"Nichts gegen Selfies, aber..."
DREI FRAGEN an Werner Frick vom Studium generale zum Start der "Jungen Uni" und zu Selbstporträts.
FREIBURG. Die Universität Freiburg bietet in diesem Semester 14- bis 18-Jährigen in acht Vorlesungen einen Einblick in verschiedene Fächer. Das neue Angebot soll Jugendliche aus der Region für die Wissenschaft begeistern und sie auch langsam an ein künftiges Studium heranführen. Über den Start der "Jungen Universität" sprach Fabian Vögtle mit Werner Frick, der als Leiter des Studium generale die Reihe verantwortet und am Freitag auch den ersten Vortrag hält.
Frick: Ja, durchaus. Jedenfalls wollen wir – übrigens sehr großzügig unterstützt durch die Alumni-Vereinigung unserer Universität, sodass hier buchstäblich die Ehemaligen die Zukünftigen fördern – dieser aufgeweckten und engagierten Freitags-Generation mit der "Jungen Universität" signalisieren, dass die Uni auch ihr Ort ist: Kein gravitätischer Elfenbeinturm, sondern ein einladender und zugänglicher Ort, der zur Gesellschaft und zur Zukunft hin offen ist und an dem man sich das vielfältige Wissen holen kann, das man brauchen wird, wenn man die Welt begreifen, gestalten und verbessern möchte.
BZ: Dabei geht es die nächsten Wochen um die Abholzung der Wälder, künstliche Intelligenz oder autonome Waffen. Die Reihe beginnt mit Ihrer Vorlesung zum Thema "Selfies aus Wörtern". Wie viel hat das Smartphone-Selbstporträt denn mit Dichtung und Literatur zu tun?
Frick: Nichts gegen Selfies – die knipsen wir alle täglich, manche stündlich. Aber Selbstporträts hat es in der Dichtung und den Künsten schon länger gegeben, als es Smartphones gibt. Und vielleicht kann ich zeigen, dass das eine oder andere "Selfie aus Wörtern" es an Raffinesse, an Kreativität und auch an Coolness spielend mit den Fertigprodukten unserer pixelsüchtigen Selbstbespiegelungen aufnehmen kann. Jedenfalls erfährt man aus solchen Sprach-Selfies eine Menge über den Wandel von Selbstwahrnehmungen und Ich-Vorstellungen im Lauf der Zeiten. Und damit letztlich auch über uns heute.
BZ: Wie wichtig sind Bücher in der so rasend digitalen Welt gerade für die Jugend von heute überhaupt noch und was lesen die jungen Leute in Zukunft?
Frick: Was man in der Zukunft lesen wird und auf welchen Speichermedien – keine Ahnung, ich bin kein Hellseher. Aber ich würde mir wünschen, dass es auch in Zukunft bei aller Rasanz und Beschleunigung der Lebens- und Kommunikationsverhältnisse noch immer Medien von der Art der Literatur geben wird: Oasen der Besinnung und Verdichtung, der mentalen Selbst-Aktivierung und des konzentriert-entspannten Bei-sich-selbst-Seins, wie sie uns das Lesen und die Literatur bei zugleich größter Welthaltigkeit immer zuverlässig geboten haben.
Kommentare
Liebe Leserinnen und Leser,
leider können Artikel, die älter als sechs Monate sind, nicht mehr kommentiert werden.
Die Kommentarfunktion dieses Artikels ist geschlossen.
Viele Grüße von Ihrer BZ