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"Ich habe schon einige Stürme erlebt"

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  • Sa, 20. Juni 2015
    Zisch-Texte

ZISCH-INTERVIEW mit Förster Andreas Schellbach aus Lenzkirch über den Tornado vom 13. Mai, der auch durch sein Revier tobte.

Die beiden Zisch-Reporter Tim Winterhalter und Valentin Pröller aus der Klasse 4a der Sommerbergschule in Lenzkirch haben Andreas Schellbach interviewt. Er ist Revierförster im Bereich Lenzkirch und derzeit mit den Aufräumarbeiten des Tornados vom vergangenen Monat beschäftigt.

Zisch: Wie haben Sie den Tornado erlebt?
Schellbach: Ich war in Wangen bei Bonndorf in einem Festzelt. Dort war 20 Minuten lang Stromausfall. Gegen Mitternacht fuhr ich nach Hause und sah bei Bonndorf schon Blaulicht und die Feuerwehr. Auf dem Nachhauseweg durch ein längeres Waldstück lag allerdings kein Unrat auf der Straße, und deshalb dachte ich, dass wir verschont geblieben seien. Erst am anderen Morgen sah ich die Schäden hier in Lenzkirch.
Zisch: Wie viele Festmeter Holz wurden umgeworfen und wie hoch ist der finanzielle Schaden für die Gemeinde Lenzkirch?
Schellbach: 7000 Festmeter, das sind 15 Hektar oder 30 Fußballfelder, wurden umgeworfen, das ist ein Schaden von rund 280 000 Euro.
Zisch: Wie viele Wanderwege in der Gemeinde mussten gesperrt werden?
Schellbach: Der Urseerundweg, der Hirtenpfad, der Schluchtensteig, der Carl-Carsten-Weg und der Kohlbachweg.
Zisch: Haben Sie Firmen beauftragt, um das Sturmholz aufzuarbeiten?
Schellbach: Ja, vier Firmen. Eine davon mit zwei Spezialmaschinen – einem Seilkran und einem Seilbagger –, eine mit Vollernter und zwei mit starken Zangenschleppern.
Zisch: Hat es bei den Aufräumarbeiten schon Unfälle im Wald gegeben?
Schellbach: Ja, ein Waldarbeiter wurde von einem Stamm überrollt und hat sich glücklicherweise nur einen Lendenwirbel angebrochen. Glück im Unglück.
Zisch: Wie lange dauert es, bis das Holz aufgearbeitet ist?
Schellbach: Wir planen, bis Mitte Juli fertig zu werden.
Zisch: Wohin wird das Holz verkauft und was wird daraus gemacht?
Schellbach: Es bleibt in der Region bei den Sägewerken Ketterer, Dold und Braun, der Plattenfirma Gutex, einer Kartonfabrik in Baiersbronn und bei Energieholz Bernau. Aus Splitterholz werden Hackschnitzel, Spanplatten und Faserplatten gemacht, aus den unbeschädigten Bäumen werden Bauholz, Kantholz und Papier gemacht.
Zisch: Wie stark sind die Trinkwasserquellen beschädigt?
Schellbach: Ein Sammelschacht muss teilweise ersetzt werden und ein Quell-Entlüftungsrohr muss noch mit einer Kamera untersucht werden, um mögliche Schäden festzustellen.
Zisch: Hatte dieser Tornado einen Namen und wie viele dieser Stürme haben Sie schon als Förster erlebt?
Schellbach: Tornados haben keine Namen im Gegensatz zu Stürmen. Ich habe als Förster schon 1990 den Sturm Wiebke, 1999 den Orkan Lothar und 2003 den Sturm Calvann erlebt.
Zisch: Wie geht es nach den Aufräumarbeiten im Wald weiter? Wird neuer Wald von Menschenhand angepflanzt, oder wird das der Natur überlassen?
Schellbach: Auf Flächen, auf denen keine jungen Bäume vorkommen, wird naturnaher Mischwald gepflanzt, mit Fichten, Tannen, Douglasien, Buchen und Bergahorn.

Ressort: Zisch-Texte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Sa, 20. Juni 2015: PDF-Version herunterladen

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