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Schönste Radtouren (11)

Auf dem Gipfeltrail durch den Hochschwarzwald

Susanne Gilg

Von

Fr, 12. Mai 2017

Südwest

Die Gipfeltour verläuft in zwei Schleifen rund um den Feldberg. Auch wenn man die Gipfel nur sieht: Technisch und konditionell ist die Tour nur für starke Biker geeignet, die sich in dem Gebiet gut auskennen.

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Eines vorweg: Wer auf dem Gipfeltrail viele Gipfel erwartet, wird enttäuscht. Denn die 137 Kilometer lange Mountainbikerunde durch den Hochschwarzwald führt – bis auf den Hochfirst – auf keinen Schwarzwaldgipfel, sondern nur an ihnen vorbei. In zwei Schleifen rund um den Feldberg verläuft die Tour. Als Tagestour ist sie nur für technisch und konditionell starke Biker geeignet, die sich in dem Gebiet gut auskennen. Die Beschilderung macht bisweilen zu schaffen – offenbar wurden viele Schilder mutwillig entfernt. Wer keine ortskundige Begleitung dabei hat, steht an einigen Stellen im wahrsten Wortsinn im Wald.

Wir starten die Tour am Bahnhof in Neustadt. Wer von Freiburg oder Donaueschingen kommt, kann sein Rad bequem in der Bahn mitnehmen. In den Bussen ist das nicht möglich. Richtung Hochfirst geht es zunächst auf Asphalt bergauf, immer den gelben Schildern mit den dicken blauen Pfeilen hinterher. Im Wald kommt ein breiterer, naturbelassener Trail, der nach wenigen Metern schon wieder auf die Straße führt. Schade! Die Strecke geht am Berg entlang und mündet auf einen Trail Richtung Titisee. Hier hüpft das Mountainbikerherz, dieser Trail macht einfach Spaß.

Die Trail-Stücke sind speziell gekennzeichnet. Auf diesem Stück, das unter normalen Umständen wegen der Zwei-Meter-Regel, die in Baden-Württemberg gilt, mit dem Rad nicht befahren werden dürfte, sind auch einige Wanderer unterwegs. Wir haben eine kleine Kuhglocke am Lenker, die auf uns aufmerksam macht – und uns einige neckische Bemerkungen beschert. Von Konflikten keine Spur. Jeder hat Spaß am Weg und an der Natur – ob in Wanderstiefeln oder auf groben Reifen.

In Titisee dann das Kontrastprogramm: Der Weg führt uns durch den Ort, wo immer wieder Touristengruppen ohne zu schauen auf die Straße stolpern. Das macht auch mit Klingel keine Freude. Am Strandbad geht es auf einem ganz kurzen Trailstück rechts in den Wald, der Weg folgt die meiste Zeit der Ultrabike-Marathonstrecke bis nach Hinterzarten. In Hinterzarten geht es an der Skisprungschanze vorbei. Vom Skistadion weiter hoch auf einem breiten Weg – wer sich auskennt, weiß, dass wenige Meter weiter im Wald schönste Trails warten. Doch die lässt der Gipfeltrail links liegen. Ebenso wie den mystischen Mathisleweiher. Dabei wäre der kleine See einen Abstecher wert und legal auf Wegen zu erreichen, die breiter sind als zwei Meter. Wer mag, kann hier kurz innehalten – es lohnt sich! Ansonsten geht es auf einem Forstweg weiter, bis links ein kurzes Trailstück abzweigt, das nach wenigen Metern auf den breiten Weg führt.

