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Wahrlich goldene Zeiten

  • Sa, 13. Oktober 2018

Anzeige BZ-INTERVIEW: Ingenieure waren noch nie so gefragt wie zur Zeit.

Veranstaltungen wie die Messe VDI Care...er des VDI-Bezirksvereins Schwarzwald.  | Foto: Miguel Babo/pr
Veranstaltungen wie die Messe VDI Career sollen Unternehmen und Ingenieure zusammenbringen. Darauf setzt Frank Gerlach (li.), designierter Vorsitzender des VDI-Bezirksvereins Schwarzwald. Foto: Miguel Babo/pr

Goldene Zeiten für Ingenieure und Informatiker. Unternehmen suchen händeringend Fachpersonal. Laut Ingenieurmonitor des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI ) hat Baden-Württemberg den höchsten Bedarf an Fachkräften, insbesondere im Bereich der Energie-und Elektrotechnik. Über die Ursachen und Gegenmaßnahmen sprach der designierte Vorsitzende des VDI-Bezirksverein Schwarzwald im Interview mit BZ-Mitarbeiterin Franziska Dölling.

BZ: Die Unternehmen haben zunehmend Schwierigkeiten, Fachkräfte zu finden. Werden in Deutschland zu wenige Ingenieure ausgebildet?
Gerlach: Zurzeit kann noch nicht von einem akuten Mangel gesprochen werden. Der Bedarf ist einigermaßen gedeckt. Aber für die Zukunft müssen wir bereits jetzt Maßnahmen ergreifen. Die Unternehmen müssen sich frühzeitig um den Nachwuchs kümmern. Aus meiner Sicht ist die Herausforderung vieler Firmen nicht, dass es zu wenige Absolventen gibt, sondern die Richtigen für sich zu gewinnen. Die jungen Leute sind heutzutage mobiler und bestens vernetzt. Oft zieht es sie in große Metropolregionen oder gar ins Ausland. Im Raum Freiburg gibt es wenige große Firmenzentralen aber einen starken Mittelstand mit hohem Bedarf an Fachpersonal.

BZ: Welche Maßnahmen ergreift der VDI, um den hiesigen Arbeitsmarkt attraktiver zu gestalten?
Gerlach: Wir fördern die Vernetzung von Unternehmen und Absolventen mit Formaten wie die Jobmesse Regio Career. Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit funktioniert gut. Die jungen Leute bringen meist gute Sprachkenntnisse mit. Viele haben während des Studiums bereits ein Auslandssemester absolviert und verfügen über erste interkulturelle Erfahrungen. Der VDI ist kooperiert zudem aktiv mit den Hochschulen. Für Abschlussarbeiten werden Förderpreise vergeben. Auch das Mitwirken bei den Science Days in Rust soll dazu beitragen, junge Menschen frühzeitig an technische Berufe heranzuführen.

BZ: Wie hat sich die Branche in den vergangenen Jahren gewandelt?
Gerlach: Als ich vor 25 Jahren meinen Abschluss gemacht habe, war ich froh, zunächst irgendwo unterzukommen. Heute ist es umgekehrt, was aus Sicht der Absolventen eine gute Ausgangsposition ist. Vor allem hat sich aber die Einstellung zur Arbeit verändert. Geld und die Sicherheit im Job spielen eine untergeordnete Rolle. Wichtiger sind den jungen Leuten heute mehr Freizeit und Zeit für die Familie. Das Rollenverständnis hat sich gewandelt. Ein schönes Beispiel hierfür ist die Tatsache, dass es immer häufiger die jungen Väter sind, die Elternzeit in Anspruch nehmen. Flexible Arbeitszeitmodelle sind damit im Gegensatz zu früher stärker nachgefragt.

BZ: Welche Ratschläge geben Sie angehenden Ingenieuren?
Gerlach: Ich halte es für ratsam, sich für Studium und Berufseinstieg genügend Zeit zu nehmen. Seit Einführung der Bachelor- und Masterstudiengänge stehen Absolventen dem Arbeitsmarkt oft sehr früh zur Verfügung. Das ist zwar förderlich für die hohe Nachfrage, oft fehlt es aber noch an sozialer Kompetenz. Persönlichkeit und Teamfähigkeit halte ich für wichtiger als Schulnoten. Das Studium vermittelt das grundlegende technische Wissen und das Verständnis für komplexe Zusammenhänge und Aufgabenstellungen. Die im Unternehmen notwendigen Kenntnisse und Erfahrungen sind meist sehr spezifisch und erfordern eine sehr gründliche Einarbeitung. Ein Berufsleben geht über mehrere Jahrzehnte, da darf man die ersten Jahre durchaus mit Ruhe und Bedacht angehen.

Zur Person: Frank Gerlach ist designierter Vorsitzender des VDI -Bezirksvereins Schwarzwald und Leiter der Siemens Niederlassung.
  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Sa, 13. Oktober 2018: PDF-Version herunterladen

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