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"Mein Korsett trage ich seit drei Jahren"

  • Johanna Wehrle, Klasse 9 a &

  • Fr, 19. Dezember 2014
    Schülertexte

Zischup-Reporterin Johanna Wehrle berichtet über ihr Leben mit Skoliose.

So perfekt ist die Wirbelsäule nur im Modell.   | Foto: Cliparea(fotolia.com)
So perfekt ist die Wirbelsäule nur im Modell. Foto: Cliparea(fotolia.com)
Irritierte Blicke, Getuschel, die Unfähigkeit, sich alleine die Schuhe zuzubinden – das alles gehört zum Alltag mit einem Korsett. Die Frage: "Was trägst du denn da?", wird mir sehr oft gestellt. Gemeint ist dabei nicht mein T-Shirt oder ein neuer Schal, sondern mein Korsett, das seit drei Jahren meine tägliche Begleitung ist. Ich leide an Skoliose, einer unheilbaren dreidimensionalen Verkrümmung der Wirbelsäule.

Die Stärke der Verkrümmung wird in Grad gemessen und angegeben. Etwa 1,1 Prozent der Weltbevölkerung hat Skoliose, obwohl die wenigsten eine völlig gerade Wirbelsäule vorweisen können. Mit einem Anteil von 75 Prozent sind Frauen am häufigsten betroffen. Skoliose äußert sich häufig, wie auch bei mir, durch asymmetrische Schulterblätter und einen sogenannten Rippenbuckel.

Es existieren mehrere Behandlungsmöglichkeiten, unter anderem Krankengymnastik und das Tragen eines Korsetts, welches Muskeln aufbaut und dem Körper hilft, sich aus der Krümmung zu strecken. Allerdings ist ein Korsett erst ab einer Verkrümmung von 20 Grad notwendig, und es kann sich auch nur etwas während der Wachstumsphase verbessern.

"Bei Facebook gibt es

diverse Selbsthilfegruppen."

Hat man nach Abschluss des Wachstums immer noch eine Verkrümmung von mehr als 40 Grad, wird manchmal zu einer Wirbelsäulenoperation geraten, bei der dann Teile der Wirbelsäule versteift werden.

Ansonsten haben Menschen, die an einer Skoliose leiden, nicht mehr Schmerzen als gesunde Menschen.

Aber auch bei der Berufswahl ist man mit einer Skoliose eingeschränkt. Berufe, bei denen man körperlich hart arbeiten muss, zum Beispiel als Handwerker oder als Polizist sind ebenso wie die Bundeswehr tabu.

Schlussendlich sammelt man, trotz der Schmerzen, die ein Korsett verursachen kann, aber auch viele Erfahrungen und lernt viele neue Menschen kennen.

Und für alle Betroffenen gibt es außerdem noch diverse Facebook-Selbsthilfegruppen, in denen man sich Tipps rund um die Themen Skoliose, Rehabilitation oder Korsett geben lassen und sich mit anderen austauschen kann.

Ressort: Schülertexte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 19. Dezember 2014: PDF-Version herunterladen

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