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Südbadener in Rio (13)

Melanie Behringers Sehnsucht nach der Olympiastadt

Michael Dörfler
  • Mi, 27. Juli 2016, 22:00 Uhr
    Olympische Spiele

Eine Bronzemedaille hat Melanie Behringer bei Olympia schon gewonnen, in Rio soll – wenn möglich – eine weitere Medaille dazukommen. Doch dafür müssten sie und ihr Team in Rio de Janeiro spielen dürfen.

FREIBURG. "Wahnsinnig" ist eines der ersten Worte, die Melanie Behringer in Bezug auf die Olympischen Spielen einfallen. Und dann fügt die Wiesentälerin voller Pathos hinzu: "Allein schon der Name." Olympia, das ist für die 31-jährige Fußballerin des FC Bayern München "das größte Fest des Sports überhaupt", ein "besonderes Turnier" für die Fußballerinnen dazu. Daheim in ihrer Wohnung hat sie eine Vitrine stehen, in der sie ein ganz besonderes Exponat aufbewahrt hat und das sie seither permanent an Olympia erinnert: die Bronzemedaille, die sie zusammen mit der Deutschen Olympiaauswahl 2008 in Peking gewonnen hat. "Riesig stolz" ist sie auf das Stück Edelmetall – und wenn es nur irgendwie geht, möchte sie aus Rio auch wieder eine Medaille mit nach Hause bringen; "irgendwie wär’ das das Größte".

Acht Jahre sind seit den Spielen in Peking vergangen, weshalb die Erinnerungen "ein bisschen verblasst" sind. Schnell kommen Melanie Behringer aber die langen Reisen in den Sinn, die sie und ihre Kolleginnen zu absolvieren hatten. Fußball wurde in weiten Teilen nicht in Peking gespielt, wo sich die Athletinnen und Athleten anderer Disziplinen ein Stelldichein gaben. Deutschlands Frauen spielten damals zunächst in Shenyang und Tianjin, dazu das 1:4 verlorene Halbfinale gegen die späteren Goldmedaillengewinnerinnen aus den USA in Shanghai. Erst dann ging es zum Spiel um Platz drei (2:0 gegen Japan) ins Arbeiterstadion in die Olympiastadt Peking. Viele Stunden habe man in Flugzeugen verbracht, dazu in großen, anonymen Hotels. Olympia habe es nur im Fernseher gegeben. "Schade eigentlich", sagt Behringer, und erinnert an den dichten Terminplan des Fußballs und "die vielen Leute", die zu diesen Spielen kämen; "die notwendigen Kapazitäten für den Fußball haben sie in den Olympiastädten halt nicht."

Ähnliches sieht auch der Plan in Rio vor. Die deutschen Frauen spielen zunächst in Sao Paulo (gegen Australien und Simbabwe), bevor es tief ins Innere des Landes, in die Hauptstadt Brasilia (gegen Kanada) geht. Olympisches Feeling? "Na ja, schon", sagt Melanie Behringer.

Weil damals in Peking, und jetzt kommt etwas Tremolo in ihre Stimme, sie "etwas Tolles" erlebt hat. Sie hat nämlich Dirk Nowitzki und Fabian Hambüchen gesehen. Nicht in Aktion auf dem Basketballfeld und auch nicht am Reck, sondern – einfach so – im olympischen Dorf. Viel gesprochen worden sei nicht, man habe sich begrüßt und ein paar Floskeln ausgetauscht. Aber die Erinnerung an zwei der ganz Großen im deutschen Olympiateam ist bis heute wach geblieben.

Würden Melanie Behringer in Rio ähnliche Sportkaliber über den Weg laufen, sie hätte mit ihren Mitspielerinnen viel erreicht. Ein Halbfinale und das Endspiel finden im berühmten Estadio do Maracana statt, dort also, wo die deutschen Männer 2014 Weltmeister wurden. Ein gutes Omen vielleicht? Melanie Behringer überlegt und sagt dann mit viel Überzeugung: "Wir haben einen guten Mannschaftsgeist und zuletzt gute Ergebnisse erzielt. Ich bin sehr zuversichtlich." In Rio gilt es schließlich, auch eine Scharte auszuwetzen: Für London 2012 konnten sich die deutschen Frauen nämlich nicht qualifizieren.

Ach ja, noch etwas. Melanie Behringer, die in Lörrach geboren, in Wieden aufgewachsen und in Utzenfeld das Fußballspielen gelernt hat, ist mittlerweile zu einer überzeugten Großstädterin geworden. "München ist absolut super und bietet enorm viel", sagt die Akteurin des FC Bayern, die weit über 100 Länderspiele bestritten hat. Gerne erinnert sie sich auch an ihre Zeit beim SC Freiburg, bei dem sie groß geworden ist und die Fußball-Bundesliga kennengelernt hat. "Eine schöne und wichtige Zeit", sagt sie. Die Kontakte zum Sportclub sind nicht mehr ganz so eng, viele ehemalige Mitspielerinnen von damals gar nicht mehr da.

Kürzlich, auf Heimatbesuch, habe sie aber beim Olympiastützpunkt in Freiburg ein bisschen trainiert. Zusammen mit SC-Keeperin und Nationalmannschaftskollegin Laura Benkhardt. Im Kraftraum seien sie gewesen; "man muss was tun". Ganz sind sie nicht verblasst die alten Kontakte, ein Stück weit Südbaden lebt in Behringer weiter. Und wer genau hinhört: Ein bisschen Dialekt ist auch noch da.

Die Rio-Starter aus der Region auf http://mehr.bz/suedbadenerinrio

Ressort: Olympische Spiele

Dossier: Südbadener in Rio

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Do, 28. Juli 2016: PDF-Version herunterladen

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