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Interview

Wie verhält man sich, wenn ein Fuchs vor einem steht?

  • Di, 05. Juni 2018
    Freiburg

Manchem Menschen gar nicht so unähnlich zieht es immer mehr Wildtiere in die Städte. Gerade Füchsen kann man derzeit vermehrt begegnen. Warum das so ist und wie mensch sich bei einer Begegnung mit einem Fuchs oder einem anderen Wildtier am besten verhält, besprach Dominik Heißler mit Geva Peerenboom von der Professur für Wildtierökologie und -management an der Universität Freiburg.

Junger Fuchs im Baum   | Foto: Klaus Echle
Junger Fuchs im Baum Foto: Klaus Echle
BZ: Plötzlich steht ein Fuchs vor mir. Was mache ich?
Peerenboom: Nichts. Stehen bleiben, gucken und sich freuen. Auf keinen Fall sollten Sie versuchen, ihn zu streicheln oder ihn mit Futter anzulocken. Kommt er näher und Sie fühlen sich unangenehm, klatschen Sie in die Hände oder rufen laut. Das verscheucht ihn. Wenn Sie einen Hund dabeihaben, leinen Sie ihn am besten an.

BZ: Warum eigentlich nicht streicheln oder füttern?
Peerenboom: Füchse sind Wildtiere. Werden sie zahm, verlieren sie ihre natürliche Scheu und suchen die Nähe zum Menschen – das ist für viele Menschen unangenehm. Manchmal klauen Füchse auch Schuhe von nahen Terrassen und spielen damit vor ihrem Bau. Das ist wie für den Hund die Pantoffel. Da ist es sinnvoll, die Schuhe im Haus oder in einem Schuhschrank aufzubewahren. Für Hühner oder Kaninchen braucht es ein stabiles Außengehege, damit Füchse oder Marder da gar nicht rankommen.

BZ: Wann kann ich Füchsen denn vor allem begegnen?

Peerenboom: Jetzt im Mai und Juni werden die jungen Füchse aufgezogen. Darum sind Füchse gerade sehr aktiv: Die Jungfüchse kommen aus den Bauen und die Eltern suchen Futter. Das passiert vor allem in der Abenddämmerung.

BZ: Warum kommen Füchse und andere Wildtiere auch in die Stadt?

Peerenboom: Sie finden hier alles, was sie zum Überleben brauchen: Ungestörte Bereiche, um ihre Jungtiere aufzuziehen. Viele Mäuse und Ratten, weggeworfene Pausenbrote oder halbaufgegessene Döner zur Nahrung. Wildtiere sind in der Stadt inzwischen ganz normal.

BZ: Wie viele Wildtiere gibt es denn in Städten?

Peerenboom: Dazu haben wir leider nur wenige Zahlen. Seit Februar gibt es dazu das Projekt "Wildtiere im Siedlungsraum Baden-Württemberg". Auf der zugehörigen Homepage kann jeder Wildtiere melden, wenn er welche sieht. Am besten mit Foto und Kontext. So können wir herausfinden, ob die Tiere nur am Stadtrand oder auch im Zentrum vorkommen – und gezielt in den entsprechenden Gebieten aufklären, wie man mit Wildtieren in entspannter Nachbarschaft leben kann. Außerdem finden es viele Leute schön, Wildtiere zu beobachten. Mit dieser Seite haben sie eine Plattform.

BZ: Wie wird diese Internetseite bisher genutzt?

Peerenboom: Seit Februar haben wir rund 170 Meldungen aus dem Raum Freiburg, zum Beispiel über Igel, Steinmarder, Füchse, Dachse, Eichhörnchen und Wasservögel. In Wien und Zürich gibt es das Projekt schon seit 2013, mit mehr als 20 000 Meldungen. Da können alle mitmachen. Gerade in einer Zeit, in der die Leute nachweislich immer weniger Arten kennen, das Wissen um die Natur verlieren, ist das wichtig. Oft wird Natur als bedrohlich empfohlen. Teils wissen die Leute mehr über Elefanten als über Wildschweine. Wir wollen darauf aufmerksam machen: "Da gibt’s was Spannendes vor der Haustür. Geht raus und schaut euch mal um!"

Das Projekt "Wildtiere im Siedlungsraum Baden-Württemberg" wird gefördert vom Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg, aus Mitteln der Landesjagdabgabe.

Weitere Informationen unter

http://mehr.bz/wildtiere-stadt

Wilde Nachbarn in der Stadt: Ein Dossier zu unserer tierisch informativen Serie über Wildsau, Fuchs, Dachs & Co. finden Sie auf http://mehr.bz/stadttiere

Ressort: Freiburg

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Di, 05. Juni 2018: PDF-Version herunterladen

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