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Zischup-Schreibwettbewerb Frühjahr 2014

Das Königreich aus Zeitung

  • Hendrik Matthey, Klasse 8 & Freie Waldorfschule Schopfheim

  • Di, 20. Mai 2014, 10:58 Uhr
    Schreibwettbewerb Zischup

Alles nur ein Traum? Hendrik Matthey wird in seinem Text König eines Reiches aus Zeitung.

Es war einmal ein Königreich, ganz tief versteckt in einem Wald. Das bestand fast nur aus Zeitung.
Wenn man über die Straßen lief, raschelte es und man versank wie im Winter.

Wenn man sich umschaute, waren alle Häuser und Laternen aus Zeitung, alle Mülleimer und Gehwege, alle Bänke und Geländer, einfach fast alles. Als wenn man in einem Traum wäre, alles war wunderschön. Wenn man in das riesige Schloss des Königs lief, war das Tor aus Zeitung, und der Boden und die große Treppe, die hinaufragte, alles war so weich und hörte sich so lustig an, dass es Freude bereitete.

Als ich zur Tür des Königs kam, berührte ich den Griff, und er war so weich und doch ein bisschen stachelig, dass es irgendwie kitzelte. Ich öffnete die Tür, war im Saal angelangt, dort, wo ich mit den anderen Rittern immer saß und alles besprach. Denn ihr müsst wissen, ich war Ritter, ein Held für das Volk und das Königreich.

Am Kopfende saß der König, es musste etwas Ernstes sein, denn sonst wurden immer alle herbeigerufen aus dem Ritterstand, es musste etwas sein, das er nur mir erzählen wollte. Er war schon ein älterer Herr, aber ein netter und ein regierungsfähiger Mensch.

Ich setzte mich an das andere Kopfende, aber er sagte "Komm her, mein Junge", und ich setzte mich zu ihm. Er sagte: "Ich muss dir noch etwas sagen." Ich sagte: "Okay", dann fing er an: "Ich wollte dich immer nur beschützen und wollte dich schonen, also sei nicht sauer, ich hätte es dir schon früher sagen müssen – ich bin dein Vater."

Mir kamen die Tränen in die Augen, "Ich kann das verstehen, Vater, du musst nicht betrübt sein, ich habe dich trotzdem lieb." Dann sagte er: "Dann brauchst du mich ja nicht mehr, wenn ich sterbe, wirst du die Krone tragen." Eine Woche danach starb er und ließ nur das Königreich, diese Welt, seine Krone und sein Schloss als Erinnerung da.

So begann mein erster Tag als König, es fühlte sich nicht gut an, wenn man bedenkt, dass der König, mein Vater, erst gestern gestorben war. Also ließ ich eine Beerdigung organisieren, eine Abschiedsfeier, die am nächsten Morgen stattfinden sollte. Der Tag der Trauerfeier brach an, alle kamen in den großen Garten vor dem Schloss. Alle versammelten sich und es begann. Als der Priester fertig war, kam einer nach dem anderen dran, um einen letzten Satz zu meinem Vater zu sagen. Ich war froh, als der Tag vorüber war und ließ mich ins Bett fallen.

Als ich aufwachte und blinzelte, war ich in einem ganz normalen Zimmer, aber huch, was war das, ich hatte noch die Krone aus Zeitung auf. War alles nur ein Traum oder war ich über Nacht wirklich ein Prinz, ein König geworden?

Ressort: Schreibwettbewerb Zischup

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