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"Vun wääge"

  • Fr, 03. Mai 2019
    Schülertexte

ZISCHUP-INTERVIEW mit Pflumedrucker Marco Rose über Erbsensuppe, Lichterketten und seine Aufgaben als Oberzunftmeister.

Wenn es nach den Pflumedrucker ginge, könnte morgen wieder Fasnet sein.   | Foto: privat
Wenn es nach den Pflumedrucker ginge, könnte morgen wieder Fasnet sein. Foto: privat

Die Pflumedrucker-Narrenzunft aus Schutterwald wurde 1954 gegründet und hat zurzeit 60 aktive und 120 passive Mitglieder. Marco Rose, Oberzunftmeister der Zunft, erzählt im Interview mit Tabea Ritter aus der Klasse 10a des Grimmelshausen-Gymnasiums in Offenburg, mehr über die Zunft und seine Aufgaben als Oberzunftmeister.

Zischup: Wie entstand der Zunftname Pflumedrucker?
Rose: Bevor die Zunft gegründet wurde, hat sich eine Frau mit zwei großen Pflaumenkörben an den Straßenrand gestellt, da sie diese in Offenburg auf dem Wochenmarkt verkaufen wollte. Ein Bauer aus Altenheim, der mit seinem Ochsenwagen vorbeifuhr, hielt an, um sie mitzunehmen. Als er mit der Peitsche die Pferde antrieb, flog die Frau rückwärts in den Pflaumenkorb und zerdrückte somit alle Pflaumen. Seitdem werden Schutterwälder als Pflumedrucker bezeichnet.

Zischup: Welche Traditionen gibt es in der Zunft?
Rose: Schon seit 61 Jahren wird jedes Jahr während der Fastnachtszeit das Narrenblatt ausgetragen. Am schmutzigen Donnerstag wird traditionell das Dorf mit lauten Glocken und Pfeifen geweckt. Danach findet der Verkauf der Erbsensuppe statt. An diesem Tag bleibt die Küche der Schutterwälder ausnahmsweise mal kalt, da die Pflumedrucker sich mit Traktoren, Autos und Anhänger auf den Weg machen, um die Suppe im ganzen Dorf zu verteilen. Natürlich ist auch der Narrenruf "Vun wääge" eine Tradition. Er wird seit Gründung der Zunft gerufen. Allerdings kann keiner genau sagen, wie dieser Spruch entstanden ist.
Zischup: Gibt es Veranstaltungen während der Fastnachtszeit, die von der Zunft organisiert werden?
Rose: Ja, der Zunftabend ist eine der wichtigsten, aber auch aufwändigsten Veranstaltungen, die wir komplett selber planen. Schon Monate vorher wird das Programm mit den anderen Mitgliedern eingeübt. Somit entstehen jedes Jahr neue Sketche und Tänze, die dort dann aufgeführt werden. Aber auch der Auf- und Abbau ist mit viel Aufwand und Planung verbunden. Jede helfende Hand ist gefragt. Auch die Scheunen-Fasent findet jeden Rosenmontag im "Hisli", dem Vereinsheim der Pflumedrucker, statt. Dort wird Fastnacht mit guter Musik gefeiert. Als Abschluss gibt es am Fastnachtsdienstag einen kleinen Umzug durch Schutterwald. Danach können die Kinder mit ihren Eltern in der Mörburghalle das letzte Mal Fastnacht feiern, bis es Zeit für die Fastnachtsbeerdigung ist. In früheren Jahren gab es mit "Schutterwald bei Nacht" noch eine besondere Großveranstaltung, die weit über die Ortenau-Grenze hinaus bekannt war. Die nächtliche Veranstaltung war überregional die Erste dieser Art. Jedoch wurde diese immer größer und größer, sodass man es heute einfach nicht mehr organisiert bekäme. Mit allen teilnehmenden Narrenzünften waren teilweise über 30 000 Menschen im Ort. Mit Lichterketten von über 4,5 Kilometer Länge erleuchteten sie das ganze Dorf. Diese Veranstaltung hat schließlich dazu geführt, dass die Zunft in den Verband aufgenommen wurde, in dem sie jetzt ist.

Zischup: Wie kamen Sie selbst zu den Pflumedruckern?
Rose: Als ich 13 Jahre alt war, wollte ich unbedingt in eine Zunft. Allerdings musste ich meine Eltern überreden, mit in die Zunft zu kommen, da es damals noch nicht erlaubt war, als Minderjähriger alleine in die Zunft zu gehen. Heute hat jeder, egal welches Alter, die Möglichkeit zu uns in die Zunft aufgenommen zu werden. Es gibt Jugendleiter, die auf die Minderjährigen achten und ihnen somit die Möglichkeit geben, auch zu Umzügen oder Veranstaltungen mitzugehen.

Zischup: Wann wurden Sie Oberzunftmeister und was sind Ihre Aufgaben?
Rose: 2014 wurde ich von den Mitgliedern zum Oberzunftmeister gewählt und bin somit schon seit fünf Jahren Oberzunftmeister. Ich achte darauf, dass jedes Mitglied der Vorstandschaft seine zugewiesene Aufgabe erledigt, wie etwa für ausreichend Getränke an den jeweiligen Veranstaltungen zu sorgen oder das Programm zu planen. Außerdem bin ich bei Fragen der Ansprechpartner und hab die Verantwortung, falls etwa Straßen für einen Umzug gesperrt werden müssen.

Zischup: Was gefällt Ihnen besonders gut an der Zunft?
Rose: Wir sind ein Traditionsverein und gehen nicht nur auf auswärtige Veranstaltungen, sondern planen auch unsere eigenen. Auch unser Brauchtum und unser Vereinsheim wird gepflegt. Dadurch verdienen wir zwar wirtschaftlich nicht viel, jedoch gehört das einfach zur Dorffastnacht dazu. Wir sind eine der Hauptverantwortlichen, die dafür sorgen, dass es in Schutterwald viele Fastnachtsveranstaltungen gibt. Auch unter dem Jahr pflegen wir das Vereinsleben, zum Beispiel mit Ausflügen oder Fahrradtouren.

Ressort: Schülertexte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 03. Mai 2019: PDF-Version herunterladen

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