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Südbadens schönste Fahrradtouren (8)

Tour-de-France-Flair: Auf den Grand Ballon von Badenweiler

  • Di, 09. Mai 2017, 00:00 Uhr
    Südwest

Mit dem Rennrad von Badenweiler auf den Grand Ballon, den höchsten Berg der Vogesen, ist eine ambitionierte Tour: 145 Kilometer, 1600 Höhenmeter und ein unbeschreibliches Hochgefühl.

Der Endspurt auf den Grand Ballon Foto: Theresa Peter
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Mit dem Rennrad auf den Grand Ballon, den höchsten Berg der Vogesen und 145 Kilometer an einem Tag radeln – das hätte ich mir im vergangenen Jahr noch nicht zugetraut! Aber unmöglich Geglaubtes gilt es nun mal, möglich zu machen.

Die mutige Herausforderung beginnt sehr früh in Badenweiler am Schlossplatz. Dieser morgendlich verschlafene Kurort kann mit seinem gepflegten Äußeren, mondänem Charakter und der Cassiopeia-Therme einige Ähnlichkeiten zu Baden-Baden aufweisen. Die Therme lockt mit einem warmen Bad nach der Tour, das motiviert! Doch jetzt nicht mehr lange überlegen – ausgestattet mit ausreichend Wasser, Vesper und Windjacke geht’s los.

Sehr angenehm und optisch reizvoll ist die erste Abfahrt nach Niederweiler und Müllheim. Vom dortigen Bahnhof leiten uns viele Schilder weiter nach Neuenburg am Rhein. Dann ist es nur noch ein Katzensprung und wir sind schon in Frankreich: Schnell die Brücke über den Rhein und diejenige über den Canal d’Alsace passiert, führt eine klassische französische Allee Richtung Bantzenheim und weiter nach Munchhouse. Die Landstraße D 8 leitet uns lange geradeaus durch ein großes Waldstück – Gelegenheit, um ganz entspannt Kilometer zu machen und gleichzeitig ein grandioses Panorama zu genießen. Hebt man den Blick von der Straße, steht über den angrenzenden Maisfeldern stets die gesamte Kulisse der Vogesen, und vor allem das große Ziel vor Augen: der Grand Ballon. Würde das Herz nicht ohnehin schon schneller schlagen, wäre jetzt auf jeden Fall der Moment gekommen. Dort oben soll ich bald stehen und runterschauen? Ich bin noch skeptisch.

Über den ersten, leichten Anstieg sollte man sich freuen

Die elsässische Idylle fühlt sich an wie die Ruhe vor dem Sturm: Vorbei an zahllosen Verkehrskreiseln, die sich an Blumenfülle, Schmuck und Kunstobjekten zu übertreffen versuchen, geht es über den Fluss Ill nach Ungersheim und Raedersheim bis Soultz. Bisher verlief die Route topfeben, nun steigt der Weg langsam an: Auf der D 5I Richtung Thierenbach, an Wuenheim vorbei, geht es Richtung Col Amic. Nun wird die Tour den Berg hinauf auf einer engen Fahrstraße fortgeführt, die glücklicherweise an diesem Tag von Autos nicht stark befahren ist. Die Steigung liegt durchschnittlich bei 4,5 bis 5,5 Prozent. Immer wieder kommen flachere Strecken, die der Erholung dienen. Über diesen ersten, leichten Anstieg sollte man sich freuen! Doch es gilt die Gesamtstrecke im Blick zu behalten und nicht übermütig davonzuflitzen.

Keine Sorge, es wird noch steiler ... Am Straßenrand sind in regelmäßigen Abständen Schilder angebracht, auf denen die Fahrradfahrer über die fehlenden Kilometer bis zum Gipfel, die Steigung auf den nächsten Kilometern und die Höhenangabe informiert werden – noch 17 Kilometer bis zum Gipfel! Jetzt verläuft die Tour durch einen schönen Mischwald voller Eichen, Ulmen und Esskastanien – es bleibt abwechslungsreich, hell und licht.

Oberhalb der Ferme Auberge Kohlschlag , die auf einer Hochweide liegt, erreicht man einen kleinen Rastplatz für eine Verschnaufpause und einen schönen Ausblick – bevor es zum Endspurt hoch auf den Gipfel zugeht. Auf der nun etwas stärker befahrenen Straße müssen zwei Kurven mit Kopfsteinpflaster gemeistert werden, der Lohn ist eine atemberaubende Aussicht in alle Himmelsrichtungen.