Nach der kurzen Unterbrechung durch einen Forstweg hält die Trailfreude nur kurz. Richtung Rinken geht es bergan, aber ohne Wurzeln oder schmale Wege. Am Wanderparkplatz geht es wieder in den Wald hinauf zum Späneplatz, wo links einer der schönsten Trails wartet, den der Gipfeltrail zu bieten hat. Auf diesen schmalen Pfad verirrt sich kaum ein Wanderer, dort haben die Biker den Wald für sich allein. An der Lochrütte am Jägerheim erreichen wir wieder die Zivilisation, Asphalt und Schotter. Über einen Schlenker, der noch einen kurzen, aber schönen Trail bereithält, führt der Gipfeltrail Richtung Raimartihof, wo eingekehrt werden kann. Vom Raimartihof geht es hoch über die Seestraße bis zur Seebuck-Talstation. Wieder lässt der Gipfeltrail einen der schönsten Orte links liegen, den der Hochschwarzwald zu bieten hat: den Feldsee. Die Umrundung ist aus Naturschutzgründen zwar verboten, aber der Zufahrtsweg zum Feldsee darf auch mit dem Rad befahren werden. Der bis zu 32 Meter tiefe See ist durch Gletscher der letzten Eiszeiten entstanden – und auf jeden Fall einen Blick wert.

Zurück auf der Seestraße geht es Richtung Feldberg hinauf. Kurz vor der Passstraße führt uns der Gipfeltrail nach rechts zu einem giftigen Anstieg bis zur Seebuck-Talstation. Der Gipfeltrail kürzt an einer Stelle das ehemalige Nato-Sträßchen ab und führt 200 Meter steil bergauf. Wenn viel Betrieb ist, macht das keinen Spaß – lieber auf dem Sträßchen weiterfahren. Vom Wasserreservoir bietet sich ein toller Blick über den Schwarzwald, bei guter Sicht auch auf die Alpen.

Nun halten wir uns links Richtung Todtnauer Hütte. Dort biegen wir rechts und dann gleich wieder links Richtung Stübenwasen ab. Am Biathlon-Stadion Notschrei vorbei geht es über die Straße und auf ein kurzes Trailstück Richtung Muggenbrunn-Oberhäuser. Der Gipfeltrail führt Richtung Todtnau, wo ambitionierte Techniker einen Abstecher auf die Hasenhorn-Downhillstrecke machen können – wer den Gipfeltrail an einem Tag bewältigen möchte, sollte nicht allzu viel Zeit verlieren. Hoch geht es Richtung Hasenhorn (wer Höhenmeter sparen will, kann die Bahn nehmen) und weiter Richtung Gisiboden, wo uns die Beschilderung des Gipfeltrails einige Haken schlagen lässt. Hier geht es weiter zum Prägbach-Wasserfall. Von dort Richtung Hofeckhütte führt der Weg nun steil bergauf. Runter geht es Richtung L 149, die man an der Wacht quert.

Der folgende Anstieg fordert den inneren Schweinehund heraus. Steil geht es hinauf Richtung Blößling. In mehreren Kehren werden hier einige Höhenmeter gesammelt. Weiter über das Präger Eck führt uns der Gipfeltrail zur Stöckerwaldhütte. Über einen naturbelassenen, aber nicht schmalen Weg, geht es nun zur L 146. Ihr folgen wir ein Stück und biegen am Loipenzentrum rechts ab. Jetzt geht es bergab nach Bernau und auf breiten Wegen bis zur Menzenschwander Brücke. Von dort führt der Gipfeltrail auf Schotter weiter Richtung Krummenkreuzhütte – wieder ist eifriges Höhenmeter-Sammeln angesagt. Bergab sausen wir auf breiten Wegen bis zum Unterkrummen, wo – mit Blick auf den Schluchsee – eingekehrt werden kann. Doch die Verschnaufpause sollte nicht allzu lange dauern, es warten noch eine ordentliche Menge Höhenmeter.

Hoch geht’s nun zur Kohlhütte, runter zur Eisenbreche und wieder hinauf zur Schluchsee-Staumauer und zur Bundesstraße 500. Dort empfiehlt der Gipfeltrail noch einen etwa 200 Meter langen Trampelpfad, den man sich schenken und den direkten Weg über die alte Rothauser Straße Richtung Rothaus nehmen kann. Dafür muss die B 500 überquert werden. Durch Brünlisbach geht es nun nach Rothaus, an der Zäpfle-Abfüllanlage vorbei. Wer mag, kann hier einkehren und stilecht ein Radler trinken.

