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Zwischen Schnee und wilden Blumen

  • Antony Epp, Klasse 8e, Gertrud-Luckner-Realschule (Rheinfelden)

  • Fr, 03. Mai 2019
    Schülertexte

Im weit entfernten Osten Sibirien liegt die Tschuktschen-Halbinsel, ein karges, aber wunderschönes Stück Landschaft.

Die nächsten Ferien stehen vor der Tür. Und die meisten von euch haben sich wahrscheinlich schon Gedanken darüber gemacht, in welchem schönen und sonnigen Teil unserer Erde sie ihren Urlaub verbringen werden. Doch es gibt solche Orte, die überhaupt nicht als erstes als Urlaubsziel in Frage kommen, aber genauso wunderschön und sehenswert sind. Wie die Halbinsel Tschuktschen.

Ich war selber noch nie dort, aber habe sehr viel darüber gehört, gelesen und auf Fotos gesehen, weil meine Mama dort ihre Kindheit verbracht hat – und meine Großeltern immer noch dort leben.

Ungefähr elf Stunden Flug von uns entfernt liegt das autonome Gebiet der Tschuktschen, auch Tschukotka genannt, eine große, abgelegene und kalte Region Russlands. Fast das gesamte Gebiet der Region liegt hinter dem Polarkreis, deswegen dauert hier der Winter rund neun Monate. Tschukotka liegt im Nordosten des Landes an der Tschuktschensee und wenige Kilometer über der Beringstraße von Alaska getrennt. Die Hauptstadt von Tschukotka heißt Anadyr und ist eine der abgelegensten Städte in Russland. Sie gilt als Grenzzone, wegen ihrer Nachbarschaft zu Alaska, und deswegen werden alle benötigten Dokumente, Pässe und Visa direkt nach der Landung mit dem Flugzeug bei den Grenzbehörden kontrolliert.

Deutschland und Tschukotka befinden sich in verschiedenen Zeitzonen. Die Zeitverschiebung beträgt zehn Stunden, daher erlebt man einen Jetlag, der ein paar Tage dauert. Aber wenn man sich an die Zeitumstellung gewöhnt hat, dann ist man sofort von der herrlichen und atemberaubenden Natur sowie den einzigartigen Sehenswürdigkeiten der Region fasziniert, erzählt meine Mama.

Allgemein ist diese Region unglaublich schön und anders als viele andere Regionen in Russland. Tschukotka zählt zu einem der wenigen Orte unseres Planeten, wo sich Härte und Schönheit vermischen. Fast neun Monaten liegt Tschukotka unter Schnee und Eis begraben. Der Winter beginnt im September und endet erst im Mai. Der wärmste Monat ist der Juli mit im Durchschnitt etwa neun Grad, der kälteste Monat ist der Januar mit durchschnittlich 25 Grad unter Null. Temperaturen von unter 50 Grad sind im Winter möglich. Meine Mama hat mir erzählt, dass sie sehr oft im Winter schulfrei hatten, wegen der Kälte, einem sehr starken Wind, Schnee oder Schneestürmen.

Die ganze Region ist von Tundra mit ihren wilden Blumen und Zwerg-Bäumen bedeckt. Und obwohl die Böden in der Tundra in großen Teilen des Jahres bis in die Tiefe gefroren sind, ist die Flora und Fauna von Tschukotka sehr abwechslungsreich. Hier ist die Heimat von Eisbären, Braunbären, Rentieren, Polarfüchsen, Schneehasen und ganz viel anderen Tierarten, die bei solch klirrender Kälte überleben können. Auch die Gewässer sind voll mit verschieden Fischarten, wie zum Beispiel Ketalachs, aus dem der Ketakaviar gewonnen wird. Im Sommer kann man sehr leckere Beeren und Pilze sammeln, aber man muss immer auf der Hut sein, dass man nicht auf einen hungrigen Braunbären trifft.

Tschukotka ist doppelt so groß wie Deutschland, aber die Fläche ist nicht so dicht besiedelt. Außer der russischen Bevölkerung leben hier auch die Urvölker von Tschukotka – die Tschuktschen. Die Tschuktschen im Inland leben als Nomaden und von der Rentierzucht. Sie leben in ihren Yarangas, die aus Rentierhaut und -fell gemacht sind. Sie müssen sich jeden Tag um ihre Rentiere kümmern (bis zu 3 000 in einer Herde), egal was für Wetterverhältnisse draußen herrschen. Rentiere dienen für Tschuktschen als Hauptnahrungsquelle, das Fleisch essen sie in verschiedenen Varianten, auch roh. Die Tschuktschen, die an der Küste leben, leben von Fischfang und der Jagd auf Meeressauge. Sie sind berühmt für ihre Schnitzereien aus Walross-Elfenbein.

Bei den Urvölkern von Tschukotka werden Traditionen sehr gepflegt. Schon die Kinder lernen die Bräuche und Rituale ihrer Ahnen. Sie nähen sich sehr schöne nationale Kostüme. Die Lieder und die Tänze, die sie vorführen, sind einzigartig.
Ich kann noch viel erzählen über die Schönheit der Natur, über die Sehenswürdigkeiten, Tiere, Menschen und all die anderen Schätze, an denen diese kalte und eisige Region reich ist. Aber irgendwann werde ich das alles mit meinen eigenen Augen sehen. Ich möchte diesen wunderschönen und einzigartigen Ort unbedingt besuchen, er steht jetzt ganz oben auf meiner Urlaubsziele-Liste.

Ressort: Schülertexte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 03. Mai 2019: PDF-Version herunterladen

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