Reichspogromnacht in Freiburg: Ein Augenzeuge erinnert sich
Di, 10. November 2009, 09:41 Uhr
Stadtgespräch
Als Helmut Schwarz vor genau 71 Jahren auf seinem Schulweg zum Bertholdgymnasium unterwegs war, brannte die Synagoge. Die "Reichskristallnacht" war das erste Glied einer Kette von Ereignissen, die dem jungen "Halbjuden" Schwarz zusetzten. Im Gespräch berichtet er von all dem, das heute so schwer vorstellbar ist.
Zur Person
Helmut Schwarz, 82, war bis zu seiner Pensionierung evangelischer Pfarrer in Heidelberg und in Elzach. Er stammt aus einer evangelischen Familie, im väterlichen Familienzweig finden sich jüdische Vorfahren. Nach Verständnis der Nationalsozialisten war Helmut Schwarz ein sogenannter Halbjude.
Herr Schwarz, können Sie sich an den 10. November 1938 erinnern?
Wie immer ging ich morgens zur Schule. Ich war zehn Jahre alt, wir wohnten in der Oberau. Die Wallstraße ging ich runter, dann die Rempartstraße bis zum Rotteckring. Dort, wo jetzt die UB steht, war damals das Rotteckgymnasium. Gegenüber davon, etwas zurückgebaut, stand die Synagoge. Sie brannte, Rauch stieg aus den Fenstern. Aber die Feuerwehrmänner standen untätig davor herum und unterhielten sich mit Parteimitgliedern, die sich den Brand ebenfalls seelenruhig anschauten. Die ...