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"Ich liebe den Schwarzwald"

Andreas Strepenick
  • Mo, 13. Februar 2017
    Snowboard

Perfekte Bedingungen beim Doppel-Weltcup der Snowboardcrosser am Feldberg / Aber keine Deutschen dabei.

Formationsspringen am Feldberg: Die Snowboarder sorgen für imposante Fotos.   | Foto: Patrick Seeger (dpa)
Formationsspringen am Feldberg: Die Snowboarder sorgen für imposante Fotos. Foto: Patrick Seeger (dpa)

FELDBERG. Es kommt nicht jeden Tag vor, dass eine Italienerin von Deutschland schwärmt. Michela Moioli aber hat eine tiefe Zuneigung entwickelt zu einer Region im Südwesten des Landes. "Ich liebe den Schwarzwald", sagte sie nach ihrem Sieg am Samstag beim Weltcup der Snowboardcrosser am Feldberg. "Es ist großartig hier." Viele schwärmten von einem perfekten Wochenende, und Stefan Wirbser, der Präsident des Skiverbands Schwarzwald, brachte das Ganze auf den Punkt: "Schöner kann’s nicht sein."

Fantastische Bilder gingen um die Welt vom wichtigsten Wintersportrevier des Schwarzwalds. Blauer Himmel, verschneite Tannen, makelloses Weiß auf den Hängen des Seebucks, in der Ferne die Alpenkette, tausende Skifahrer und viele hundert Zuschauerinnen und Zuschauer im Zielbereich: Der Doppel-Weltcup war wieder beste Werbung für die Region. Er ließ all die Qualen und die Mühen vergessen, mit denen sich die 300 Helferinnen und Helfer noch vor einer Woche bei den Rennen der Skicrosser herumgeschlagen hatten. 40 Zentimeter Neuschnee, Windböen und sogar Sturm hatten beide Male für einen vorzeitigen Abbruch der Wettkämpfe gesorgt.

Kurven, Wellen und Sprunghügel

Diesmal war alles anders. Als um 12 Uhr die weltbesten Boarderinnen und Boarder in ihre Achtel- und Viertelfinals starteten am Samstag und am Sonntag, begann das ZDF mit seiner Liveübertragung, und es ging Schlag auf Schlag, Heat auf Heat, wie die Rennen der jeweils vier Starterinnen und Starter auf der 620 Meter langen Piste genannt werden. 105 Höhenmeter waren dabei vom Freefall-Starthäuschen bis hinunter ins Ziel zu überwinden. Kurven, Wellen, Sprunghügel überwanden die Boarder, und die schnellsten Zwei erreichten jeweils die nächste Runde.

Nur eine Tatsache trübte die Freude des Verbands Snowboard Germany über den Heimweltcup auf dem höchsten Schwarzwaldgipel. Kein einziger deutscher Starter konnte sich für die Finals qualifizieren – weder am Freitag noch am Sonntag.

Verbandspräsident Hanns-Michael Hölz schwärmte gleichwohl von einem "wunderbaren Wettbewerb und einer wunderbaren Piste". Das deutsche Team sei jung, es habe die Zukunft noch vor sich – auch im Hinblick auf die Olympischen Winterspiele des Jahres 2018 im südkoreanischen Pyeonchang. "Das Vertrauen in die Athleten ist da, und das Potenzial ebenfalls", sagte Hölz.

Acht Crosserinnen und Crosser hatte der Verband für die Wettkämpfe am Feldberg nominiert, alle acht scheiterten in der ersten Quali am Freitag – und abermals in der zweiten Ausscheidung am Sonntagmorgen. Auch Paul Berg vom SC Konstanz, der einzige südbadische Starter bei den Männern, fährt ein Jahr nach seinem Kreuzbandriss den einstigen Glanzzeiten noch immer hinterher. Der Olympia-Starter der Spiele von Sotschi 2014 und Kandidat für 2018 in Südkorea wurde beide Male bitter nach hinten durchgereicht. Die Plätze 43 und 42 blieben ihm am Ende. "Ich habe keine Ahnung, was im Augenblick los ist", sagte der 25-Jährige der Badischen Zeitung. "Da ist ein bisschen der Wurm drin." Ihm fehle nach dem Ausfall im vergangenen Jahr einfach noch Rennerfahrung in diesem Winter.

"Körperlich bin ich total fit. Von den Kraftwerten her vielleicht fitter, als ich es jemals war." Natürlich sei es auch eine Frage des Selbstbewusstseins, "kleinere Fehler zu vermeiden und wieder in den Flow zu kommen".

Jana Fischer aus Bräunlingen, neben Berg die zweite Starterin vom Skiverband Schwarzwald, hätte beinahe für eine Überraschung gesorgt bei der ersten Quali am Freitag. Die 17-Jährige vom SC Löffingen und amtierende deutsche Meisterin fuhr furios auf dem Seebuck und hätte es fast geschafft, erstmals bei einem Weltcup in die K.o.-Heats einzuziehen.

Doch die Elfte des ersten Durchgangs musste noch einmal antreten und landete dann nur noch auf den 25. Platz. Sie musste sehr früh starten. Die Helfer schafften im Anschluss viel Schnee von der Piste, und dann hörte es ganz auf zu schneien. "Dadurch wurde der Kurs für die anderen Starterinnen schneller", berichtete Oliver Kraus, Sprecher des Verbands Snowboard Germany.

Die Kurve vier wird zum Problem

Am Sonntag war der Schnee kein Problem mehr, dafür Kurve vier. "Da habe ich die zwei Zehntelsekunden, die mir für die Finals fehlen, liegen lassen", sagte die 17-Jährige. Platz 21 wurde es diesmal, und Fischer war nicht die Einzige, die über die letzte und äußerst knifflige Linkskurve vor dem Zielhang stöhnte.

Doch insgesamt war die Senkrechtstarterin, die nun am Skiinternat Oberstdorf lebt und noch zur Schule geht, mit ihrem Weltcup-Debüt durchaus zufrieden. Ihr Verbandspräsident auch. "Jana ist positiv, unbekümmert und weiß, dass sie es kann", erklärte Hanns-Michael Hölz: "Sie arbeitet engagiert nach vorne."

Es waren also die ausländischen Starterinnen und Starter, die den Sieg unter sich ausmachten an den beiden Wettkampftagen. Der Franzose Pierre Vaultier entschied den ersten Weltcup bei den Männern wie schon vor einem Jahr beim Debüt der Snowboardcrosser im Hochschwarzwald für sich. Lucas Eguibar aus Spanien und Omar Visintin aus Italien folgten Vaultier aufs Podest. Im Frauenrennen siegte Michela Moioli (Italien) vor Belle Brockhoff (Australien) und Meryeta Odine (Kanada).

Am Sonntag setzten sich im Männer-Finale gleich zwei Australier an die Spitze: Alex Pullin und Jarryd Hughes. Der Österreicher Alessandro Hämmerle wahrte mit Rang drei die Weltcup-Gesamtführung. Das letzte Frauenrennen sah die Tschechin Eva Samkova vorn, gefolgt von der US-Amerikanerin Lindsey Jacobellis und der Französin Chloe Trespeuch.

Ressort: Snowboard

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Mo, 13. Februar 2017: PDF-Version herunterladen

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