Opferfest."


Ressort: Schülertexte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 19. Dezember 2014: PDF-Version herunterladen

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