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"Ich mag es, zu basteln"

Alina Haikala Gonzales, Klasse 4, Karlschule, Freiburg

Von Alina Haikala Gonzales, Klasse 4, Karlschule & Freiburg

Fr, 18. März 2016

Zisch-Texte

ZISCH-INTERVIEW mit Väinö Haikala, der an der Uni Freiburg das Sehen von Fliegen erforscht.

Väinö Haikala und Alina   | Foto: V. Gonzales Segovia
Väinö Haikala und Alina Foto: V. Gonzales Segovia

Zisch-Reporterin Alina Haikala Gonzales aus der Klasse 4 der Karlschule in Freiburg hat ihren Vater, Väinö Haikala, interviewt. Der Wissenschaftler der Neurobiologie hat ihr erklärt, was seine Arbeit an der Universität Freiburg ausmacht.

Zisch: Wo und was arbeitest du genau?
Haikala: Ich arbeite in der Abteilung Neuro- und Verhaltensbiologie der Universität Freiburg. Wir versuchen herauszufinden, wie Fruchtfliegen Farben und Bewegungen erkennen. Ich interessiere mich mehr für das Bewegungssehen.
Zisch: Was ist so besonders an Fliegen?
Haikala: Für die meisten sind Fliegen bestimmt einfach nur nervig. Man lässt eine Banane im Sommer auf dem Tisch, und bald sind schon tausende Fruchtfliegen da. Versucht man aber dann, eine Fliege zu fangen, merkt man, wie schnell diese sind. Selten schafft man, eine mit der Hand zu fangen. Dies ist nicht so verwunderlich. Eine Fruchtfliege braucht weniger Zeit, um die Hand zu sehen und dann wegzuspringen, als wir brauchen, um einmal die Augen zu- und aufzumachen. Sie sind also Experten darin, Bewegungen zu erkennen, diese zu bearbeiten, um dann auf die richtige Art zu reagieren.
Zisch: Wie untersucht ihr die Fliegen?
Haikala: Wir benutzen zwei verschiedene Arten, ihr Sehen zu erforschen. Wir können untersuchen, wie eine Fliege sich verhält, wenn sie bestimmte Bewegungen sieht. Dafür kleben wir eine Fliege am Thorax, zwischen den Flügeln, an eine Nadel. Die Fliege kann so immer noch die Flügel und den Kopf bewegen, aber natürlich nicht wegfliegen. Dann stecken wir die Fliege in eine Arena. Dies ist ein Zylinder, auf dem man der Fliege verschiedene, sich bewegende Muster zeigen kann. Wir schauen dann, wie die Fliege auf ein Muster antwortet. Dies bedeutet, ob sie hinter dem Muster herfliegen möchte, mit dem Kopf dem Muster folgt oder eventuell sogar das Muster vermeiden möchte. Um herauszufinden, welche Neuronen für dieses untersuchte Verhalten wichtig sind, kann man ein Neuron genetisch wegnehmen. Wenn eine Fliege ohne ein bestimmtes Neuron etwas nicht mehr machen kann, wissen wir, dass dieses Neuron wichtig für dieses Verhalten ist. Man möchte aber nicht nur ein Verhalten untersuchen, sondern auch, wie bestimmte Neuronen auf bewegende Muster antworten. Dafür gibt es eine Art, genetisch Neuronen zum Leuchten zu bringen. Je aktiver ein Neuron ist, desto mehr leuchtet es. Wenn man jetzt einer Fliege mit leuchtendem Neuron Bewegung zeigt, kann man sehen, auf was für eine Bewegung dieses Neuron am stärksten reagiert. Es gibt zum Beispiel Neuronen, die nur auf Bewegung von vorne nach hinten antworten. Andere dagegen leuchten am stärksten, wenn die Bewegung von oben nach unten ist.
Zisch: Was versucht ihr gerade, herauszufinden?
Haikala: Ich versuche gerade herauszufinden, wie eine Fliege eine Drehung von einer Vorwärtsbewegung unterscheiden kann. Bei einer Drehung nach rechts bewegt sich alles auf der linken Seite von vorne nach hinten. Auf der rechten Seite geht alles von hinten nach vorne. Bei einer Vorwärtsbewegung dagegen sieht man, wie alles auf beiden Seiten von vorne nach hinten wandert. Damit eine Fliege diese beiden Bewegungen unterscheiden kann, muss sie die Information von beiden Seiten gleichzeitig analysieren. Es gibt also auf einer Seite des Kopfes ein Neuron, das auf Bewegung von hinten nach vorne antwortet, und auf der anderen Seite eins, das von vorne nach hinten reagiert. Wenn beide Neuronen gleichzeitig aktiv sind, weiß die Fliege, sie dreht sich.
Zisch: Wieso gefällt dir deine Arbeit?
Haikala: Ich finde es interessant, etwas Neues zu verstehen. Es gibt so viele Fragen, die man noch nicht beantwortet hat. Außerdem bastle ich gerne. Es gibt nicht viele Menschen auf der Welt, die das Gleiche forschen. Man kann also öfters nicht einfach in ein Geschäft gehen, um die notwendigen Instrumente zu kaufen, sondern wir müssen oft neue Geräte bauen oder bereits existierende anpassen, um etwas Bestimmtes messen zu können.

Ressort: Zisch-Texte

  • Veröffentlicht in der gedruckten Ausgabe der BZ vom Fr, 18. März 2016:
  • Zeitungsartikel im Zeitungslayout: PDF-Version herunterladen

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