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"Wir sind alle voneinander abhängig"

Josef Böhler, Klasse 4, Grundschule Berau (Ühlingen-Birkendorf)

Von Josef Böhler, Klasse 4, Grundschule Berau (Ühlingen-Birkendorf)

Fr, 05. Juli 2019

Zisch-Texte

ZISCH-INTERVIEW mit dem Hobby-Imker Franz Gantert über die Bedeutung von Bienen und die Arbeit mit den Tieren.

Imker Franz Gantert und sein Enkel Josef Böhler mit Imker-Hut   | Foto: privat
Imker Franz Gantert und sein Enkel Josef Böhler mit Imker-Hut Foto: privat

Imkern ist kein leichtes Hobby, aber Imker werden dafür als Hüter der Bienen, einer wichtigen aber zunehmend bedrohten Insektenart, immer wichtiger. Unser Zisch-Reporter Josef Böhler aus der Klasse 4 der Grundschule Berau (Ühlingen-Birkendorf) hat seinen Großvater Franz Gantert aus Berau zu seinem Hobby als Imker interviewt.

Zisch: Wie viele Bienen hast du?
Gantert: Ich habe elf Völker und zu jedem Volk gehören etwa 50 000 bis 70 000 Bienen.

Zisch: Was würde passieren, wenn es keine Bienen mehr geben würde?
Gantert: Dann werden viele Blüten von Obst und Gemüse nicht mehr bestäubt und wir haben keine Ernte mehr.

Zisch: Und was würde passieren, wenn es keine Insekten mehr geben würde?
Gantert: Dann haben viele Tiere keine Nahrung mehr und müssen sterben. Wir sind alle voneinander abhängig.

Zisch: Was können wir Menschen tun, damit die Bienen und die Insekten nicht aussterben?
Gantert: Einmal ist es wichtig, dass es die Imker gibt und dass sie ihr Wissen auch an andere Menschen weitergeben. Toll ist, wenn man bei jemanden die Lust am Imkern weckt und dessen Wichtigkeit erkannt wird. Und damit es den Tieren gut geht und sie nicht aussterben, müssen wir Menschen sorgsam mit unserer Umwelt umgehen und sie nicht verschmutzen. Weiterhin ist es wichtig, dass die Bauern ihre Wiesen nicht sofort mähen, damit die Bienen Nektar holen können. Viele Insekten, zum Beispiel auch die Schmetterlinge, brauchen Wiesen, Blumen und Kräuter. Das siehst du, wenn du dir mal eine blühende Wiese genau anschaust. Sinnvoll wäre es auch, wenn wir alle einen Garten und Obstbäume hätten. Damit kann jeder einzelne einen Lebensraum für viele Insekten schaffen.

Zisch: Was essen eigentlich die Bienen?
Gantert: Im Winter essen sie das vom Imker bereitgestellte Essen. Dies ist Zuckerwasser und Futterteig. Wenn die Bienen schon ausfliegen und die Waben gefüllt werden, essen sie auch vom Blütenhonig. Deswegen darf der Imker den Bienen auch nicht allen Honig wegnehmen.

Zisch: Was sind eigentlich Wildbienen?
Gantert: Die Wildbienen sind etwas kleiner und wohnen zum Beispiel in hohlen Baumstämmen. Sie werden von niemandem betreut und sind auf sich selbst angewiesen.

Zisch: Ist das Imkern schwer?
Gantert: Am besten ist es, wenn man Schulungen macht und einen Imker als Ansprechpartner hat. Ich bin auch im Imkerverein, da werden Kurse angeboten, und man trifft sich regelmäßig, um sich auszutauschen.

Zisch: Wie oft musst du in der Woche ins Bienenhaus?
Gantert: Im Winter darf man die Bienen nicht stören. Sie halten Winterruhe und sammeln sich wie zu einer Traube zusammen. Dabei halten sie sich warm. Im Frühjahr beginnt dann die Arbeit und ich gehe etwa einmal in der Woche zu meinen Bienen. Dort brauche ich dann zirka eine halbe Stunde für jedes Volk.

Zisch: Was musst du dann tun?
Gantert: Anfang März muss ich den Boden der Kästen reinigen und das Futter kontrollieren, damit die Bienen nicht verhungern. Von April bis Juni schaue ich jede Woche, ob die Brut vorhanden ist. Und ganz wichtig: Dass jedes Volk nur eine Königin hat und keine weiteren Königinnenzellen gebaut werden. Übersieht man dies, schlüpft eine neue Königin und die alte Königin schwärmt mit einem Teil des Volkes aus. Wenn mir diese Bienen dann entwischen, wird mein Volk schwächer. Bis zur Sonnwende am 24. Juni muss man also gut aufpassen. Ende Juni bis Mitte August wird die Zeit nochmal intensiver. Wenn die Waben voll werden und die Bienen fleißig waren, wird geschleudert und wir bekommen den frischen Honig. Ende August bis September beginnt das Füttern für den Winter und die Bienen werden vorsorglich gegen Krankheiten und Milben behandelt.

Zisch: Macht dir diese Arbeit Spaß?
Gantert: Das Imkern ist für mich ein Hobby, das natürlich Spaß machen muss. Wenn man es nicht gerne machen würde, wäre es einem vielleicht zu viel Arbeit. Denn das Imkern braucht Zeit und auch Geduld. Außerdem verdiene ich bei meinem Hobby auch noch etwas Geld, weil ich den Honig auch verkaufe.

Zisch: Stechen dich die Bienen auch?
Gantert: Die Bienen können auch mal stechen. Als Imker ist es wichtig, dass man nicht nervös und ungeduldig ist. Man macht seine Arbeit mit viel Ruhe und ich habe meist auch meine Schutzkleidung an. Der Imker-Hut hat einen Schleier, so dass die Bienen mir nicht in die Haare fliegen und auch mein Gesicht geschützt ist. Auch der Overall verhindert, dass die Bienen unter meine Kleider fliegen und mich aus Panik stechen. Man darf natürlich nicht zu viel Angst haben, aber auch nicht unvorsichtig sein.

Ressort: Zisch-Texte

  • Veröffentlicht in der gedruckten Ausgabe der BZ vom Fr, 05. Juli 2019:
  • Zeitungsartikel im Zeitungslayout: PDF-Version herunterladen

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