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Sommerspiele 2016

Das sind die südbadischen Kandidaten für Rio

Andreas Strepenick

Von

Mi, 01. Juni 2016 um 00:00 Uhr

Olympische Spiele

Rund 20 Sportlerinnen und Sportler aus der Region könnten bei den Olympischen Sommerspielen in Brasilien starten. Die ersten Vier wurden jetzt nominiert. Ein Überblick von Andreas Strepenick.

Doppelt gut: Die Marathon-Zwillinge Anna (links) und Lisa Hahner aus Gengenbach sind nominiert. Foto: dpa
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Olympische Spiele sind nicht mehr unumstritten. Manche Kritiker des Sports halten sie für überflüssig und viele glauben, das größte Weltfest des Sports passe nicht mehr in unsere Zeit. Für die Athletinnen und Athleten selbst sind die Spiele aber häufig der Höhepunkt ihrer Karriere. Jahrelang trainieren sie darauf hin, ordnen alles in ihrem Leben diesem einen Ziel unter und hoffen auf ein unvergessliches Erlebnis. Das gilt natürlich auch für die Sportlerinnen und Sportler in Südbaden. 26 Kandidatinnen und Kandidaten für die Spiele in Rio de Janeiro stellt die Badische Zeitung auf dieser Seite vor. Die ersten Vier hat der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) bereits am Dienstag fest für Brasilien nominiert: die Marathon-Zwillinge Anna und Lisa Hahner aus Gengenbach, den Surfer Toni Wilhelm aus Dogern und den Bahnradfahrer Domenic Weinstein aus Unterbaldingen. Ein gutes Dutzend Athletinnen und Athleten aus dem Verbreitungsgebiet der BZ könnte noch hinzukommen. Die zweite Nominierungsrunde des DOSB findet am 28. Juni statt, die dritte und letzte am 12. Juli. Leichtathleten, Mountainbiker, Fußballerinnen – wer darf im August für Deutschland starten?

Bahnradsport

Domenic Weinstein ist einer von 44 deutschen Athletinnen und Athleten, die der DOSB bei seiner ersten Nominierungsrunde für Rio benannt hat. Der 21-Jährige hat sich für den Bahnradvierer qualifiziert – und dort vielleicht sogar Medaillenchancen. Er wurde in Villingen-Schwenningen geboren, erzielte seine ersten Erfolge für den RSC Donaueschingen und lebt heute in Unterbaldingen, einem Ortsteil von Bad Dürrheim.

Fußball

Beide Teams, Frauen und Männer, haben sich für die Spiele in Rio qualifiziert – was die Fans des SC Freiburg natürlich elektrisiert. Gleich drei aktuelle Spielerinnen des Fußball-Erstligisten können sich berechtigte Hoffnungen machen, für Brasilien nominiert zu werden. Torhüterin Laura Benkarth gilt im Augenblick als Nummer zwei hinter Nationalkeeperin Almuth Schulth vom VfL Wolfsburg. Mittelfeldspielerin Lina Magull ist vielseitig einsetzbar – ein wichtiges Kriterium für Bundestrainerin Silvia Neid. Bei Lena Petermann stehen die Chancen nach Einschätzung von SC-Managerin Birgit Bauer im Moment 50:50. Die 22-jährige Stürmerin spielte eine durchwachsene Saison, lief zuletzt aber wieder zu Hochform auf. So gut wie gesetzt ist darüber hinaus Melanie Behringer aus Wieden. Die 30-Jährige bringt die Erfahrung aus 116 Länderspielen mit und steht ebenso wie die beiden Ex-Freiburgerinnen und Rio-Kandidatinnen Sara Däbritz und Melanie Leupolz mittlerweile beim deutschen Meister FC Bayern München unter Vertrag. Bei den Männern sind Prognosen schwierig. Die Spieler müssen nach dem 1. Januar 1993 geboren sein – außerdem dürfen noch drei Ältere mit. SC-Coach Christian Streich hat zuletzt allenfalls dem 20-jährigen Pascal Stenzel eine Chance eingeräumt, in Brasilien auflaufen zu dürfen.

Handball

Anders als vor vier Jahren in London haben sich die deutschen Handballer wieder für Olympische Spiele qualifiziert. Doch ausgerechnet jetzt sind die beiden südbadischen Kandidaten für das Nationalteam von Verletzungen beziehungsweise Formschwäche geplagt. Jens Schöngarth aus Teningen konnte schon bei der Europameisterschaft im Januar in Polen nicht antreten. Vor drei Wochen verletzte sich der 27 Jahre alte Rückraumspieler die Kapsel am Fuß und erlitt eine Knochenprellung. Der gebürtige Freiburger Felix Danner fehlte ebenfalls bei der EM.

Judo

Zwei Judoka der Freiburger Turnerschaft von 1844, Soshin Katsumi und Patrycia Szekely, hatten sich im vergangenen Jahr Hoffnungen auf einen Start in Rio gemacht. "Aber es sieht schlecht aus", teilte der Verein am Dienstag mit. Katsumi, der in Freiburg aufwuchs, ist seit Anfang des Jahres verletzt. Szekely, ein junges Talent, soll behutsam für die Spiele des Jahres 2020 in Tokio aufgebaut werden.

