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Drei Taikonauten fliegen zum Himmelspalast

dpa

Von dpa

Fr, 18. Juni 2021

Panorama

Die chinesische Raumstation Tiangong soll bis Ende 2022 fertig werden / Die Großmacht treibt ihr ambitioniertes Weltraumprogramm weiter voran.

Die Astronauten Tang Hongbo, Liu Boming und Nie Haisheng (von links) winken vor dem Start . Foto: Li Gang (dpa)
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Erstmals seit fünf Jahren hat China wieder eigene Astronauten ins All gebracht. Sie sollen wichtige Funktionen der im Bau befindlichen Raumstation Tiangong (Himmelspalast) testen – und könnten einen Rekord brechen.

Drei Astronauten – oder Taikonauten, wie sie in China genannt werden – haben erfolgreich Chinas im Bau befindliche Raumstation erreicht. Das Raumschiff Shenzhou 12 (Magisches Schiff) mit den Raumfahrern Nie Haisheng, Liu Boming und Tang Hongbo an Bord hob am Donnerstagmorgen vom Raumfahrtbahnhof Jiuquan in der Wüste Gobi ab. Die Reise ist die erste bemannte chinesische Raumfahrtmission seit fünf Jahren.

Das chinesische Staatsfernsehen zeigte Livebilder vom Start und vom Raumschiff, als es etwa 15 Minuten später in der Erdumlaufbahn seine Sonnenflügel ausklappte. Die Astronauten öffneten ihre Helmvisiere und winkten in die Kamera. Etwa sechs Stunden später dockten sie in einem automatischen Verfahren erfolgreich an das Kernmodul Tianhe (Himmlische Harmonie) an. Es ist das bisher Einzige von drei geplanten Modulen, das sich bereits im All befindet. Die Station ist in einer Höhe von etwa 370 Kilometern unterwegs.

Während ihres Aufenthalts im All sollen die Astronauten, die vom 56 Jahre alten Kommandanten Nie Haisheng angeführt werden, Arbeiten an der Station ausführen, wichtige Funktionen des Kernmoduls testen und zudem wissenschaftliche Experimente machen.

Während Nie Haisheng und der 54-jährige Lio Boming zu den erfahrensten Astronauten Chinas gehören, ist es für den 45-jährigen Tang Hongbo der erste Flug. Bleiben sie wie geplant drei Monate auf der Station, wäre es der bislang längste Aufenthalt chinesischer Raumfahrer im All. 2016 hatten die Chinesen Chen Dong und Jing Haipeng einen Monat im Weltraum verbracht.

Das erste Modul der Tiangong, die bis Ende 2022 fertig sein soll, war Anfang Mai ins All geschickt worden. Ende Mai folgte ein weiterer Frachtflug mit Material und Treibstoff. Um die Raumstation fertigzubauen, werden noch zwei jeweils gut 20 Tonnen schwere Labormodule ins All gebracht. Im nächsten Jahr sind zwei weitere Frachtflüge sowie zwei bemannte Missionen geplant. Wenn die internationale Raumstation ISS in den nächsten Jahren wie geplant außer Betrieb geht, wäre China das einzige Land, das noch einen ständigen Außenposten im All betreibt. Chinesische Astronauten durften auf Drängen der USA nicht an Missionen auf der ISS teilnehmen.

China treibt sein ambitioniertes Weltraumprogramm immer weiter voran. Nach mehreren erfolgreichen Flügen zum Mond hatte die Volksrepublik erst Mitte Mai den Rover Zhurong (Gott des Feuers) auf den Mars gebracht. China ist die erste Nation, der dieses Manöver gleich beim ersten Flug zum Roten Planeten gelungen ist. Mittelfristig will China auch Menschen auf den Mond schicken.

Erklär's mir: Warum ins All fliegen?

Astronauten fliegen mit einer Rakete ins Weltall. So weit, so klar. Aber warum eigentlich? So ein Ausflug kostet richtig viel Geld. Im Weltraum ist es eiskalt und die Luft zum Atmen muss man von der Erde mitbringen. Wäre es nicht angenehmer, hierzubleiben? Die Antwort hängt mit einem ganz tiefen Bedürfnis zusammen, dass in uns Menschen steckt. Viele Menschen waren schon immer davon fasziniert, Grenzen zu überwinden und an unerforschte Orte zu gehen. Da spielt es keine Rolle, ob das ein besonders großer Berg ist, ein unbekannter Kontinent oder eben der Weltraum. "Mutig dorthin zu gehen, wo noch kein Mensch zuvor gewesen ist", beschreibt die Science-Fiction-Serie "Star Trek" diese Idee. Astronauten haben allerdings auch eine ganz konkrete Aufgabe bei ihrem Ausflug. Sie sind Wissenschaftler, die die Bedingungen im Weltraum erforschen. Wenn wir erforschen, was im Weltall außerhalb der Erde passiert, können wir daraus auch Rückschlüsse für unser Leben ziehen. Dadurch verstehen wir vielleicht eines Tages besser, was so auf unserem kleinen blauen Planeten passiert.

Ressort: Panorama

  • Veröffentlicht in der gedruckten Ausgabe der BZ vom Fr, 18. Juni 2021:
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