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"Das ist meine Leidenschaft"

  • Leni Strübe, Klasse 4 & Grundschule Hausen im Wiesental

  • Fr, 27. November 2015
    Zisch-Texte

ZISCH-INTERVIEW mit Instrumentenbauer Paul Hailperin über die Fertigung einer guten Oboe, Tonlagen und Instrumententypen.

Zisch-Reporterin Leni Strübe beuchte P...einer Werkstatt in Zell im Wiesental.   | Foto: Privat
Zisch-Reporterin Leni Strübe beuchte Paul Hailperin in seiner Werkstatt in Zell im Wiesental. Foto: Privat

Ich bin Leni Strübe und gehe in die Klasse 4 der Grundschule Hausen im Wiesental. Da ich selber ein Musikinstrument spiele, war es für mich sehr interessant, ein Interview mit dem Instrumentenbauer Paul Hailperin aus Zell im Wiesental zu machen und zu sehen, wie aus einem Stück Holz ein Musikinstrument wird. Paul Hailperin ist Amerikaner und lebt seit über 30 Jahren in Deutschland.

Zisch: Wie sind Sie zu diesem Beruf gekommen?
Hailperin: Das ist eine super Frage! Ich habe gerne schon als Kind mit Holz gearbeitet und Musik gemacht, mit dem Vater Möbel fürs Haus gebaut, und dann kam die Idee, du könntest auch Musikinstrumente bauen. Da habe ich angefangen zu basteln, aus einem Plastikrohr eine Querflöte, später aus Holz ein kleines Klavier. Als Teenager habe ich viel über den Instrumentenbau gelesen. Später als Student der Musik in Basel habe ich in den Sommermonaten bei einem Instrumentenbauer gearbeitet und viel darüber gelernt. Das war meine Passion, meine Leidenschaft. Ich war angefressen von Musikinstrumenten, und das bin ich heute immer noch.
Zisch: Was mussten Sie für diesen Beruf lernen?
Hailperin: Ja, wie soll man das sagen, das Erste ist die Musik! Ich baue Musikinstrumente nicht so als Industrieprodukt, sondern ich baue Instrumente, die dem Musiker dienen sollen. Ich muss wissen, was sie brauchen, und deshalb ist es wichtig, dass ich selber Musik mache. Dann muss man lernen, Holz und Metall zu bearbeiten sowie den Instrumentenbau an sich. Als selbstständiger Instrumentenbauer muss ich auch ein bisschen Geschäftliches können: mit dem Internet umgehen, Rechnungen schreiben und mich mit der Mehrwertsteuer auskennen.
Zisch: Wie lange arbeiten Sie an einer Oboe?
Hailperin: Das ist verschieden, ich baue etwa 15 bis 20 unterschiedliche Typen. Das kann sehr variieren, für die einfacheren Modelle brauche ich zwei bis vier Wochen, für die aufwändigeren bis zu zwei Monate.
Zisch: Wie viele Oboen stellen Sie in einem Jahr her?
Hailperin: Das kommt darauf an, was so bestellt wird. Insgesamt zehn bis zwölf Instrumente im Jahr.
Zisch: Machen Sie alles von Hand oder haben Sie auch Maschinen?
Hailperin: Das ist alles sogenannte Handarbeit, aber ich benutze auch eine Hand-Drechsel-Maschine und eine Bandsäge, um Holzstücke zu sägen. Die Drechselmaschine ist die Hauptmaschine für einen Holzblasinstrumentenbauer, denn fast alles, was wir machen, ist rund.
Zisch: Machen Sie alle Teile selbst oder bekommen Sie manche schon fertig?
Hailperin: Ich bekomme auch manches geliefert. Ein Schallstück aus Messing zum Beispiel bekomme ich von einer Firma aus Basel als Rohling, das muss ich dann noch ganz fertig machen und mit dem Holz verbinden.
Zisch: Klingen alle Oboen gleich oder gibt es verschiedene Tonlagen?
Hailperin: Es gibt Oboen in verschiedenen Längen, und daraus ergeben sich, wie bei der Flöte, die verschiedenen Tonlagen. Auch wenn ich zwei oder drei Oboen gleichen Modells baue, gibt es trotzdem ganz feine Unterschiede. Das ist Handarbeit mit einem Naturmaterial, daher klingt zum Schluss jede Oboe etwas anders.
Zisch: Für wen machen Sie Instrumente?
Hailperin: Für musikbegeisterte Menschen, hauptsächlich für Profimusiker. Es gibt aber auch Leute, die am Feierabend gerne Musik machen. Auf jeden Fall aber für Oboisten, Leute, die sehr ernst Musik machen.
Zisch: Aus wie vielen Teilen besteht eine Oboe?
Hailperin: Gewöhnlich aus drei Teilen, dem oberen, einem Mittel- und einem Schallstück.
Zisch: Wie testen Sie, ob die Oboen auch richtig klingen?
Hailperin: Indem ich sie anblase. Zuerst müssen natürlich die Töne stimmen. Und die Oboe muss sich gut anblasen lassen, dass der Ton gut anklingt, und jeder Ton einen schönen Klang hat. Das probiere ich meistens über eine längere Zeit.
Zisch: Wie sind Sie zum Oboe spielen gekommen?
Hailperin: Anfang der vierten Klasse habe ich mit Klarinette spielen angefangen. Dann wurde ich zu einem Interview im Radio gebeten. In dieser Sendung war auch eine junge Berufsoboistin, von der ich sehr beeindruckt war. Da habe ich sie gefragt: "Kann ich bei Ihnen Unterricht nehmen?" "Ja, natürlich", hat sie gesagt. Und da habe ich angefangen, Oboe zu spielen. Das war Ende der fünften Klasse.
Zisch: Ist Oboe spielen schwierig?
Hailperin: Man sagt ja! Man könnte auch sagen, was man nicht kann, ist schwierig, was man schon kann, ist leicht. Allgemein gilt es als schwieriges Instrument.
Zisch: Reparieren Sie auch Oboen?
Hailperin: Ja, aber hauptsächlich meine eigenen Instrumente. Ich mach es allerdings nicht so gerne.
Zisch: Kann man den Beruf bei Ihnen lernen?
Hailperin: Jein, man könnte viel von mir lernen, aber ich habe keinen Meisterbrief, wie er in Deutschland verlangt wird, um Lehrlinge auszubilden.
Zisch: Machen Sie die Instrumente fertig, und dann kommen die Kunden, oder bekommen Sie einen Auftrag und fertigen nach Wunsch?
Hailperin: Ganz allgemein mache ich sie auf Bestellung, nach Wunsch der Kunden. Es gibt aber auch einzelne Fälle, in denen ich genau das gewünschte Instrument schon da habe.

Ressort: Zisch-Texte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 27. November 2015: PDF-Version herunterladen

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