Auf breitem Schotter führt der Gipfeltrail rechts Richtung Balzhausen. Dort geht es rechts in den Wald und dann auf ein kurzes Trailstück. Im weiteren Verlauf wartet bergauf nun wieder ein Trail, auf dem Fahrtechnik und Kondition gefragt sind – am Ende kommt man in Dresselbach heraus. Orientieren kann man sich am Windrad, um von dort den Weg links Richtung Hinterhäuser einzuschlagen.

Jetzt fahren wir auf einem breiten Weg hinunter. Am Sportplatz biegt man links ab hinunter nach Lenzkirch. Durch Lenzkirch geht es hindurch, teilweise auf der B 315. Hier lässt der Gipfeltrail schöne Trailstücke, die schon mehrfach Bestandteil des Mountainbike-Etappenrennens "Trans Schwarzwald" gewesen sind, aus. Wir folgen der B 315 bis zur Ruine Alt-Urach und biegen auf die Freiburger Straße ab.

Der Weg führt uns über den Hochfirst wieder Richtung Neustadt. Dort wird überwiegend die Straße genutzt, obwohl, allein durch die MTB-Bundesligastrecke, im Wald feinste Trails warten. An der Skisprungschanze vorbei rollen wir die letzten Meter bis zum Bahnhof – mit 3900 Höhenmetern in den Beinen.

Fazit: Wer beim Gipfeltrail nur Trails, etwa wie in Südtirol oder im Pfälzer Wald erwartet, hat hier keine Freude. Auf den knapp 140 Kilometern finden sich zwar einige reizvolle Trail-Passagen, jedoch überwiegt der Anteil an breiten, geschotterten Forstwegen. Der Großteil der naturbelassenen Wege konnte auch vor der Ausschilderung schon befahren werden, da sie breiter sind als zwei Meter. Probleme mit Fußgängern hat es nur auf breiten Wegen gegeben und an Stellen, an denen viele Menschen unterwegs sind. Die Mängel bei der Beschilderung wurden nach Angaben der Hochschwarzwald Tourismus GmbH behoben. Die Empfehlung lautet, die Tour mit Hilfe der GPS-Daten aufzuteilen: "Waldfeger" und "Gipfelstürmer" heißen die Schleifen, die separat ausgeschildert sind.

Morgen lesen Sie:
Genüsslich unterwegs – von Freiburg
über Staufen und Sulzburg an den Rhein.

Alle Beiträge der Serie finden Sie unter mehr.bz/fahrradtouren

Auf einen Blick: DER Gipfeltrail

» Strecke: 137 Kilometer
Dauer:
16 Stunden
» Aufstieg/Abstieg: 3942 Meter
Schwierigkeit:
schwer,

gute Kondition und teilweise Technik erforderlich
» Geeignet für Mountainbike
Start und Ziel der Tour:

Bahnhof Neustadt Geogr. 47.910460 N 8.210580 E UTM 32T 441011 5306650. Es sind auch andere Start- und Zielpunkte möglich.
» Koordinaten:

Die GPS-Daten der Tour stehen auf der Homepage des Hochschwarzwald Tourismus kostenfrei zum Download bereit.
mehr.bz/gipfeltrail-hochschwarzwald
Anreise:


Höllentalbahn bis Neustadt
Fahrplanauskunft: http://www.efa-bw.de
» Sehenswertes:

Hochfirstschanze, Mathisleweiher, Feldsee, Titisee, Schluchsee

Einkehrmöglichkeiten

Raimartihof, Unterkrummenhof,
Berggasthaus Stübenwasen,
Brauereigasthof Rothaus in Grafenhausen
» Parken:

Bahnhof Neustadt
Ausleihmöglichkeiten:


Ski Hirt, Neustadt, Tel. 07651/92280

Ressort: Südwest

Dossier: Fahrradtouren

  • Veröffentlicht in der gedruckten Ausgabe der BZ vom Fr, 12. Mai 2017:
  • Zeitungsartikel im Zeitungslayout: PDF-Version herunterladen

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