Account/Login

"Der Trend ist das Motiv"

  • Chloé Raute und Pauline Spoth, Klasse 4b, Grundschule Rust (Rust)

  • Fr, 05. Juli 2019
    Zisch-Texte

ZISCH-INTERVIEW mit dem Tätowierer Christoph Lehmann über seine Ausbildung, beliebte Tattoos und das richtige Tätowieralter .

Christoph Lehmann mit Pauline Spoth (links) und Chloé Raute   | Foto: privat
Christoph Lehmann mit Pauline Spoth (links) und Chloé Raute Foto: privat

Die beiden Zisch-Reporterinnen Chloé Raute und Pauline Spoth aus der Klasse 4b der Grundschule Rust haben den Tätowierer Christoph Lehmann interviewt, der in Rust das Tattoostudio Eleven betreibt.

Zisch: Wie lange sind Sie schon Tätowierer?
Lehmann: Ich habe mit 28 Jahren angefangen, nebenberuflich zu tätowieren. Seit Januar 2017 mache ich es hauptberuflich.

Zisch: Braucht man ein Studium zum Tätowieren?
Lehmann: Nein. Aktuell nicht, weil es zur Zeit noch kein anerkannter Beruf ist. Aber in den nächsten Jahren wird er vermutlich anerkannt werden.

Zisch: Wie sind Sie auf den Beruf gekommen?
Lehmann: Früher habe ich mich selber tätowieren lassen. Ein Freund von mir, der Tätowierer ist, hat es mir gezeigt. Und so bin ich auf den Beruf gekommen.

Zisch: Wo haben Sie tätowieren gelernt?
Lehmann: Ich habe es mir selbst über Youtube beigebracht. In Videos habe ich gesehen, wie man die Maschinen einstellt. Beim Metzger habe ich mir Schweinehaut gekauft und habe angefangen, darauf zu tätowieren. Kurze Zeit später habe ich meine Familie tätowiert. Alles, was ich kann, habe ich mir über das Internet beigebracht.

Zisch: Auf welcher Haut übt man das Tätowieren?
Lehmann: Auf Schweinehaut oder auf PVC beziehungsweise Silikonhaut.

Zisch: Was passiert, wenn man einen Fehler macht oder verrutscht?
Lehmann: Was tätowiert ist, ist tätowiert. Aber wenn es kein grober Fehler ist, lässt es sich beim Tätowieren korrigieren.

Zisch: Wie ist der Ablauf für ein Tattoo ?
Lehmann: Man beginnt mit einem Gespräch mit dem Kunden. Der Kunde sagt dann, was er gerne hätte. Danach vereinbaren wir zusammen einen Termin. Zu diesem Termin entwerfe ich oder entwerfen wir gemeinsam ein Motiv, so wie der Kunde es möchte. Anschließend bekommt er einen Abdruck auf die gewünschte Stelle, welcher dann tätowiert wird. Wenn das Tattoo fertig ist, wird alles noch desinfiziert und steril eingepackt, so dass alles gut verheilt.

Zisch: Wie lange braucht man für ein großes Tattoo?
Lehmann: Bei einem großen Tattoo, das zum Beispiel einen ganzen Rücken bedeckt, braucht man mehrere Termine. Das kann dann schon 30 bis 40 Stunden dauern. Die längste Zeit, die ich am Tag an einer Person tätowiert habe, waren zehn Stunden.

Zisch: Ab welchem Alter darf man sich tätowieren lassen?
Lehmann: Mit Einverständniserklärung der Eltern darf man sich schon ab 16 Jahren tätowieren lassen. Aber ich empfehle es nicht, weil man mit 16 Jahren noch nicht die besten Ideen hat.

Zisch: Waren schon mal welche unzufrieden mit einem Tattoo?
Lehmann: Bei mir tatsächlich noch nicht. Es kann aber schon vorkommen, dass Kunden mit einem älteren Tattoo vorbeikommen, das nicht mehr schön aussieht.

Zisch: Ab welchem Alter darf man tätowieren?
Lehmann: Da gibt es keine Altersbeschränkung. Im Internet gibt es Videos mit Kinder von Tätowierern, die ihre Eltern tätowieren. Ich empfehle aber, auf jeden Fall zuerst eine Ausbildung in einem anderen Beruf zu machen.

Zisch: Gibt es ein Motiv, das sich viele stechen lassen?
Lehmann: Das wechselt ständig. Ich werde immer gefragt, ob Tätowieren ein Trend ist. Nein, das Tätowieren ist kein Trend, der Trend ist das Motiv. Im letzten Jahr ließen sich viele einen Kompass, eine Taschenuhr oder einen Anker tätowieren. Das wechselt wie in der Mode.

Zisch: Wie alt war Ihr jüngster und wie alt Ihr ältester Kunde?
Lehmann: Mein jüngster Kunde war 17 Jahre alt mit Einverständnis der Eltern, aber nur, weil ich die Eltern kannte. Und auch nur, weil die Eltern zum Tätowieren mitkamen. Meine älteste Kundin war 84 Jahre alt.

Zisch: Was muss ein Tätowierer gut können?
Lehmann: Er muss gut zeichnen können und kreativ sein. Dabei sollte er sich das fertige Bild vorstellen können. Er muss geduldig sein.

Zisch: An welcher Stelle tut es am meisten weh?
Lehmann: Das empfindet jeder anders. Viele sagen, dass es an den Rippen, in den Ellenbeugen und am Ellenbogen sehr unangenehm ist.

Zisch: Seit wann tätowieren sich Menschen?
Lehmann: Der erste nachweisbare Mensch, der tätowiert war, war Ötzi.

Ressort: Zisch-Texte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 05. Juli 2019: PDF-Version herunterladen

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare


Weitere Artikel