Leichtathletik

Gleich sieben Südbadener sind auf der "Road to Rio", auf dem Weg zu den Spielen, und vier von ihnen haben das Ticket bereits sicher in der Tasche. Anna Hahner und Lisa Hahner, die Marathon-Zwillinge aus Gengenbach, wurden am Dienstag für die Wettkämpfe am Zuckerhut nominiert, der Freiburger Geher Carl Dohmann wird mit Sicherheit dazu stoßen – entweder am 28. Juni oder am 12. Juli. Auch Hochspringerin Marie-Laurence Jungfleisch, die aus Freiburg stammt, hat die Olympianorm bereits geschafft, ihre Berufung ins deutsche Aufgebot ist nur noch Formsache. Speerwerferin Christina Obergföll von der LG Offenburg hat die erforderliche Weite für Rio ebenfalls erreicht, aber sie hat noch drei Konkurrentinnen, und es dürfen insgesamt nur drei deutsche Speerwerferinnen ihr Glück in Brasilien versuchen. Angesichts ihrer olympischen Erfolge und Rekorde stehen die Chancen der 34-jährigen Obergföll gut. Johannes Vetter, neuerdings Trainingskollege der Südbadenerin bei der LG Offenburg, hat die Norm ebenfalls geschafft. Doch erst die deutsche Meisterschaft Mitte Juni in Kassel wird wohl darüber entscheiden, ob er sich der 23-Jährige gegen seine Konkurrenten durchsetzen kann. Bleibt Matthias Bühler, Hürdensprinter aus Haslach im Kinzigtal und langjähriges Mitglied der LG Offenburg. Der 29-Jährige hat die Qualifikationszeit über die 110 Meter Hürden noch nicht geschafft. Klappt’s vielleicht bei der DM in Kassel?

Mountainbike

Südbaden ist seit vielen Jahren das Eldorado schlechthin für die Mountainbikerinnen und Mountainbiker, die es in Deutschland zu etwas bringen wollen. Gleich vier haben die Chance, auch in Rio grobstollig unterwegs zu sein – aber nur drei von ihnen werden es auch dürfen. An Sabine Spitz aus Murg-Niederhof führt eigentlich kein Weg vorbei. Die Grande Dame des MTB-Sports will im hohen Athleten-Alter von 44 Jahren ihre fünften und letzten Olympischen Spiele in Brasilien erleben. Sportlich qualifiziert hat sie sich mit ihren Top-Leistungen im Frühjahr. Spitz hat angesichts ihres Alters und ihrer drei olympischen Medaillen (Bronze 2004 in Athen, Gold 2008 in Peking und Silber 2012 in London) sogar recht gute Chancen, bei der Eröffnungsfeier am 5. August die Fahne tragen und die rund 450 Sportlerinnen und Sportler aus Deutschland anführen zu dürfen. Auch der Freiburger Moritz Milatz hat sich sportlich qualifiziert, sein Start in Rio gilt als sicher. Ein packendes Rennen um den zweiten Startplatz bei den Frauen liefern sich die beiden Freiburgerinnen Adelheid Morath und Helen Grobert. Beim Weltcup im französischen La Bresse hatte Morath am vergangenen Wochenende die Nase vorn. Sie wurde Siebte, Grobert Elfte. Jetzt steht der Bund deutscher Radfahrer vor der Qual der Wahl.

Ringen

Südbaden ist und bleibt eine Hochburg der Ringer, aber am Ende war es nicht ein Mann, sondern eine Frau, die sich das Ticket für die Spiele in Südamerika sichern konnte. Die 20-jährige Luisa Niemesch ringt für Weingarten und trainiert seit drei Jahren am Olympiastützpunkt Freiburg/Schwarzwald. Bei zwei Junioren-Weltmeisterschaften gewann sie Silber und gilt als Top-Talent.

Sportschießen

Eva Rösken vom Schützenverein Münstertal hat sich erst vor zwei Wochen für die Spiele qualifiziert. Die 32-Jährige aus Ehrenkirchen sicherte sich das Ticket beim Weltcup in München. Sie tritt mit dem Kleinkaliber-Gewehr an.

Straßenradsport

Mindestens zwei Südbadener haben die Chance, bei den Straßenwettbewerben in Rio in den Sattel zu steigen. Kathrin Hammes, Radrennfahrerin beim Team Racing Students, studiert und trainiert in Freiburg. Ihre Nominierung erscheint im Augenblick als möglich. Der 30-jährige Simon Geschke, Etappensieger der Tour de France 2015 und Freiburger, hat angekündigt, auf jeden Fall bei den Spielen antreten zu wollen. Vier deutsche Straßenfahrer dürfen auf dem sehr schwierigen Kurs in Brasilien an den Start gehen.

Surfen

Er hat es noch einmal geschafft! Toni Wilhelm ist und bleibt Deutschlands bester Surfer in der olympischen RS:X-Klasse. Der Olympia-Vierte von London 2012 aus Dogern wuchs in Steinen auf und eroberte vom Südschwarzwald aus die Surf-Gewässer dieser Welt. "Es ist supergeil, dass ich nun zum dritten Mal die Chance habe, an Olympischen Spielen teilzunehmen", sagt Wilhelm.
Die Südbadener

Die hier vorgestellten Kandidatinnen und Kandidaten wurden nach drei Kriterien ausgewählt. Sie sind entweder im Verbreitungsgebiet der Badischen Zeitung aufgewachsen oder leben und trainieren hier oder gehören einem südbadischen Verein an – bei manchen Athletinnen und Athleten treffen auch alle drei Kriterien zu. Nicht berücksichtigt wurden Sportlerinnen und Sportler, die in Rio de Janeiro (6. bis 21. August) für andere Länder starten. Die Auswahl der BZ-Sportredaktion erfolgte in Zusammenarbeit mit dem Olympiastützpunkt Freiburg/Schwarzwald und erhebt natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit. (gg/str)

Ressort: Olympische Spiele

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