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Auch der Umgang mit dem Handy will gelernt sein

  • Benedikt Jokisch, Klasse 9a, Marie-Curie-Gymnasium (Kirchzarten)

  • Fr, 18. Dezember 2020
    Schülertexte

Prävention statt Verbote und Strafen – wie Schulen in Sachen Handy-Nutzung umdenken sollten / Ein Kommentar.

Schüler checken in der Pause kurz ihr Handy.   | Foto: Ingo Schneider
Schüler checken in der Pause kurz ihr Handy. Foto: Ingo Schneider
Nachdem Frankreich 2018 ein Handyverbot an Schulen erließ, wird das nun auch im deutschsprachigen Raum diskutiert, vor allem Lehrerverbände wünschen sich dies schon länger. In Deutschland darf das jedes Bundesland für sich bestimmen, Bayern hat zum Beispiel ein Verbot von Handys für alle Schulen erlassen, in Baden-Württemberg entscheidet jede Schule für sich. Viele Schulen wollen hier nach bayrischem Vorbild kollektive Handy-Verbote umsetzten, die nicht nur im Unterricht gelten, sondern auch außerhalb der Unterrichtszeiten auf dem ganzen Schulgelände.

Mir scheint es so, als will man damit die Untätigkeit bei Handy-Aufklärung und Digitalisierung kompensieren, die für Jugendliche in den letzten zehn Jahren nicht stattfand. Aber anstatt präventiv gegen die übermäßige Handy-Nutzung vorzugehen, wie es bei Alkohol oder Tabak gemacht wird, nimmt man die einfachste und kostengünstigste Lösung – und verbietet Handys an Schulen komplett.

Mit einem solchen Verbot wird aber eine Problembewältigung suggeriert, die vor Scheintatendrang nur so strotzt, und die wenig nachhaltige Veränderung im Konsumverhalten von Jugendlichen bewirkt. Die Schulen verdrängen das Problem mit einer solchen Verordnung aus der Schule in den privaten Raum, anstatt es auch als Aufgabe der Schulbildung zu betrachten. Nach dem Motto: Keine Smartphones, keine Probleme. Die Anzahl der Handys in der Schule sinkt zur Freude der Verantwortlichen zwar, das gewünschte Ziel eines verantwortungsbewussten Konsums – auch in der Freizeit – verfehlt man damit aber komplett.

Denn nur durch ein Verbot in der Schule verändert man die Schüler nicht – schließlich hat die Prohibition in den USA auch nicht zu weniger Alkoholkonsum geführt. Um einen gesunden Umgang mit den Smartphones zu schaffen, braucht man nicht nur Verordnungen, sondern von extra ausgebildeten Fachleuten durchgeführte Workshops, welche die Schüler zu selbstständigen und medienkompetenten Menschen erziehen. Junge Menschen, die Handy und Co auch mal weglegen und sich des eigenen Konsums bewusst sind. Diese Workshops würden frühzeitig mögliche oder schon bestehende Ursachen für übermäßigen Konsum erkennen und dagegen vorgehen. Solche Angebote gibt es zwar, viele Schulen nehmen sie aber nicht in Anspruch, obwohl die Digitalisierung präsenter ist denn je. Schließlich wird das Handy in naher und in ferner Zukunft eine wichtige Rolle spielen. Ein solches Programm ist schon längst überfällig und zudem zukunftsorientiert. Man darf nicht die Augen vor dem Wandel der Zeit verschließen, daher mein Appell an alle Schulen: Lieber Aufklärung und vernünftige Prävention als kollektive, sinnlose Verbote und Strafen.

Ressort: Schülertexte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 18. Dezember 2020: PDF-Version herunterladen

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