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Internationale Rassehunde-Ausstellung

Züchter und Rassehunde buhlen in Offenburg um Anerkennung

Anika Maldacker
  • So, 12. März 2017, 20:23 Uhr
    Südwest

Bellen, mit dem Schwanz wedeln und vor dem Preisrichter tänzeln: Bei der Internationalen Rassehunde-Ausstellung in Offenburg kamen mehr als 3000 Hunde und deren Züchter zusammen, um Preise abzuräumen.

Foto: Anika Maldacker
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Don Paulino von der Villa Lehmann rennt artig um den Preisrichter. Züchterin Bettina Lehmann auch. Fünf Minuten zuvor hat sie noch aufgeregt über das Fell ihres Coton de Tuléars gebürstet. Um sie herum stehen Campingstühle, bunte Plastikkäfige und metallene Zwinger. Hunde bellen, Menschen schnattern, auf dem Boden sind Pfützen zu sehen – vielleicht Wasser, vielleicht Urin. Auf dem Offenburger Messegelände kamen am Wochenende Hunde- und Katzenfans aus ganz Europa zusammen: In vier Hallen war die 30. Internationale Rassehunde-Ausstellung zu sehen, in einer Halle die Internationale Katzen-Ausstellung.

Insgesamt 3251 Hunde haben Züchter aus ganz Europa angemeldet, um sie im Ring den Richtern vorzuführen. Dazu kommen tausende von Besuchern mit ihren Hunden. 262 Rassen sind vertreten: Schäferhunde, Retriever, Windhunde, Rottweiler und Spitze, aber auch exotischere Rassen wie Chow-Chows, Shihokus – oder Cotons de Tuléar.

Bettina Lehmann aus Liechtenstein züchtet letztere Hunderasse, die ursprünglich aus Madagaskar stammt. Jahrhundertelang wurden die Cotons dort als exklusive Schoßhündchen gehalten. Bis vor 20 Jahren war das weiße Tier in Europa so gut wie unbekannt. In Deutschland ist er das noch heute – nur vier Hunde dieser Rasse treten im Ring gegeneinander an. "Wir kennen uns alle schon von anderen Ausstellungen", stellt Lehmann fest.

Das Fell des Tiers ist schneeweiß, lang und watteweich, bei guter Pflege jedenfalls. "Ein gutes Shampoo und eine gute Spülung sind Pflicht", sagt Lehmann. Don Paulino von der Villa Lehmann ist 14 Monate alt. Der letzte Teil des Namens ist der Züchterzusatz, ihre Hunde tragen ihn wie einen Nachnamen.

Stundenlanges Warten

Lehmanns Campingstuhl steht direkt am Ring, wo die Tiere den Richtern vorgeführt werden. Ausstellungen sind ihr Hobby geworden. "Seit zehn Uhr morgens sitzen wir hier und warten, bis wir dran sind", sagt sie, während sie Paulinos Fell kämmt und zurechtzupft.

Das Hobby ist anstrengend und teuer. Ein Welpe allein kann mehrere Tausend Euro kosten. Um beim Verband für das Deutsche Hundewesen als Züchter anerkannt zu werden, sind Tierarztbesuche und andere Zulassungspapiere eine kostspielige Begleiterscheinung. Dazu kommen Ernährung und Pflege – sowie Ausstellungsbesuche in ganz Europa. "Die Rasse hatte früher weniger Fell", erzählt Anne Vischer, ebenfalls Coton-Züchterin. Dann bevorzugten die Richter bei ihren Entscheidungen immer mehr Fell. Die Züchter passten sich an. "Sonst gewinnt man mit dem Hund ja keinen Blumentopf", sagt Vischer.

Peta kritisiert die Ausstellung stark

Die Tierrechtsorganisation Peta kritisiert Rassehunde-Ausstellung auch wegen solcher Einstellungen. Im Vorfeld warf sie der Offenburger Schau "Rassenwahn" vor. In deutschen Tierheimen würden Tausende Vierbeiner auf ein neues Zuhause warten. Die Zuchtindustrie würde jedoch weiter fleißig Nachschub produzieren, um die Nachfrage nach Rassen zu befriedigen, die gerade in Mode sind, heißt es in einer Erklärung von Peta.

Der Rhodesian Ridgeback ist momentan eine beliebte Rasse. Yvonne und Harald Sommer aus Bottingen bei Teningen halten zwei dieser Hunde mit dem kurzen, braunen Fell. Ihr auffälligstes Merkmal ist der Haarkamm auf dem Rücken. Dort wächst das Fell in die entgegengesetzte Haarwuchsrichtung. Das Paar hat sich gegen einen Hund aus dem Tierheim entschieden: Sie wollten wissen, welche Charaktereigenschaften sie erwarten, erklären sie – und die Welpen selbst erziehen. Über den Preis wollen sie schweigen. Sie denken derzeit darüber nach, als Züchter ins Geschäft einzusteigen.

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Ressort: Südwest

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Mo, 13. März 2017: PDF-Version herunterladen

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