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Das ABC der Wikinger

  • Sa, 14. Oktober 2017
    Neues für Kinder

Die Seefahrer aus Nordeuropa kratzten einst mit dem Messer Buchstaben in Hölzer und Knochen.

Oben das Runen-Alphabet mit 24 Zeichen...aum einer, denn Schulen gab es  keine.  | Foto: nnn
Oben das Runen-Alphabet mit 24 Zeichen. Ob Wickie (unten) schreiben konnte? Eher nicht – das konnte damals kaum einer, denn Schulen gab es keine. Foto: nnn
Eine kurze Nachricht, ein Namensschild, einen Liebesbrief – das schreiben wir schnell mal mit Stift auf ein Stückchen Papier. Aber auch unsere Vorfahren, die Germanen, haben vor vielen hundert Jahren solche Mitteilungen verfasst: in ihrer damaligen Schrift – den Runen

Die Germanen schrieben Runen allerdings nicht auf Papier, sondern ritzten sie in Holz oder Knochen oder meißelten sie in Stein. Daher auch ihre merkwürdig eckige Form – denn mit Messer oder Meißel lassen sich nur schwer geschwungene Linien zeichnen. Viele Runen bestehen nur aus zwei oder drei geraden Strichen. Waagerechte Linien kamen nicht vor, man hätte sie mit der Maserung des Holzes verwechseln können. 24 Zeichen hatte das Runen-Alphabet zunächst, später fielen einige weg, neue kamen hinzu. Runen waren zwischen dem 2. und dem 14. Jahrhundert nach Christi in Gebrauch. Vor allem in Skandinavien, aber auch in Deutschland wurden mit Runen beschriftete Gegenstände oder Gedenksteine aus dieser Zeit gefunden. Unter anderem fand sich ein Liebesbrief aus dem 11. Jahrhundert: "Kysmik" – "Küss mich" – steht auf einem Knochenstück, das in der norwegischen Stadt Oslo gefunden wurde.

Allerdings rätseln die Wissenschaftler bei vielen Dingen immer noch, was sie bedeuten. Auch, weil sie schwer zu lesen sind. Jede Rune stand nämlich nicht nur für einen Buchstaben, sondern hatte auch einen Namen. So hieß die Rune für f Fehu, das heißt Vieh. Schwierig zu lesen sind die Runenschriften auch, weil es keine feste Schreibrichtung gab. Man konnte – wie wir heute – von links nach rechts schreiben, aber auch umgekehrt oder von oben nach unten. Selbst beim Wort Rune – früher sagte man "runa" – sind sich die Forscher nicht einig, was es bedeutet. Die einen glauben, es hieß Geheimnis, Geraune oder Geflüster. Die anderen meinen, es komme vom Wort graben.

Da die Germanen an die geheimnisvolle Kraft der Runen glaubten, verzierten sie Amulette mit Runen – als Schutz und Glücksbringer für denjenigen, der sie trug. Manchmal ritzten sie einfach den Namen des Besitzers auf einen Helm oder eine Waffe – ein Namensetikett sozusagen. Oder aber sie schrieben das Wort Kamm auf einen Kamm. Warum sie das taten, ist bis heute ein Rätsel. Wollte der Besitzer zeigen, dass er so gelehrt war, dass er Runen schreiben konnte? Oder sollte der Kamm mit magischen Fähigkeiten ausgestattet werden? Die Wissenschaftler sind sich darüber nicht einig.

Manche Familien stellten große Runensteine auf, in die sie Inschriften ritzen ließen, die an verstorbene Verwandte, große Reisen oder an besondere Heldentaten erinnerten. Die Inschrift eines Steines im schwedischen Väsby klingt, als hätte sie ein großer Angeber schreiben lassen: "Ali hat diesen Stein sich selbst zu Ehren aufgestellt."

Auch ihr selbst könnt mit Runen schreiben. Schaut euch auf unserem Bild an, welche Rune für welchen Buchstaben in unserem ABC steht. Und versucht doch anschließend mal, euren Namen in Runen zu schreiben. Oder ihr verschickt geheime Botschaften in Runenschrift an eure Freunde.

Ressort: Neues für Kinder

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Sa, 14. Oktober 2017: PDF-Version herunterladen

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