"Ernährung ist für manche eine Art Ersatzreligion"
DREI FRAGEN AN Benjamin Waschow zu Youtube-Hit der Uniklinik, dem Vortrag einer Professorin über Kokosöl und Ernährungsirrtümer.
FREIBURG. Ein Video über den Uniklinik-Vortrag "Kokosöl und andere Ernährungsirrtümer" ist ein Youtube-Hit. Darin erklärt Professorin Karin Michels, dass Kokosöl reines Gift, andere Superfoods ihr Geld nicht wert und einige Tassen Kaffee am Tag gesund seien. Das Video wurde schon 800 000 Mal aufgerufen. Zum Überraschungserfolg befragte Simone Höhl Uniklinik-Sprecher Benjamin Waschow (40).
Benjamin Waschow: Nein, damit haben wir ehrlich nicht gerechnet. Aber es freut einen als Kommunikator natürlich, wenn eine Expertin des Uniklinikums einen so durchschlagenden Erfolg hat, der unterm Strich positiv ist. Das Video hat auf Youtube derzeit fast 12 000 Daumen hoch und 4500 Daumen runter. Gleichzeitig schüttele ich schon den Kopf, wenn ich sehe, dass der Hinweis zu dem Vortrag auf der Facebook-Seite der Tagesschau über 2000 Kommentare hervorruft, weit mehr als mancher Post zur Flüchtlingsthematik.
BZ: Der Vortrag wird im Netz stark diskutiert und ist Teil der Reihe "Prävention – für ein gesundes Leben". Mit was wollen Sie die Internetgemeinde als nächstes aufschrecken?
Waschow: Auch wenn die Aussagen von Professorin Michels sicher pointiert sind, hatten wir nicht vor jemanden aufzuschrecken. Allerdings zeigen uns die zum Teil völlig überzogenen Reaktionen, dass das Thema Ernährung für manche eine Art Ersatzreligion geworden ist. Der nächste Vortrag in der Reihe wird "Leben retten mit der Darmspiegelung" am 22. September ab 11.15 Uhr im Hörsaal 1199 im KG 1 der Universität sein.
BZ: Im Netz fragt man sich ja, warum Sie die Kommentarfunktion abgestellt haben. Wie viele Anfragen bekommen Sie zum Thema?
Waschow: Wir bekommen sehr viele Mails und Telefonanrufe, überwiegend positiv, teilweise aber auch sehr skurrile Rückmeldungen. Für konstruktive Kritik und sachliche Diskussion sind wir als universitäre Einrichtung natürlich immer offen. Für die Verschwörungstheoretiker und fanatischen Esoteriker, die dieses Thema scheinbar lieben, weniger. Das ist auch der Grund, warum wir seit längerem – nicht bloß bei diesem Video – bei YouTube keine Kommentare zulassen. Es wäre schlicht nicht möglich, auf alle Kommentare adäquat einzugehen. Auf Facebook, wo wir das Video auch gepostet haben, kann aber jeder nach Lust und Laune kommentieren, was auch getan wird. Mal mehr, mal weniger sinnreich.
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