Nach dem Anstieg: Einkehr mit Aussicht

Der letzte Anstieg führt mich an meine Grenzen, dank der kleinen und regelmäßigen Trinkpausen kommt die Bergspitze Stück für Stück näher. Nach 65 Kilometern haben wir endlich den Gipfel erreicht und gönnen uns eine kleine Mittagspause im "Restaurant Chalet Hotel du Grand Ballon" – was uns einige weitere Radler und Wanderer gleichtun. Wir freuen uns nach dem anstrengenden Anstieg auf einen Flammkuchen und wir linsen auch schon auf den reichlichen Kuchentisch nebenan. Ganz klar: Den appetitlichen Blaubeerkuchen haben wir redlich verdient! Der anstrengende Anstieg hat sich zweifach gelohnt: für die atemberaubende Aussicht und die Einkehr.

Doch die Tour ist noch nicht geschafft – mit neu aufgefüllten Energiereserven geht es schließlich an die Abfahrt nach Guebwiller, die sich zwar als kurvenreich, aber nicht zu steil und mit gutem Straßenbelag herausstellt. Jeder findet das Tempo, mit dem er sich bergab wohlfühlt. Auf der anderen Seite werden mühsam erarbeitete Höhenmeter nun in Windeseile hinter sich gebracht – das verbessert natürlich die Durchschnittsgeschwindigkeit.

Jetzt noch ein verdientes Bad in der Therme

Am Fuße des Berges angekommen, treten wir die Rückfahrt erstaunlich euphorisch an. Stets den Schwarzwald im Blick läuft es richtig rund auf dem flachen Land und die Orientierung fällt auch immer leichter. Es geht von einem elsässischen Dörfchen zum nächsten: Meyenheim, Hirzfelden, Roggenhouse, Blodelsheim, Rumersheim, dann sind wir wieder in Bantzenheim. Hier setzt so langsam der Stolz auf die geleistete Fahrt ein. Nun nur noch über den Rhein und schon ist man beinahe in Müllheim. Dort angekommen sind die restlichen Kilometer nach Badenweiler leider etwas zäher, denn einen kleinen Aufstieg muss man nun doch noch vollbringen. Aber der Stolz und die schöne Aussicht treiben einen bis zum Ausgangspunkt der Tour.

Dort angekommen fühle ich mich, als hätte ich eine Etappe der Tour de France hinter mir – direkt mehrere Tage hintereinander mit Touren in diesem Stil, das überlasse ich dann doch lieber den Profis. Wenn ich am Ende der Tour Bilanz ziehe, so ist dies eine sehr abwechslungsreiche Rennradtour gewesen und außerdem war sie – unabhängig von der eigenen Leistung – sehr angenehm zu fahren, da auf der gesamten Strecke eine sehr geringe Verkehrsdichte herrschte. Zufrieden mit dem erfolgreichen Tag, jetzt noch ein verdientes Bad in der Therme ...
Info

Strecke: 142,6 Kilometer
Dauer: 6,30 Stunden
Aufstieg/Abstieg: 1641 Meter
Schwierigkeit: schwer, gute Kondition erforderlich
Geeignet für: Rennrad
Einkehrmöglichkeiten: "La Vue des Alpes" und "Restaurant Chalet Hotel du Grand Ballon" mit guter Sicht, sowie zahllose Dorfgaststätten entlang der Strecke
Ziel der Tour: Schlossplatz in Badenweiler
Ende der Tour: Schlossplatz in Badenweiler
Koordinaten: Geogr. 47.801377 N 7.670151 E; UTM 32T 400419 5295080
Die GPS-Daten der Tour stehen auf der Homepage des Schwarzwald Tourismus kostenfrei zum Download bereit. mehr.bz/grandballon
Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln: Mit dem Regionalzug bis Müllheim, von dort aus fährt die Buslinie 111 nach Badenweiler (20 Min.)
Fahrplanauskunft: http://www.efa-bw.de
Sehenswertes mit kleinem Umweg: In Ottmarsheim kann man eine achteckige Abteikirche aus dem 11. Jahrhundert besichtigen, welche ursprünglich als Begräbnisort für den Klostergründer gedacht war, schließlich aber von den Benediktinerinnen als Kirche genutzt wurde.
Parken: Parkgarage Schlossplatz, Parkplatz West/Ost/Süd in Badenweiler

Ressort: Südwest

Dossier: Fahrradtouren

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Di, 09. Mai 2017: PDF-Version herunterladen

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