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"Michael Ende hat mich animiert"

  • Fr, 27. März 2015
    Zisch-Texte

ZISCH-INTERVIEW mit Claus-Peter Jepsen, dem Inhaber der Freiburger Buchhandlung Fundevogel, über Bücher als Begleiter.

Zisch-Reporter Felix Schindler und Fun...gen ihre derzeitigen Lieblingsbücher.   | Foto: Privat
Zisch-Reporter Felix Schindler und Fundevogel-Chef Claus-Peter Jepsen zeigen ihre derzeitigen Lieblingsbücher. Foto: Privat

Zisch-Reporter Felix Schindler aus der Klasse 4b der Turnseeschule in Freiburg hat Claus-Peter Jepsen interviewt. Jespen ist der Inhaber der Freiburger Kinder- und Jugendbuchhandlung Fundevogel.

Zisch: Welchen Beruf wollten Sie als Kind erlernen?
Jepsen: Als Kind wollte ich zum Theater. Ich wollte irgendwas mit Theater machen.
Zisch: Wie sind Sie auf den Beruf Buchhändler gekommen?
Jepsen: Ich bin kein Buchhändler. Ich habe Kinder- und Jugendbuchliteratur studiert; im Rahmen von einem sogenannten medienpädagogischen Studium. Zuerst habe ich Theaterpädagogik studiert, und ein Teil dieses Studium war auch Kinder- und Jugendliteratur. Dann habe ich einen Mann kennengelernt, den Autor Michael Ende, der hat die Bücher "Momo" und "Jim Knopf" geschrieben. Er war derjenige, der bei mir so diesen Klick ausgelöst hat: Ich will etwas mit Kinder- und Jugendbuchliteratur machen. Dann habe ich daraufhin diesen Buchladen aufgemacht.
Zisch: Wie lange gibt es diesen Buchladen schon?
Jepsen: Seit 1986. Nächstes Jahr haben wir 30-jähriges Fundevogel-Jubiläum!
Zisch: Was macht Ihnen an ihrer Arbeit Spaß?
Jepsen: Mir macht alles daran Spaß. Das Lesen macht mir Spaß, der Umgang mit Menschen macht mir Spaß. Überhaupt die ganzen literarischen Themen, die Projekte an Grundschulen, wie das Lirum-Larum-Lesefest im Oktober mit großen Büchertischen. Das macht sehr viel Spaß.
Zisch: Wie viele Angestellte arbeiten bei Ihnen?
Jepsen: Das wechselt bei uns, denn an Weihnachten ist hier ein bisschen mehr los. Es sind so sechs Angestellte. Man kann ja nicht zwölf Stunden am Stück arbeiten, manchmal müssen wir auch eine Pause machen.
Zisch: Bis zu welchem Alter kann man bei Ihnen Bücher kaufen?
Jepsen: Du wirst lachen, es gibt ganz viele Erwachsene, die auch Spaß an Kinderbüchern haben. Das ist wirklich wahr, es gibt auch Bücher, die aus der Kinderliteratur in die Erwachsenenliteratur und umgekehrt wechseln. Und es gibt Leute, die schöne künstlerische Bilderbücher sammeln.
Zisch: Welches Kinderbuch würden Sie Viertklässlern empfehlen, also zehnjährigen Kindern?
Jepsen: Das ist jetzt schwierig zu beantworten. Das muss man etwas differenzieren, es ist sehr unterschiedlich, da jeder Zehnjährige anders ist. Das kennst du ja von dir auch: Mal willst du etwas Spannendes lesen, mal etwas Lustiges und das ist sehr unterschiedlich. Natürlich kommen wir auch in Situationen, in denen wir gefragt werden: Ich will mit meiner Klasse ein Buch lesen. Und dann müssen wir überlegen, was wir dann empfehlen.
Zisch: Verkaufen Sie mehr Taschenbücher oder mehr Bücher mit festem Einband?
Jepsen: Wir verkaufen mit Sicherheit mehr mit hartem Einband, davon haben wir auch mehr.
Zisch: Haben sich die Kinder früher, als Sie Ihren Buchladen eröffnet haben, für andere Themen interessiert als heute?
Jepsen: Nein, eigentlich nicht. Früher gab es nicht so viele Kunstbücher. Da hat sich viel getan. Aber so von den Themen her – früher waren es mehr Indianer, das ist heute nicht mehr so gefragt. Aber ansonsten ist es ungefähr gleich geblieben.
Zisch: Lesen Sie viel in Ihrer Freizeit?
Jepsen: Was glaubst Du? Ja! Du hast Recht, hier im Laden haben wir ja viel zu tun, da kommen wir nicht dazu. Beim Lesen gibt es Techniken, die man lernen kann, zum Beispiel querlesen oder man kann ein Buch sehr genau lesen. Ein Bilderbuch muss man dagegen nach den Bildern beurteilen. Wir lesen alle sehr viel, wir haben den Anspruch, die Sachen, die hier stehen, zu kennen. Als Buchverkäufer muss ich die Buchinhalte kennen, weil ich sonst nicht gut beraten kann.
Zisch: Was ist Ihr Lieblingsbuch?
Jepsen: Das wechselt natürlich sehr. Im Moment ist es "Ratten gegen Krähen" von Kilian Leypold.
Zisch: Kennen Sie einen Kinderbuchautoren oder eine Kinderbuchautorin persönlich?
Jepsen: Ja, sehr viele. Zum Beispiel Michael Ende. Der lebt leider nicht mehr. Da wir Veranstaltungen machen, lernen wir sehr viele Leute und auch Autorinnen und Autoren kennen. Zum Beispiel war die Schweizer Illustratorin Kathrin Schärer beim letzten Lirum-Larum-Lesefest mit dabei.
Zisch: Wie sind Sie auf den Namen Fundevogel gekommen?
Jepsen: Fundevogel ist ein Märchen der Gebrüder Grimm. In dem Märchen gibt es einen wichtigen Satz, der lautet: "Verlässt du mich nicht, so verlass ich dich auch nicht!", und so wollen wir für unsere großen und kleinen Kunden da sein. Deswegen haben wir den Laden so genannt, weil uns das Märchen so gut gefallen hat.

Ressort: Zisch-Texte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 27. März 2015: PDF-Version herunterladen

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