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ROAD TO RIO: "So eine Mischung aus Fuchs und Hund – was auch immer das ist"

  • Sa, 06. Februar 2016
    Leichtathletik

BZ-KOLUMNE (II): Carl Dohmann geht und geht und geht im Höhentrainingslager in Südafrika – und stößt manchmal auf sehr exotische Tiere.

Einer Mischung aus Fuchs und Hund ist ...r in Südafrika sieht das anders aus.    | Foto: Patrick Seeger
Einer Mischung aus Fuchs und Hund ist Carl Dohmann beim Fototermin an der Dreisam bisher nicht begegnet – beim Trainingslager in Südafrika sieht das anders aus. Foto: Patrick Seeger
Carl Dohmann (25) hat sich im vergangenen Jahr als erster Athlet aus Südbaden das Ticket für die Olympischen Spiele vom 5. bis 21. August 2016 in Rio de Janeiro gesichert. Der Geher, der in Freiburg lebt und der sich auf die Langdistanz von 50 Kilometer spezialisiert hat, berichtet bis zu Olympia in einer Kolumne, die in der Regel am ersten Samstag des Monats im Sportteil der Badischen Zeitung erscheint, über seinen Weg nach Rio (Road to Rio).

Sind Sie in Freiburg mit dem Fahrrad mal stadtauswärts Richtung Stegen und Kirchzarten gefahren, irgendwo zwischen Dreisam und Höllentalbahnstrecke? Dann kennen Sie vermutlich die Faszination, wie man vom Städtischen ins immer Ländlichere kommt, man auf immer weniger Menschen, aber dafür auf Kühe und manchmal Schafe trifft. Stellen Sie sich vor, das würde immer so weiter gehen, dann haben Sie eine ungefähre Vorstellung davon, wo ich mich gerade befinde: Auf einem Privatgelände, so groß wie ein Dorf, aber größtenteils durch Wiesen und kleine Seen bedeckt. Nur einzelne Häuser finden sich auf der großen Fläche, viele davon werden lediglich am Wochenende genutzt oder ab und zu vermietet.

Ich bin im Nordosten Südafrikas. Mit drei Potsdamer Gehern, dem Bundestrainer und einem Physiotherapeuten habe ich Mitte Januar hier Quartier bezogen, um mich mit ein paar roten Blutkörperchen anzureichern. Das Gelände befindet sich nämlich auf fast 2000 Metern Höhe, ein klassisches Höhentrainingslager also. Die Tiere sind hier viel exotischer als in der Freiburger Umgebung: Man kann beim Training schon mal auf ein Zebra oder einen kleinen Affen stoßen, oder auf so eine Mischung aus Fuchs und Hund – was auch immer das ist.

Aber warum Südafrika? Und warum gerade hier? Südafrika ist im Winter bei vielen europäischen Ausdauersportlern ein beliebtes Ziel, weil es in Europa in der Höhe zu kalt und im nördlicheren Afrika zu heiß zum Trainieren ist, während es sich hier bei Temperaturen von 20 bis maximal 30 Grad noch gut aushalten lässt. Zum anderen hat man in Südafrika fast keine Zeitverschiebung – nur eine Stunde zu Mitteleuropa. Das hiesige Gelände in der Nähe von Dullstroom – einem wirklich sehr kleinen Ort – wird seit einigen Jahren von den besten deutschen Gehern genutzt. Es ist sehr ruhig, man kann fast ungestört auf der Straße trainieren – wir haben eine 2,5 Kilometer lange, sehr hügelige und damit anspruchsvolle Strecke, die wir immer hin- und zurückgehen. Also etwas anders als meine 2,5-Kilometer-Strecke in Freiburg, auf der ich, vom Unistadion aus Richtung Ebnet, doch auf einige Menschen auf Fahrrädern oder in Badehosen oder im Bikini an der Dreisam treffe. Hier trifft man höchstens mal ein paar vorbeifahrende Autos. Dazu ist die Höhe von fast 2000 Metern ideal, um einen Effekt zu erzielen, aber den Körper auch nicht zu überfordern.

Entsprechend finden wir gute Bedingungen vor, die wir für viele lange und mittellange Strecken nutzen. Allerdings wird es auf Dauer ein bisschen einsam, Ausflüge unternehmen wir nur mal zum Essen nach Dullstroom oder zum Einkaufen in die nächstgelegene Stadt. Wir wohnen zusammen in einem Haus mit großer Küche und Wohnzimmer, wo wir neben dem Training fast die ganze Zeit verbringen. Insofern ist es ein gute Abwechslung, dass seit einigen Tagen auch drei finnische Geher hier trainieren, die in einem Haus in der Nähe wohnen.

Eine positive Überraschung kam Ende Januar rein: Wegen der zahlreichen Dopingsperren in der Leichtathletik wurden vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) zahlreiche Olympia-Normen für Rio gesenkt – darunter auch die im Gehen. Somit ist es jetzt etwas einfacher, sich zu qualifizieren – was mich aber nicht mehr betrifft, da ich die alte Norm ja schon erfüllt hatte. Darüber hinaus steht seit ein paar Wochen fest, wo am 7. und 8. Mai die Team-WM beziehungsweise der Weltcup im Gehen stattfinden wird: In Rom, und zwar direkt am Kolosseum. Wenn das keine gute Nachricht ist! Bis dahin halte ich mich aber noch in Südafrika mit ein paar Tieren auf.

Ressort: Leichtathletik

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Sa, 06. Februar 2016: PDF-Version herunterladen

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