Account/Login

"Viele denken, Deutsche seien kalt"

  • Hanna Schulte, Klasse 9a, Berthold-Gymnasium & Freiburg

  • Fr, 15. Dezember 2017
    Schülertexte

ZISCHUP-INTERVIEW mit Maria Sintamarian, einer rumänischen Studentin, über ihre Heimat und ihren Umzug nach Deutschland.

Schön bunt ist diese  malerische Gasse...hen Stadt Sighisoara in Siebenbürgen.   | Foto: Adobe Stock
Schön bunt ist diese malerische Gasse der rumänischen Stadt Sighisoara in Siebenbürgen. Foto: Adobe Stock

Feiert man in Rumänien Weihnachten? Und wie sieht Rumänien eigentlich aus? Zischup-Reporterin Hanna Schulte aus der Klasse 9a des Berthold-Gymnasiums Freiburg hat mit ihrer Bekannten, Maria Sintamarian, die vor sechs Jahren von Rumänien nach Deutschland kam und seitdem an der Freiburger Hochschule für Musik studiert, gesprochen. Die Studentin berichtet, wie das Leben in Rumänien aussieht, wie sie sich in Deutschland eingelebt hat und vieles mehr.

Zischup: Aus welchen Gründen bist du nach Deutschland gekommen?
Sintamarian: In Rumänien habe ich oft gehört, dass das Schulsystem, die Universitäten und auch die musikalische Ausbildung generell in Deutschland sehr gut sein sollen.
Zischup: Wie hast du Deutsch gelernt?
Sintamarian: Bei meiner Ankunft konnte ich nur sehr wenig Deutsch sprechen, aber durch viel Lesen und die Hilfe einiger deutscher Freunde habe ich mich schnell verbessert.
Zischup: Findest du, dass die Menschen in Rumänien netter sind als die Menschen in Deutschland?
Sintamarian: Die Menschen sind nicht netter, sondern sie sind anders. Viele Einwohner Rumäniens, die sich in Not befinden, müssen um ein gutes Leben kämpfen, und die, die diesen Kampf gewinnen, gewinnen dadurch oft sehr schöne Qualitäten. Auch die Wachheit dieser Menschen schätze ich sehr.
Zischup: Wie unterscheidet sich das rumänische Schulsystem vom deutschen?
Sintamarian: Viele Kinder gehen nicht zur Schule, beispielsweise wenn ihre Eltern sie zu Hause bei der Arbeit brauchen. Die Kinder, die zur Schule gehen, gehen meist mit sieben oder acht Jahren in die Grundschule. Von dort wechseln sie nach vier Jahren auf das Gymnasium. Danach folgen zwei bis vier Jahre auf dem Lyzeum. Nach vier Jahren kann man dann das Abitur machen. Die Unterrichtsmaterialien, wie Schulbücher, sind, anders als in Deutschland, sehr alt und nicht farbig.
Zischup: Was muss man sich als Tourist in Rumänien unbedingt ansehen?
Sintamarian: Es gibt in Rumänien noch echte Urwälder und Gebiete, die vollkommen unberührt sind. Eine besonders schöne und interessante Stadt ist Schäßburg, und auch die Gebirge in Rumänien muss man gesehen haben. Bei uns in Rumänien gibt es ein sehr schönes Delta, in dem die Donau ins Schwarze Meer übergeht. In diesem Donaudelta gibt es viele Vögel – es ist wirklich sehr schön.
Zischup: Was hat dich an Deutschland überrascht?
Sintamarian: In Rumänien denken viele Menschen, dass die Deutschen ein sehr kaltes Volk sind, doch als ich herkam, habe ich davon überhaupt nichts gemerkt. Die meisten Deutschen, die ich kennengelernt habe, sind wirklich sehr nett und freundlich – das hat mich am Anfang überrascht. Ich habe außerdem sehr gerne Musik mit rumänischen Texten gehört und war sehr traurig, dass ich diese Musik in Deutschland mit niemandem teilen kann wegen des Textes. Allerdings habe ich bald bemerkt, dass es auch in Deutschland diese Art von Musik gibt, nur eben mit deutschen Texten. Zum Beispiel gefallen mir Lieder von Reinhard Mey oder auch Sebastian Krämer sehr gut!
Zischup: Was ist ein typisches Gericht in Rumänien?
Sintamarian: In meinem Heimatland werden sehr gerne Kohlrouladen, auch Sormale genannt, gegessen. Typisch ist auch Polenta – das wird in Rumänien wie Brot in Deutschland gegessen. Charakteristisch für den Nachtisch ist ein Maiskuchen namens Cornulete.
Zischup: Worin unterscheidet sich die rumänische Küche von der deutschen?
Sintamarian: Anders als in Deutschland isst man in Rumänien kaum Salat und stattdessen sauer eingelegtes Gemüse. Frisches Gemüse gibt es nur in der Saison. Generell wird in Rumänien mehr gewürzt und auch Fleisch wird mehr als in Deutschland gegessen.
Zischup: Welche rumänischen Speisen vermisst du in Deutschland?
Sintamarian: Ich vermisse die deftigen Suppen mit viel Fleisch und Gemüse, die es bei uns oft gibt. Man sagt, dass die Suppen wie Medizin für den Magen sind.
Zischup: Hast du irgendwelche Änderungen an dir selbst festgestellt?
Sintamarian: Ich habe die Menschen hier erst nicht verstanden, ihre Art war mir fremd. Aber mit der Zeit habe ich angefangen, sie zu verstehen und auch zu mögen. Das heißt, ich habe mich sogar sehr geändert.
Zischup: Welche Musik wird in Rumänien traditionell gehört?
Sintamarian: Was mir persönlich sehr gefällt, ist die Musik, die Roma und Sinti aus Volksliedern gemacht haben. Sie heißt Muzica Lautareasca und ist eine unglaublich schöne Mischung aus Text und Melodie. Die Jugendlichen hören, ähnlich wie hier, Popmusik.
Zischup: Was stellst du dir für die Zukunft vor?
Sintamarian: Ich kann mir sehr gut vorstellen, hier zu bleiben. Das geht aber nur unter der Voraussetzung, dass ich meine Mutter davon überzeugen kann, öfter hierher zu fliegen.

Ressort: Schülertexte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 15. Dezember 2017: PDF-Version herunterladen

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare


Weitere Artikel